Hallo! Ich will einmal in die Runde fragen, ob jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat und was ihr so dazu meint.
Ich bin 36, bald geschieden und habe zwei Kinder (5 und 6). Ich versteh mich mit meinem Expartner und Kindsvater gut und wir betreuen beide 50:50. Es ist soweit alles geregelt.
Ich habe mich vor ca. einem Jahr getrennt, doch unsere Beziehung bzw. Ehe war schon länger nicht mehr gesund. Wir hatten zum Schluss hin auch noch ein halbes Jahr eine offene Ehe.
3 Monate nach der Trennung habe ich einen Mann kennengelernt. Er ist 38 und ebenfalls Vater (Kind ist 3.5), der Teilzeit betreut, wie ich. Er ist seit 2 Jahren getrennt von seiner Exfreundin und Kindsmutter. Sie haben ein eher schwieriges Verhältnis und mussten ihren Kram vor Gericht regeln. Er wohnt nicht grad um die Ecke. Es ist genug nah, als dass wir nicht stundenlang mit dem Zug fahren müssen, jedoch zu weit für Spontanbesuche oder so.
Wir kennen uns bald im März ein Jahr. Wir haben uns online kennengelernt und uns gleich gemocht. Beim ersten Treffen hats nicht grad gefunkt bei mir. Jedoch haben wir weiterhin Kontakt gehalten und viele Sprachnachrichten ausgetauscht. Er hat mich irgendwie fasziniert. Wir haben so viele Nachrichten getauscht und er hat sich von Anfang an sehr aufmerksam und interessiert verhalten. Und er hat mich zum Lachen gebracht. Ich steckte und stecke nicht grad in einer einfachen Phase meines Lebens (mit Scheidung und allem). Nach ein paar Wochen, vielen Nachrichten und Telefonaten, habe ich dann gemerkt, dass ich mich in ihn verliebt habe.
Wir haben uns dann verabredet und als ihn damals wiedersah, da wusste ich es. Seit da haben sich meine Gefühle immer mehr verstärkt. Ich bin ein sensitiver Typ - er eher der trockene Rationalist.
Wir sahen uns nicht sehr oft...und wenn, dann immer nur realtiv kurz...einen Abend und eine Nacht...weil wir halt beide durch die Kinder eingeschränkt sind. Er hat mir aber seinen Sohn vorgestellt, was isch sehr schön fand und ich habe es auch als Zeichen gedeutet, dass er mich mag. AUch seiner Mutter hat er von mir erzählt. Unsere gemeinsame Zeit war sehr schön...wir haben eigentlich all das getan, was Paare machen. Wir haben uns geliebt und unterwegs Händchen gehalten und auch draussen waren wir wie ein Paar. Wir hatten einander sehr schnell ins Herz geschlossen, kümmerten und interessierten uns aufrichtig für den Alltag des anderen, für sein Befinden, seine Gefühle und Erfahrungen.
Als ich ihm zwei, drei Monate von meinen Gefühlen erzählt habe (und ich habe nicht das Wort "Liebe" benutzt), da hat er sehr hilflos reagiert. Er war wortlos...verdattert und schliesslich habe ich mich, nach vielen Gedanken dazu entschlossen, die Sache zu beenden. Er hat mir noch eine lange Nachricht geschickt, in der er sein Bedauern ausgedrückt hat und dass es ihm unendlich leid täte. Das hat mich zwar angerührt, aber die Sache nicht verbessert.
Nach ein paar Wochen habe ich ihn aber wieder kontaktiert. Und wir haben freundschaftlich miteinander geschrieben, Sprachnachrichten hin und her geschickt und telefoniert. Und dann haben wir uns wieder gesehen...und das Ganze ging von vorne los.
Der Konflikt war, dass ich mir eine "richtige "Beziehung gewünscht hab...er aber immer erzählt hat, dass er eine so schlimme Beziehung hinter sich hat (die Schwangerschaft war nicht geplant und die Beziehung entstand erst nach der Schwangerschaft...nach der Geburt ging sie dann recht schnell in die Brüche). Er erzählte mich viel von seiner Beziehung und ich kann nachvollziehen, dass er ein gebranntes Kind ist. Auch hat er immer wieder betont, dass wir so weit weg wohnen und dass es irgendwie sinnlos ist.
Im Herbst habe ich ihm dann vorgeschlagen, dass wir einfach nur noch Freunde sind. Er hat am Telefon (wir konnten uns damals gerade wieder Mal längere Zeit nicht sehen) sehr cool reagiert. Dann habe ich zwei Tage nichts von ihm gehört. Das ist sehr aussergewöhnlich, weil wir jeden Tag viele Nachrichten tauschen. Auf meine Frage hin, wie es ihm gehe, meinte er, es ginge ihm nicht gut und er sei sehr traurig...er brauche Zeit für sich.
