Hallöchen,
eine ehrliche (neutrale) Meinung ist wirklich dringend erwünscht, ich bin gerade wirklich etwas verzweifelt. Könnte längerer Text werden, ich bemühe mich aber um eine Kurzfassung. (Edit: Es wurde doch keine Kurzfassung)
Mein Freund (32) und ich (23) sind seit ca. 8 Monaten eigentlich ein recht glückliches Paar. Wir haben immer viel geredet, mit offenen Karten gespielt und anders als meine bisherigen Beziehungen in der Vergangenheit, konnte ich auch immer zu ihm kommen und wir haben immer klar und deutlich miteinander kommuniziert. Also, dachte ich.
Ein etwas sehr leidiges (und sehr energieraubendes) Thema sind die unterschiedlichen Ansichten / Vorstellungen vom Leben. Wir haben uns auf der Arbeit kennen gelernt (er hauptberuflich, ich als Nebenjob neben meiner Ausbildung), für mich war klar, dass ich das niemals weiterführen könnte. Auch unser Kollegium gehört eher dem Altersspektrum an, das nach dem Hauptberuf gerne noch einmal seine Rente etwas aufstocken möchte.
Mein Freund ist eigentlich ein unglaublich kluges Köpfchen (Ich schmeiße ihm einfach eine Jahreszahl hin und er kann mir doch recht detailliert wiedergeben, was damals geschehen ist) und es wurde auch bald eine Herausforderung, irgendwie gemeinsam Zeit zu finden (Nachtschicht). Auch bei gemeinsamen Plänen wurde es immer schwieriger, sich da irgendwie zu einigen, weil er meist nachmittags schon schlafen geht und ich erst nachmittags nach Hause komme. Er hatte mir irgendwann versichert, er wolle das nicht bis zum Ende seines Lebens machen, aber mittlerweile bezweifle ich es, ehrlich gesagt. Die Ausbildung, die er sich als Alternative gesucht hat, wartet noch immer auf seine Bewerbung und er schwärmt seit einiger Zeit wieder vermehrt über seinen jetzigen Beruf, was mich immer mehr vermuten lässt, dass er es gar nicht wechseln will. Was an und für sich für mich nicht so problematisch wäre, wenn er nicht nur Nachtschicht machen würde.
Etwas anderes ist seine permanente Zockerei. Auf der einen Seite verstehe ich es etwas, da es für ihn eine Art Ventil ist, ich hatte auch schon (freiwillig) zurück gesteckt, weil er mit seinen Freunden gerne zocken wollte und habe ihm auch ab und zu meinen PC wochenends für Verfügung gestellt, während ich gelernt / geschlafen habe. Auf der anderen Seite dachte ich, er würde vielleicht auch ein anderes Ventil finden, das wir irgendwie zusammen machen könnten (Sport oder so) und am Anfang hatte er gegen meinen Vorschlag auch keine Einwände gehabt.
Gestern ist es dann einfach wieder etwas eskaliert in einer Diskussion. Wir wollten am Wochenende eigentlich etwas zusammen machen, aber er hatte mir abgesagt, weil er sich wieder physisch noch psychsich wohl fühlte. Was ich auch verstanden habe, er konnte sich auch jederzeit melden, wenn es ihm schlechter ging und er bei egal was, etwas Unterstützung benötigt hätte. Ich hatte bereits anfänglich ein etwas komisches Gefühl, aber hatte mir gedacht, dass es sicherlich einfach nur wieder blöde Gedanken von mir wären. Aber okay, was soll ich sagen? Es hat sich dann doch heraus gestellt, dass er nachts wieder gezockt hat. Und dann tagsüber auch noch. Wenn es ihm psychisch damit besser geht, ist ja okay, aber er hatte sich nicht mal fit genug gefühlt, irgendwelche anderen Aktivitäten zu machen, die wesentlich "schonender" wären, als die ganze Zeit vor dem PC zu hocken.
Ich hatte es kritisiert, weil es mich doch etwas gekränkt hatte (nicht einmal wegen dem, dass wir uns wieder einmal nicht sehen konnten, sondern viel mehr wegen mangelnder "Ehrlichkeit", weil er davor noch große Töne von sich gegeben hat, er würde dann aber nachts definitiv nicht spielen) und irgendwann hatte er dann auch mal die Punkte von sich gegeben, die ihn anscheinend an mir immer gestört haben (die aber bis gestern nicht angesprochen wurden, was ich mir ja eigentlich immer von ihm gewünscht habe, weil ich es ja auch immer so gehandhabt habe)
Er meinte gestern plötzlich, dass er gemerkt hat, dass ich ihn nur liebe, wenn er bessere Arbeitszeiten und ein höheres Gehalt hat, weil ich ihn ja im Alter nicht durchfüttern möchte, wenn seine Rente zu niedrig ist. Ich hatte dazu lediglich gesagt, dass ich einfach schon zwei Beziehungen hatte, in denen der eine hoch verschuldet war, weil es ihm scheißegal war und der andere keinen Bock hatte zu arbeiten. Ich teile gerne das, was ich verdiene, aber ich hatte bis gestern gedacht, dass er meine Ansichten teilt. Und wenn mir das Gehalt so unglaublich wichtig wäre, hätte ich ihn ja auch gleich von Anfang an nicht als Partner ausgesucht oder so. (Außerdem werde ich als Ergotherapeutin auch erst einmal nicht sonderlich viel verdienen, wieso sollte ich da dann selbst so anspruchsvoll sein, was ich selbst nicht erfüllen könnte?) Ich hatte nur um andere Arbeitszeiten gebeten (zumindest unter der Woche), weil er immer mitten in der Nacht aufstehen muss, um zur Arbeit zu fahren (meist zwischen 24 und 01 Uhr und da schlafe ich eigentlich schon 2 oder 3 Stunden).
