> So werden Frauen genötigt, ein Leben lang mit einem ungewollten Kind leben zu müssen.
[Zynismus ein.]
Wieso? Gibt es in Texas keine Babyklappen wie in Deutschland?
[Zynismus aus.]
Zynismus beiseite. Ich möchte auf das folgende hinaus:
Ein Kind auszutragen, d.h., biologische Elternschaft, ist etwas anderes als nach der Geburt die soziale, juristische und finanzielle Elternschaft zu übernehmen.
Warum treiben Frauen ab?
Kaum eine Frau wird sagen: "Ich treibe ab, weil das Kondom geplatzt ist." Sondern: "Ich treibe ab, weil Mutterschaft bzw ein weiteres Kind mich in dieser Welt in meiner Daseinsbewältigung überfordern würde."
In den allermeisten Fällen also nicht weil es bei der Verhütung gehapert hat, sondern weil die Gesellschaft biologische Elternschaft so sehr mit sozialer, juristischer und finanzieller Elternschaft verknüpft, dass diese Frauen befürchten, in ihrer Lebenssituation nicht mehr klarzukommen wenn ein (weiteres) Kind dazukommt, für das sie die soziale, juristische und finanzielle Elternschaft (mit)übernehmen sollen. Warum befürchten sie das? Letztenendes weil die Welt ein lebensfeindlicher Ort ist und nicht jede/r die Chance hat, zu lernen, wie man in ihr klarkommt, und Möglichkeiten zu nutzen. Zum Teil liegt das an der Begrenztheit weltlicher Ressourcen. Aber in vielen Daseinsbereichen ist die Lebensfeindlichkeit von Menschen gemacht.
Das kapitalistische Texas ist derzeit noch unsolidarischer als die soziale Marktwirtschaft Deutschland.
Bei meinen Jobs in der Kinderklinik sehe ich einiges.
Wie sind eigentlich die Zahlen? Werden mehr bereits entstandene Kinder durch den Straßenverkehr totgefahren/zu Krüppeln gemacht oder werden mehr sich noch in ihrer Entstehung befindliche Kinder abgetrieben?
Falls ersteres: Es geht doch um den Schutz des Lebens. Warum werden sich noch in ihrer Entstehung befindliche Kinder vor Abtreibung geschützt, aber Straßenverkehrswesen und Kraftfahrtwesen werden nicht zugunsten des unbedingten Schutzes bereits entstandener Kinder verändert? Warum werden bereits entstandene Menschen zB in den USA nicht vor der Wehrpflicht geschützt sondern ggfs zwangsrekrutiert und gnadenlos verheizt? (In Deutschland ist übrigens die Wehrpflicht nicht abgeschafft, sondern nur der Grundwehrdienst. D.h. im Verteidugungsfall werden Massen an männlichen Wehrpflichtigen, die nicht auf die Idee gekommen sind, prophylaktisch eine Kriegsdienstverweigerung zu schreiben, und die deshalb derzeit als ungedienten Reservisten geführt werden, eingezogen und mit nur einem Minimum an Gefechtsausbildung verheizt. Übrigens alles zB Enkel, Söhne, Väter, Brüder, Cousins oder Partner von Frauen, denen das dann wohl nicht gefallen wird.)
Ich denke, in der Frage, ob Frauen in sozialen Notlagen abtreiben dürfen oder nicht, sollten, ausser den betreffenden werdenden Eltern selbst, nur solche Menschen mitreden dürfen, die sich auch dafür einsetzen, dass bereits entstandene Menschen/Mitgeschöpfe gute Lebensbedingungen haben. Solche, die wissen, was es heisst, sich um Mitmenschen und ihre materiellen und seelischen Nöte zu kümmern, weil sie selbst es tun, zB Obdachlose von der Straße holen.