Ich fühlte mich damals natürlich auch sehr traurig...wir waren es also beide. Wir schickten uns ein paar Tage lang traurige Nachrichten hin und her. Wir schrieben uns und merkten beide, dass wir verzweifelt waren ob der Situation.
Also sahen wir uns wieder uns sprachen miteinander. Er sagte mir, er könne mir halt nicht mehr bieten, als das, was wir hätten. Und ich sagte ihm, dass es doch schön wäre, was wir hätten und dass ich doch nciht mehr wollte. Ich wünschte mir halt einfach, dass er sein Herz öffnete...dass er nicht immer vehement wurde, wenn wir über Beziehung sprachen...oder über das Zusammensein...weil wir doch das schon waren...(er sagte immer: Was ist denn der Unterschied zu einer Beziehung und dem, was wir haben?)
Wir gingen also gemeinsam weiter. Und langsam wurde ich ruhiger. Ich fühlte ihn und fühlte auch, dass es keinen Grund gab, irgendwie etwas zu erwarten. Er schrieb mir mal: "Wenn wir 20 wären und keine Kinder hätten, dann würden wir wohl schon lange zusammen wohnen." Aber eben...es ist einfach anders jetzt. Wir haben beide Kinder und eigene Leben. Das stresst mich nicht, weil alles seine Zeit braucht. Grad mit Kindern ist es wichtig, nichts zu überstürzen.
Als ich eine OP hatte, schrieb er mir vorher, rief mich gleich darauf an...er war so liebevoll zu mir. Wir sind immer füreinander da - halt auch auf Distanz. Ich fühle mich von ihm beschützt und unterstützt. Und er hat mir das auch gesagt, dass er das so empfindet von meiner Seite her.
Das war er immer...und kurz nach Weihnachten feierten wir bei ihm. Wir kamen wieder auf das Thema Beziehung zu sprechen. "Vielleicht war meine Exfreundin meine letzte Freundin. Ich mag das ganze Beziehungsdings einfach nicht." Ich habe ihm inzwischen natürlich gesagt, dass ich in ihn verliebt bin. Er weiss also, wie es um meine Gefühle steht.
In den letzten Wochen habe ich von ihm erfahren, dass er seiner Exfreundin von mir erzählt hat. Wir haben seine Wohnung zusammen umgestellt und er hat mit mir eine Lampe gekauft. Er hat am Anfang meine Sachen immer weggeräumt - jetzt lässt er sie stehen - überall in seiner Wohnung gibt es Dinge von mir...er hat mir zu Weihnachten eine Tasse geschenkt und sich die gleiche gekauft...gesagt, das seien jetzt "Zwillingstassen" und immer, wenn wir Kaffee trinken, können wir aneinander denken.
Als ich letztens traurig war, da ist in den nächsten Zug gehüpft und zu mir gefahren. Ich war ganz baff. In seinem Schrank hab ich ein Regal bekommen...
Er hat mir erzählt, dass er seinen Sohn gefragt hat, wie er denn das fände, wenn sein Papa wieder eine Frau in seinem Leben hätte....
Nun hatten wir das erste Mal ein ganzes Wochenende zusammen. Es war so schön und intensiv. Wir konnten uns nicht loslassen...und ich habe mich so geborgen und aufgehoben gefühlt mit ihm. Es hat sich einfach richtig angefühlt. Ganz unaufgeregt und ruhig...Wir haben in drei Tage lange gequatscht, gelacht und Zärtlichkeiten ausgetauscht. Er hat mir Dinge gezeigt in dem Ort, wo er wohnt...
Nun meine Vermutung: Ich glaube, dass er einfach ganz anders funktioniert, als ich. Vielleicht ist da ein Platz an seiner Seite, den er langsam, ganz langsam freigeben mag...aber vielleicht hat er Angst und ist halt auch gebrannt von Erfahrungen früherer Beziehungen.
Ich bin mittlerweile so weit, dass ich es einfach schätze, was wir haben. Ich wünsche mir, dass er eines Tages meine Jungs kennenlernt und ich seine Familie. Aber irgrendwie ist es auch ganz ok, wenn das nochmals ein halbes Jahr dauert...es ist einfach...schön, ihn zu kennen und ich fühle einfach, dass wir eine eigene Sprache haben.
Hat jemand von euch ähnliche Erfahrungen gemacht?