Zunächst ist deine Geschichte erst einmal traurig zu hören. Fühl dich gedrückt.
Dann muss ich dir sagen, dass du Hilfe brauchst, denn du hast inzwischen ein zwanghaftes Helfersyndrom entwickelt und solltest dich aus dieser Situation herausziehen. Vielleicht mit Hilfe eines Psychologen.
Du bist nicht für das Glück und die Beziehung deiner Eltern verantwortlich! Beides sind mündige und erwachsene Menschen, die ihre Entscheidungen selbst verantworten müssen und können.
Hast du mit deinen 20 Jahren überhaupt den Einblick in die Beziehung deiner Eltern? Woher weißt du, dass dein Vater zu einer anderen Frau fährt? Weshalb streiten sich deine Eltern und warum reagiert deine Mutter so wie sie reagiert? Weshalb ist sie von ihm abhängig?
Du hast nur den Einblick in das, was du wahrnehmen kannst aber nicht wie die Beziehung deiner Eltern tatsächlich ist.
Natürlich klingt die Art und Weise wie deine Eltern miteinander umgehen nicht wirklich gesund aber du kannst nur als außenstehnde deine Bedenken oder deine Beobachtungen nennen. Du bist nicht verantwortlich, dass es deinen Eltern gut geht.
Ich denke der Vorschlag von Holzmichel ist für dich der richtige, dass du ausziehst und deinen Eltern den Grund dafür nennst (ihre Streitigkeiten und ihre - für dich sehr unangenehme und herzzerelißende - Art miteinander zumzugehen, die fehlende Streitkultur, die Verletzheit deiner Mutter, das Weglaufen deines Vaters....) und ihnen empfiehlst eine Paartherapie zu besuchen, damit sie lernen fair miteinander umzugehen und ihre Probleme zu lösen.
Vielleicht ist das der nötige Aha-Effekt, der der richtige Auslöser für eine Änderung in der Ehe deiner Eltern ist.
Ja, du darfst deine Meinung sagen, zu deiner Mutter und auch zu deinem Vater, was du siehst, was du dabei empfindest und was du für falsch hälst. Du merkst sehr viel deine Sichtweisen und keine Schuldzuweisungen in Du-Form. Das führt nur mehr zu Aggressionen, die deine Eltern blockieren und ihre Emotionen eher auf dich lenken (im schlimmsten Fall verbünden sie sich gegen dich). Anschreien hilft garnichts, denn hier lässt du dich auf die gleiche Ebene wie dein Vater herab. Bleib neutral und ruhig, rede deutlich (nicht um den heißen Brei) aber objektiv. Das hilft am ehesten.
Für mehr bist du nicht verantwortlich! Du musst dich um dein Leben kümmern und um dein Studium. Du kannst zwar mitfühlen und unterstützen aber du kannst das Leben deiner Eltern nicht nach deinem Empfinden korrigieren.