Jetzt ist sie da...
Am Donnerstag den 31.1. kam die Mutter des Kindes meines Freundes ins Krankenhaus. Diagnose: schwere Schwangerschaftsvergiftung. Die Kleine wuchs bereits zwei Wochen nicht mehr, hatte kein Fruchtwasser mehr und die Blut und Leberwerte der Mutter waren schlecht.
Mein Freund machte sich wahnsinnige Sorgen (um das Kind) und fuhr am Abend nach der Arbeit zu ihr ins Krankenhaus.
Am nächsten Tag wurde die kleine per Kaiserschnitt geholt. Fünf Wochen zu früh, viel zu klein für die 35. SSW, keine 1900 gr leicht.
Für die Gedanken, die ich in ihren ersten Lebenstage hatte und leider auch immer noch habe schäme ich mich sehr. Aber sie sind da.
Am Freitag, als die Kleine auf die Welt gekommen war und er aus dem Krankenhaus wieder kam sagte ich ihm , dass ich nicht mehr kann. Ich bin müde und weiß kaum noch wer ich eigentlich bin. Es sei zu ende.
Auf meinen Wunsch hin verbrachte er die Nacht mit unserem Sohn zusammen bei einer Veranstaltung der Vereinsjugend, bei der er auch aktiv ist. Er bat mich noch einmal darüber ernsthaft nachzudenken.
Die Nach über schlief ich kaum. Wie so viele Nächte unzählige zuvor auch.
Am nächsten Mittag kamen er und unser Sohn nach Hause. Eigentlich wollte ich erst am Abend mit ihm reden, jedoch drängte er auf eine Antwort.
Wir zogen uns zurück und ich erläuterte ihm meine Beweggründe. Ganz ruhig, mit allem, was ich empfand, was mir weh tat, dass ich die Verwirrung unseres Sohnes immer wieder mitbekommen würde, der mit der ganzen Situation nicht wirklich umzugehen wisse, was er als Vater scheinbar gar nicht mitzubekommen scheinen würde, dass die Zukunft, wie sie sich mir im Moment gestalten würde mir vorkommen würde, wie eine schlechte Daily Soap, ich seine Tochter nie wirklich in unserer Familie akzeptieren könne, weil er dadurch immer Kontakt zu ihrer Mutter hätte, die ich mittlerweile so sehr hasse, wie ich noch nie jemanden in meinem ganzen Leben gehasst habe und immer mit der Angst leben würde, dass die Gefühle, die er doch angeblich nicht mehr für sie haben würde wieder hochkommen würden und sie durch das Kind noch viel enger mit ihm verbunden sein würde, als es davor jemals der Fall gewesen sei.
All das würde mir unsagbar weh tun, in mir Selbstzweifel wecken, mich von Tag zu Tag mehr verbittern.
Auch für seine Beziehung zu seiner Tochter wäre es wohl besser, wenn wir uns trennen würden, da ich dem immer wieder im Weg stehen würde.
Zum ersten Mal seit so unendlch langer Zeit habe ich ihn weinen gesehen. Er sagte mir, er habe damals den größten Fehler seines Lebens begangen, als er mit ihr geschlafen hatte. Eine Beziehuing zu dem Kind könne er gar nicht richtig aufbauen, da wegen ihr seine Familie kapputt gegangen wäre und ich gegangen bin.
So verzweifelt habe ich ihn glaube ich noch nie gesehen und es tat mir im Herzen weh. Ich fing an zu weinen und konnte mich kaum mehr einkriegen. Er nahm mich in den Arm und ich weinte eine gefühlte Ewigkeit...
Am nächsten Tag kam ich noch einmal auf das Thema zu sprechen und sagte ihm, dass meine Entscheidung, egal, was in der Nacht geschehen sei, stehen würde. Sex würde Probleme nicht lösen und Verletzungen nicht heilen. Er wurde sauer und beschimpfte mich wütend, er würde es mir garantiert nicht so einfach machen und garantiert nicht aus der Wohnung ausziehen, er würde mich nicht so einfach ziehen lassen, wenn er das doch nicht wollen würde.
Da erkannte ich, mal wieder unser eigentliches Grundproblem.
In den letzten 12 Jahren ging er seinen Weg ohne effektieven Wiederstand von mir und wenn ich dann wirklich mal etwas gegen Entscheidungen von ihm hatte juckte es ihn nicht wirklich. Er ging einfach seinen Weg. Genau das warf er mir dann vor. Ich wäre nicht kompromissbereit und seine Handlungen wären ja lediglich trotzreaktionen von ihm gewesen. Ich dachte wirklich ich würde nicht richtig hören. Er war so sauer und wütend. Redete sich mal wieder so sehr in Rage, dass ich ja wenn es wirklich um etwas gehen würde nie einen Kompromiss eingehen oder überhaupt suchen würde...
Unter seiner Drohung mir das Leben schwer zu machen bin ich darauf eingegangen in den der nächsten Zeit nach akzeptabelen Kompromissen zu suchen...