Hallo,
ich bin gerade sehr verblüfft, denn bei meinem Partner ist es fast genauso. Nur bin ich als Frau diejenige, die Intimität und Zärtlichkeiten vermisst. Ich muss dazu sagen, dass ich 35 bin und er 62. Also noch unkonventioneller als bei dir. Und ja, ich liebe ihn wirklich.
Wir reden inzwischen auch mehr darüber als uns lieb ist und er meint immer, er hat Lust auf mich, aber wenn wir zusammen sind, dann kommen immer Kleinigkeiten dazwischen. Wenn wir abends kuscheln, bleibt es dabei, obwohl er genau weiß, das wir lange keinen Sex hatten und ich immer wollüstig sein kann. Es muss ja auch nicht immer nur Sex sein, einfach nur Intimität jeglicher Art reicht ja auch, aber nicht mal das. Kuscheln ist auch schön, ja, aber es reicht mir nicht. Ich habe dadurch leider auch nicht das Gefühl, begehrt zu werden.
Er war Berufssoldat und viel im Einsatz. Er meint immer, er kennt es halt nicht so intensiv, wie ich es wohl gern hätte, weil er es nie so haben konnte. Aber inzwischen kommt es mir auch schon so vor, dass es nur Ausreden sind. Denn als wir zusammen gekommen sind, war alles gut. Er wollte Sex, hat mehr meine Nähe gesucht und mich berührt und wann immer er konnte, das Fummeln begonnen. Und nun ist alles weg.
Ich habe das Gefühl, daran zu zerbrechen. Aber aufgeben will ich ihn nicht, weil er ein wundervoller Mann ist. Er ist aufmerksam, fürsorglich, er würde alles für mich tun. Nur dieser eine Bereich klappt nicht so recht und wirft mich manchmal so sehr aus der Bahn, dass ich es nicht ertrage, wenn er meine Hand greift, weil ich weiß, dass dann auch nicht mehr kommt. Ich will dann auch nicht schmollen, aber es passiert, weil ich fürchte, schreien zu müssen, wenn ich auch nur den Mund aufmache. Dann lieber schweige ich und heule für mich im Stillen, um wieder runterzukommen.
Wir sehen uns meist nur am Wochenende und genau dann denke ich immer, wenn man sich schon nicht täglich sieht, dann freut man sich doch auf den anderen und sucht Intimität. Ja, nix ist.
Ich habe ihn auch schon gebeten, mir einfach die Wahrheit zu sagen, was los ist, auch wenn es mir nicht gefallen sollte oder er denkt, mich damit zu verletzen. Ich will einfach nur die Wahrheit, weil glauben kann ich ihm diese Kleinigkeiten langsam nicht mehr. Er sagt, er liebt mich, aber er handelt im Bereich Sex und Intimität nicht so.
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es nur am Alter liegt. Er hat keine Erektionsprobleme.
Manchmal denk ich wirklich, er ekelt sich vor mir, weil ich nun mal sehr straff gebaut bin. Aber er hatte auch schon vor mir Frauen, die so gebaut waren wie ich und das lief auch. Aber selbst da meinte er, hatten sie nicht mehr Sex als wir beide jetzt.
Es ist schwer für mich, das zu verstehen und ich mache mir jeden Tag den ganzen Tag darüber Gedanken. Leider kommen mir auch schon Szenarien in den Kopf, die mit Trennung zu tun haben, weil ich manchmal, wenn ich Lust hätte, ich aber merke, da kommt nichts von ihm, so sehr enttäuscht bin, dass ich am liebsten hinschmeißen und meine Sachen packen möchte. Ich will auch nicht jedes Mal diejenige sein, die den Anfang macht. Denn mittlerweile fühlt es sich so an, als würde ich danach betteln und es fordern, wenn er nie den ersten Schritt macht.
Doch genauso will ich auch nicht, dass er es aus Gefallen mir gegenüber macht. Ich will, dass es sein Wunsch, sein Bedürfnis ist, mich spüren, verführen, küssen etc zu wollen.
Es ist schwierig, aber ich gebe noch nicht auf.
Du siehst, ich verstehe dich total. Leider weiß ich aber nicht wirklich einen Rat.
Reden ist gut, aber ja, man kann es auch zerreden, so dass es früher oder später den anderen nervt und alles in die Brüche geht. Das ist meine Angst dabei. Ich trau mich inzwischen gar nicht mehr, an ihm zu spielen, weil ich Angst habe, wieder abgewiesen zu werden.
Aber vielleicht könntet ihr ja so Pärchen-Gutscheine einführen. Es gibt viele verschiedene, mit Erinnerungen schaffen, Zärtlichkeiten austauschen, Unternehmungen oder oder. Die sind toll und bringen euch vielleicht auch wieder näher. Könnte man täglich einen ziehen und umsetzen oder eben in einem Intervall, was euch passt.
Ich hatte zu Weihnachten einen Kalender für meinen Schatz gemacht und solche Gutscheine verwendet.
Was ich auch überlegt habe, sind Briefe zu schreiben. Vieles, was man sich nicht traut, persönlich zu sagen, schreibt man oft in Briefen. Die könnte jeder für sich lesen und entweder darauf antworten oder reagieren oder es ändert sich doch etwas. Wichtig ist halt, dass man nicht nur, am besten garnicht vorwurfsvoll klingt, dass man selbstreflektiert schreibt und auch mal gesteht, selbst Macken oder Fehler oder Überreaktionen gezeigt zu haben, so dass sich alles die Wage hält - weil es gehören immer zwei dazu.
So könnte man aber auch direkt mal fragen, was sich der andere wünscht, ob er zufrieden ist, so wie es derzeit ist oder ob sich etwas ändern sollte, wie der gegenüber es sich optimal vorstellen würde. Oder ob wann auch immer irgendetwas vorgefallen ist, dass es jetzt so ist, wie es eben ist.
Und dann schaut man, ob es kompatibel und machbar ist. Und wenn nicht, naja, dann heißt es leider Abschied oder ein jeder überlegt, ob es Kompromisse gibt oder ob man bereit ist, Abstriche zu machen. Nur Abstrich bedeuten langfristig auch unglücklich zu sein und das führt oft zu Depressionen und verleitet vielleicht auch zum Fremdgehen, emotional und physisch.
Mein Partner findet es zum Beispiel so, wie es derzeit ist, gut. Nur ich leider nicht. Ich brauche nicht jeden Tag Sex oder so. Aber dennoch will ich mich begehrt von ihm fühlen. Ich will es spüren, dass er Lust auf mich hat und mir nicht nur Honig ums Maul schmiert, wenn er spricht. Taten eben.
Ich hoffe, sehr für dich, dass ihr einen Weg findet; dass ihr wieder zusammenfindet, dass ihr beide glücklich dabei sein könnt.
Liebe Grüße und alles Gute