Ich wäre nicht minimalistisch genug, war ein anderer Punkt. Ich hatte ihm (mehr aus Spaß, weil ich weiß, dass das vermutlich ein "nicht erfüllbarer Traum" meinerseits wird) mal gezeigt, wie ich mir mein absolutes Traumhaus vorstellen würde (Simsverfechter wissen, wie geil es ist, das Haus zu bauen), für mich war das ja nie ein festgesetztes Thema, aber dass er es erst jetzt sagt, fand ich einfach etwas blöd.
Er würde keinen Sport mehr machen wollen, weil er sich von mir unter Druck gesetzt fühlt. Er wüsste, dass er eigentlich nicht mein Beuteschema wäre, weil ich eigentlich auf muskulösere Typen stehen würde. Er wüsste, er wäre niemals gut genug für mich von seinem Äußeren her. Das, muss ich sagen, hat mich mit am meisten getroffen. Erstens, habe ich ihm eigentlich immer und immer wieder gesagt, dass er für mich einfach der schönste Mensch auf der Welt ist (er hat nur eine recht ungepflegte Gesichtshaut, aber das könnte man ja ändern), zweitens, hätte gerade ich am allerwenigsten das Recht so oberflächlich zu sein und mir einen Typen mit 52er Bizeps und am besten einem Sixpack zu suchen, drittens hatte ich immer das Gefühl, wir würden es beide eher aus spaßiger Sicht betrachten, wenn wir uns gegenseitig etwas aufziehen. Aber da habe ich mich wohl geirrt.
Ich möchte natürlich gerne noch einmal mit ihm reden und vielleicht findet sich irgendwie eine Lösung. Wir sind ja auch noch nicht so lange zusammen, als dass ich mir das Recht dabei herausnehmen dürfte, ihn um gefühlte tausend Grad zu verändern. Will ich eigentlich auch so gar nicht. Aber gerade für ein (eigentlich erhofft gemeinsames) Leben hätte ich mir gewünscht, dass sich das wenigstens mit den Arbeitszeiten etwas verändern könnte und dass sich vielleicht auch seine Spielzeiten etwas mindern könnten. Dass das nicht von heute auf morgen geht, weiß ich. Aber das mit den Arbeitszeiten wurde beispielsweise recht früh schon ein Gesprächsthema. Und er meinte ja auch selbst, dass es eine Herausforderung wäre. Er hatte auch schon gemeint, er würde gerne mal mit mir zusammenziehen, aber es ist einfach schwierig, wenn ich tagsüber wach bin und er nachts. Wenn ich aufstehe und aus dem Haus gehe, kommt er und wenn ich wieder da bin, legt er sich eine Stunde später schlafen. Wenn nicht sogar eher.
Ich möchte eigentlich nicht über eine Trennung nachdenken, weil sich auf emotionaler Ebene zumindest bei mir nichts geändert hat. Ich liebe ihn, keine Frage. Aber ich weiß nicht, ob es so viel Sinn macht, wenn man so unterschiedliche Ansichten vom Leben hat. In mancher Hinsicht ließe sich ja ein Kompromiss finden, aber auch die Aussage, dass ich ihn nur liebe, wenn er auch fleißig und viel Geld mitbringt, hat mich unglaublich verletzt. Ich bin etwas geprägt durch meine Vergangenheit, leide immer noch massiv unter Zukunfts - und Existenzängsten, weswegen ich mir eben jetzt auch massiv Gedanken über Altersvorsorge mache und wie viel ich sparen muss, wenn ich mir etwas leisten möchte. Ich möchte auch weder vom Staat, noch vom Partner, noch vom Erbe meiner Eltern in der Zukunft abhängig sein.
Ich weiß gerade einfach nicht mehr weiter. Es raubt mir die Energie, die ich eigentlich für meine Ausbildung und mein Praktikum bräuchte, weil er Dinge von mir erwartet, die er auch allein schaffen müsste. Ich habe manchmal das Gefühl, seine Babysitterin oder Mama zu sein, sonst schafft er die Sachen nicht. Aber am Ende ist das dann auch wieder nicht richtig und ich zwinge ihn in ein Leben, das er anscheinend nicht möchte.
Wie seht ihr das? Bin ich vielleicht auch einfach nur zu fordernd und habe zu hohe Erwartungen?