Liebe Marie,
ich habe beide Artikel von dir durchgelesen und bin erschrocken wie dein Partner sich dir gegenüber verhält. Beide Artikel zusammen lassen mich auf eine toxische Beziehung schließen, genau wie du vermutest. Besonders erschreckend habe ich die massive Abwertung gegenüber deinem Körper empfunden. Auch kann ich nachempfinden, wie quälend und ausweglos du diese Situation empfinden musst. Meistens gibt es schon zu Beginn solcher Beziehungen kleine Auffälligkeiten, ungutes Gefühl im Bauch o.ä. die wir aber konsequent ignorieren. Dann geschieht etwas, worauf praktisch niemand einen großen Einfluss nehmen kann. Wir sind bemüht nach Lösungen zu suchen. Wir nehmen das "ungute Bauchgefühl" als Anfangsschwierigkeiten wahr. Manchmal wollen wir auch nicht vorschnell aufgeben, weil es diese wunderschönen Momente gibt, die uns an diese Beziehung glauben lassen und wir sie für absolut lohnenswert erachten.
Niemand geht freiwillig in eine toxische Beziehung. Wir wissen es zu Beginn nicht. Den Übergang könnte man fließend bezeichnen und du denkst dir, das kann doch nicht wahr sein, warum passiert das ausgerechnet mir. Es kann jedem passieren, egal ob Frau oder Mann. Alte Verlassensängste aus der Kindheit stecken sehr oft hinter diesen Mechanismen oder schwerwiegende Trennungserfahrungen. Diese sind uns in der Regel nicht bewusst.
Was kannst du jetzt tun...
Es ist sehr wichtig, dass du dir ein förderndes "nährendes" Umfeld suchst. Eine gute Freundin oder auch eine Therapeutin. Mit fördernd ist gemeint, dass diese Person deine momentane Situation anerkennt und dich erzählen lässt. Dich aufbaut und dir Mut macht, dich aus dieser Situation zu lösen. Dabei sollte man wissen, dass es sich um einen längeren Weg handeln kann. Ein Absprung aus toxischen Beziehungen ist nicht leicht. Es gilt erst die entstandene emotionale Abhängigkeit aktiv anzugehen.
Achtung Trigger!
Ein erster Schritt ist immer das Eingeständnis, hier passt etwas ganz und gar nicht. Ich befinde mich in einer ungesunden Beziehung. Im zweiten Schritt solltest du alle negativen Erfahrungen und Erlebnisse deiner Beziehung verschriftlichen. Versuche das bitte so genau wie möglich für dich zu tun. Das wird bereits nicht leicht sein, weil dein Gehirn dir mit den schönen Seiten in die Quere kommen wird. Mit Hilfe deiner Freunde, deines "nährenden" Umfeldes entwirfst du einen Plan, wie du Stück für Stück daran arbeitest aus dieser Beziehung auszusteigen. Hast du den Absprung geschafft, nehme den Zettel mit den negativen Erlebnissen zur Hand. Ein Grund, warum es häufig zu On/Off Klassikern kommt ist der, dass unser Gehirn nach der Trennung die schlechten Momente verdrängt und die schönen in den Vordergrund rückt. Ein wichtiger Punkt ist das Selbstwert Thema. Wenn es hier um massive Abwertungen ging, auch im Hinblich auf deine Anorexie empfehle ich therapeutische Begleitung. Du kannst damit beginnen Dinge alleine zu planen. Erschaffe dir Erfolgserlebnisse und arbeite an deinem Mindset, indem du negative Gedanken umformulierst. Finde alte Glaubenssätze, spüre sie auf und hinterfrage sie "ist das wirklich wahr".
Es ist ein Schritt für Schritt Weg, der sehr lohnenswert sein kann. Einen Satz den ich dir mitgeben möchte und von dem ich aus eigener Erfahrung überzeugt bin, lautet: In jeder Krise steckt eine große Chance.
Ich möchte dir auch noch ein Video von Birgit Untermaier empfehlen zur emotionalen Abhängigkeit, aus Youtube kopiert, wenn du dich stark genug fühlst.
LG Sis