Hallo zusammen,
da ich bereits in mehreren englisch-sprachigen Foren gefragt habe und mir niemand helfen konnte, dachte ich mir, dass ich mich mal hier melde und hoffe, dass mir irgendjemand helfen kann. Es wird vielleicht etwas länger, aber ich würde mir wünschen, dass sich einige die Zeit nehmen, meine Leidensgeschichte zu lesen.
Ich bin 25, weiblich und leide seit meiner Kindheit an chronischem Mundgeruch. Der Geschmack und der Geruch sind sehr faulig und stechend und lassen sich nicht durchs Zungenputzen entfernen. Meine Zunge sieht auch sehr ‚haarig‘ aus. Die Zungenpapillen bleiben auch nach dem Putzen weiß und lang. Der Belag ist moderat, also keine dicke Schickt, lässt sich aber nicht komplett abkratzen. Ich habe viele Mundspülungen und orale Probiotika ausprobiert, ohne Erfolg. Ich rieche meinen Atem selbst, wenn ich meine Zunge ausstrecke und einatme, auch wenn ich eine Maske trage. Es ist Folter. Ich kann mich an keine Zeit in meinem Leben erinnern, in der ich dieses Problem nicht hatte. Meine erste Erinnerung daran liegt jedoch in der 3. Klasse, als ich merkte, dass ich einen total ekligen Geschmack im Mund habe, der auch durch Trinken, Essen und natürlich auch durch Mundpflege nicht weggeht. Ich habe das ganze nicht so ernst genommen und einfach angefangen, permanent Kaugummi zu kauen und Abstand zu meinen Mitmenschen zu halten. In der Mittelstufe fing das ganze an mich mehr zu belasten, da ich natürlich anfing Interesse an Jungs zu zeigen und mir bewusst war, dass es so nie klappen wird. Auch wurde ich mehrmals darauf hingewiesen von Freunden und Familie.
Nach dem Abitur fing ich aktiv an, nach einer Ursache zu suchen und war folglich bei mehreren Ärzten. Der Zahnarzt ist hierfür natürlich die erste Anlaufstelle: mir wurde bestätigt, dass alles in Ordnung sei und auch mein Backenzahn, der eine Füllung wegen Karies hat, ist in Ordnung. Mein Kieferorthopäde und der Zahnchirurg, der mir meine Weisheitszähne entfernte, bestätigten mir dies ebenfalls.
Nächster Schritt: Hals-Nasen-Ohrenarzt. Da ich auch oftmals eine volle Nase und chronische Schleimbildung im Hals habe, führte mich mein Weg zu diesem und ich erhoffte, endlich eine Lösung zu finden. ‚Leider‘ bestätigte mir dieser ebenfalls, dass mit meinen Nasennebenhöhlen und mit meinem Rachen alles in Ordnung sei. Er empfahl mir einen Internisten aufzusuchen.
Bevor ich dies tat, recherchierte ich sehr viel zu diesem Thema. Ich entdeckte die sogenannten Mandelsteine, die tierischen Mundgeruch verursachen können. Tatsächlich fand ich einige, die ich daraufhin mit Wattestäbchen und später auch mit einer Wasserdusche entfernte. Dies tue ich auch immer noch, da ich direkt spüre, wenn ich einen habe, da mein Atem dadurch NOCH schlimmer wird. Leider löste es mein Problem nicht, obwohl meine Mandeln (und auch der Bereich dahinter, ich bin sehr gründlich) sauber sind. Der HNO-Arzt bestätigte mir dieses und hat sich klar gegen eine Mandel-OP geäußert, da ich noch nie im Leben eine Mandelentzündung hatte.
Na gut, ich meldete mich bei einem Gastroenterlogen und vereinbarte eine Magenspiegelung, da ich auch manchmal unter Reflux leide. Daraufhin kam raus, dass mein Muskel zwischen Magen und Speiseröhre etwas lose ist und dadurch ab und zu Magensäure aufsteigt und diese Symptome verursacht. Es sei aber nicht dramatisch, da auch keine Verätzungen oder sonstige Probleme zu finden sind. Es befänden sich auch keine Bakterien im Darm (das Bakterium H Pylori kann ebenfalls Mundgeruch verursachen), eine Gastritis hätte ich auch nicht. Er verschrieb mir Säureblocker, welche ich wochenlang ohne auch nur eine ansatzweise Änderung in meinem Atem einnahm. Ich setze diese ab, da sie auf lange Sicht starke Probleme verursachen können und mein Reflux ziemlich schwach ist und mich nicht weiter belastet.
