Hallo Community,
ich brächte mal die Meinung und Tipps von euch. Ich bin neu hier und hoffe in der richtigen Kategorie gelandet zu sein.
Ich bin 20 Jahre alt und wohne mit meiner Mama und einem gemeinsamen Hund und Katze im „selbstgebauten“ Eigenheim. Mein Vater ist vor über 18 Jahren gestorben und sowohl meine Mama als auch ich sind single. Jetzt ist es so, dass ich meine Mama über alles liebe, aber wir einfach unsere Probleme haben. Vielleicht liegt es am übermäßigen Östrogen im Haus oder was auch sonst. Ich fühle mich oft einfach als Partnerersatz für meine Mama und die Verantwortung für den Hund fühlt sich an, als hätten wir beide ein gemeinsames Kleinkind. Ich trage natürlich auch meinen Teil dazu bei, dessen bin ich mir bewusst, habe an mir gearbeitet und tue es immer noch, aber es gibt keine langanhaltenden Verbesserungen. Meine Mama empfindet mich des Öfteren als emotional anstrengend und bestrafend, ich finde meine Mama teils egoistisch und auch etwas klammernd. Da ich ein Fernstudium absolviere bin ich sehr viel daheim und lebe sehr zurückgezogen in meinem Zimmer. Meine Mama arbeitet nur einmal die Woche und ist ansonsten auch sehr viel daheim. Corona tut da seinen Teil auch noch dazu. Wir sind beide keine großen Fortgänger, aber wenn Mama mal bummeln gehen will, dann will sie, dass ich mitgehe. Bummeln ist für mich allerdings die größte Folter, weshalb ich meistens Nein sage und ich daraufhin beleidigte Blicke ernte. Sie will mit mir oft zusammen Filme und Serien schauen, ich aber nicht immer, da unsere Geschmäcker einfach auseinander gehen. Kartenspielen und Backen wünscht sie sich auch von mir, ich aber nicht. Es ist nicht so, dass ich Garnichts mit ihr machen möchte, es gibt aber einfach wenig Dinge, bei denen sich unsere Interessen überschneiden. Ich habe extra ein Brettspiel für 2 Personen gekauft, das haben wir bisher aber nicht gespielt. Ich verstehe meine Mama sehr gut, ich wohne daheim, bin immer verfügbar und der erste Ansprechpartner, wenn man aus dem Bett aufsteht. Ich möchte aber nicht einen Partner ersetzten und für Nähe und Kuscheln zuständig sein. Mich stört es extrem, dass sie beim Klogang immer die Tür offenlässt und wir haben im Erdgeschoss nur einen offenen Wohnraum, in dem Küche, Wohnzimmer und Esszimmer in einem ist und die Toilette direkt angrenzt. Außerdem respektiert sie meine Privatsphäre nicht immer, platzt plötzlich in mein Zimmer oder ins Bad, wenn ich drinnen bin. Ich habe ihr bereits gesagt, dass mich das stört, aber langfristig hat es nichts verändert.
Ich finde unsere Rollen stimmen auch nicht immer. Manchmal ist sie Mutter und ich klassisch Tochter und wann anders sind wir plötzlich „Partner“, die gemeinsam durch schwere Zeiten müssen und wiederum wann anders bin ich die „Mutter“ im Haus und sie lässt den Haushalt schleifen. Ich verhalte mich auch nur zuhause so, bei Freunden, in der Schule/Studium, bei meiner Oma und auf der Arbeit bin ich anders. Ich komme durch die Haustür und wenn meine Mama da ist, ist meine Gute Laune wie weg und ich falle wieder in meine kalte Abwehrhaltung. Ich kann mir das nicht erklären, warum meine Mama sowas bei mir auslöst. Ich will das auch nicht, aber in mir ist das so tief verwurzelt, dass ich da nicht gegen ankomme. Sie hat auch ein Problem, wenn ich einen Mann mitbringen würde, weil unser Haus halt einfach recht offen gebaut ist und sie nicht einem halbnackten Mann morgens im Bad begegnen will. Absolut verständlich, das würde ich als Tochter auch nicht wollen, auch wenn es mich freuen würde, wenn sie sich mal wieder verlieben und auf Wolke 7 schweben würde.
Ich bin langsam verzweifelt, wie sich unsere Beziehung noch entwickelt. Ich würde mir ein gutes Verhältnis zu ihr sehr wünschen, sie sich zu mir auch, aber es hapert einfach irgendwo. Ich denke eine räumliche Trennung wäre am sinnvollsten, ich habe aber bedenken, wie meine Mama damit zurechtkommt. Da ich eine recht hohe Halbwaisenrente bekomme, würde ihr die bei einem Auszug von mir natürlich fehlen. Zu dem wäre das Haus viel zu groß für eine Person und die Verantwortung für den Hund und die Katze hängt dann komplett an ihr. Das war ihr bei der Adoption der Tiere auch bewusst, aber ich glaube sie rechnete nicht so schnell mit einem Auszug. Mein Bruder wohnte noch mit 24 zuhause und würde es vermutlich noch immer tun, wenn wir noch eine Einliegerwohnung hätten.
Ich könnte mir einen Auszug leisten, vorausgesetzt mein neuer Job macht mir langfristig spaß und ich arbeite in Teilzeit (bis zu 20h/Woche) neben dem Studium. Ich habe mir auch eine gute Reserve angespart, für Notlagen. Angst allein zu wohnen habe ich auch nicht, eher im Gegenteil ich sehne mich seit längerem danach. Selbstständig zu sein. Ich bin nur etwas zwiegespalten, weil ich mir, wenn ich zuhause wohnen bleiben würde, ein richtig gutes Startkapital ansparen könnte, das kann ich bei Mietkosten etc. nicht bzw. nicht so schnell und viel. Und einmal ausgezogen darf ich nicht mehr zuhause wohnen, falls ich meine Meinung aus finanziellen Gründen etc. ändern würde. Meine Mama weiß von meinen Auszugswünschen und sie fasst es so auf, als wäre es gegen sie gerichtet und sie wäre „schuld“.
Ist das zwischen uns „normal“ und zwischen Mutter und Tochter gibt es einfach mehr Reibereien oder bin ich/wir einfach zu kindisch und festgefahren?
Steckt oder steckte schonmal jemand in so einer Lage und wie hat sich das gelöst?
Wie denkt eine Mutter darüber? Spielen hier sowas wie Verlustängste seitens meiner Mum eine Rolle?
Ich bin um jeden Ratschlag und Erfahrungswerte dankbar!