Nach den Arztbesuchen war ich verzweifelt und versuchte, die Sache selbst in den Griff zu kriegen. Ich machte zwei Mal einen Candida-Test (ein Pilz, der den Mund und Darm befallen kann), der leider negativ ausfiel und ließ auch meine Darmflora mit einem Stuhltest testen, da ich ebenfalls unter Akne und Neurodermitis leide und somit hoffte, dass das alles mit meiner Darmgesundheit zusammenhängt. Auch litt ich meine gesamte Kindheit und Jugend unter Verstopfungen, welche ich mittlerweile gut in den Griff bekommen habe. Es kam raus, dass ich eine vermehrte Fäulnisflora hätte, die durch einen erhöhten Eiweiß-Konsum verursacht ist. Komisch nur, dass ich eigentlich Jahre lang Vegetarier war und auch heute kam Fleisch esse. Milchprodukte in einem gesunden Maße. Auch sind die Bakterien „Lactobacillus“ und „Enterococcus“ stark vermindert, während „Escherichia coli“ erhöht ist. Der pH-Wert meines Stuhls ist viel zu basisch mit einem Wert von 7,5 (Normbereich ist um 6,5 herum). Ich habe zwar bereits Probiotika eingenommen, aber stellte vor einigen Wochen zusätzlich komplett meine Ernährung um. Ich ernähre mich vegan, gluten- und zuckerfrei, trinke mindestens 2 Liter Wasser am Tag und bediene mich reichlich an Kräutern und genügend Ballaststoffen. Mein Atem hat sich nicht ansatzweise verbessert oder gar geändert.
Dinge, die ich bereits ohne jeglichen Erfolg ausprobiert habe:
- Verdauungsenzyme
- HCL Betain
- Probiotika
- Molybdän (kann bei Dünndarmfehlbesiedlungen hilfreich sein)
- Nasenduschen
- Natronwasser, um die Magensäure zu neutralisieren und auch zum Putzen meiner Zunge
- Aloe Vera
- Collagen (bei durchlässigem Darm)
- Kurkuma
- Säureblocker
- Kieselgur
- Magnesium
- Chlorophyll
- Oregano-Öl
- Selleriesaft
- Berberin
- orale Probiotika
Auch habe ich Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Gluten- und Laktoseintolerant fallen aufgrund meiner Ernährung raus) und eine Dünndarmfehbesiedlung im Blick, da ich ab und zu an Blähungen und Verdauungsproblemen leide, kann diese aber nicht testen lassen aufgrund von der Maskenpflicht. Ich möchte meine Leber- und Nierenfunktion testen lassen, da ich so verzweifelt bin. Eine Histamin-Intoleranz lässt sich auch nicht ausschließen.
Es fühlt sich so an, als würde ich in meiner persönlichen Hölle leben. Weder Ärzte, noch die Hunderten Euros, die ich für dieses Problem ausgegeben habe, konnten mir helfen. Dieser widerliche, faulige Geruch und Geschmack ist immer da. Vor allem morgens fühlt sich mein Mund so pelzig und eklig an, dass ich kotzen könnte. Auch eine gründliche Mundpflege mit Zahnseide und Mundspülung befreit mich nur für einige Minuten. Ich habe sogar eine Genmutation oder Vererbung im Betracht gezogen, aber in meiner Familie leidet sonst niemand darunter. Leider bilde ich mir dies nicht ein, da ich es in der Maske selber rieche und wie gesagt auch von einigen Mitmenschen bestätigt bekommen habe.
Für diejenigen, die bis hierher gelesen haben: Vielen Dank! Ich bin wirklich extrem dankbar für jede auch so kleine Hilfestellung.
Liebe Grüße