Hallo,
meine Eltern hatten 4 Kinder, ich bin mit 46 der Älteste, dann kamen 2 Schwestern (S1 mit 44 und S2 mit 42 Jahren) und noch ein Bruder (29). Nun, alle 4 haben ihre eigenen Wohnungen, ich selbst wohne sogar 160km entfernt. Nun, als alle Kinder aus dem Haus waren, haben unsere Eltern unser Elternhaus 2009 verkauft und sind in einen Plattenbau gezogen (ja...so herum gehts auch :-)). Doch speziell das Familienleben meiner 44jährigen Schwester (in Folge S1 genannt) und ihrer Familie (Ehemann+2 Kinder) spielte sich weiterhin sehr im Umfeld unserer Eltern ab: Gemeinsames Essen, alle hockten gemeinsam im Schrebergarten unserer Eltern, Familienfeiern meiner Schwester fanden meist bei unseren Eltern statt usw.
Natürlich bleibt einem da auf Dauer nicht verborgen, welche Probleme meine Schwester und ihre Familie haben. Sprich: es stellte sich irgendwann heraus, dass ihr Mann ein Alkoholproblem hat und sie selbst spielsüchtig ist. Nachdem wir ihr sprichwörtlich mal den Kopf gewaschen hat, besserte es sich...dachten wir, aber in Wirklichkeit versteckte sie ihr Spielsuchtproblem nur besser. Der Schock kam dann im November 2019, als unsere Mutter einen Anruf von einer Bekannten bei der Wohnungsgesellschaft bekam, ob sie denn wüsste, dass bei meiner Schwester und ihrer Familie 3 Tage später die Zwangsräumung anstehen würde, da sie seit über einem Jahr keine Miete gezahlt haben...und das, obwohl meine Schwester und ihr Mann beide berufstätig sind. Die Kohle ist dann offenbar in Alkohol und bimmelnde Spielautomaten investiert worden. Also haben alle mit angepackt und haben innerhalb von 2 Tagen die Wohnung ausgeräumt.
Während ihr Mann bei seinen Eltern unterkam, zogen meine Schwester und ihre Kinder bei unseren Eltern ein.
Unsere Mutter beantragte das Sorgerecht für die Kinder meiner Schwester, damit das Kindergeld an sie und nicht mehr an meine Schwester gehen konnte, weil die es eh nur verzockte. Meine Mutter zog auch die EC-Karte meiner Schwester ein und teilte ihr nur noch ein Taschengeld zu, um sie vom Zocken abzuhalten. Mit dem Ergebnis, dass meine Schwester sogar unsere Eltern beklaute, um weiter zocken gehen zu können. Und zwar nicht zu knapp. Da kriegt man schonmal einen Schlag, wenn plötzlich EC-Karte und 1500€ vom eigenen Konto fehlen. Also schleppte unsere Mutter meine Schwester zur Suchtberatungsstelle, wo sie die Info bekamen, sie bräuchten ein Gutachten eines Psychologen, um eine Suchttherapie für sie beantragen zu können. Und solche Termine bei einem Psychologen sind bekanntlich schwer zu kriegen. Also lief alles 1,5 Jahre so weiter wie bisher..unsere Mutter versuchte quasi unsere Schwester ein wenig unter Kontrolle zu behalten.
Dann kam der Schock: im April 2021 starb unsere Mutter an Corona. Gemeinsam mit meiner anderen Schwester (S2, die 42jährige) regelte ich alles..von der Organisation der Beerdigung bis hin zu dem ganzen Papierkram, wie der Kündigung nun überflüssiger Versicherungen und Verträge, Kommunikation mit Behörden etc. Unser Vater ist in solchen Sachen vollkommen unbeholfen, das hat ja früher immer unsere Mutter erledigt. Dem haben wir dann erstmal einen Crashkurs in Finanzsachen gegeben, wie er die wichtigsten Sachen alleine hinkriegt: einen Bankautomaten bedienen, eine Überweisung tätigen, mit EC-Karte einkaufen usw.
Kurz darauf kündigte er an, in eine kleinere Wohnung ziehen zu wollen...um einen Tapetenwechsel zu vollziehen und um Kosten zu sparen. Kann ich verstehen. Wieder waren es meine Schwester S2 und ich, die alles organisierten. Von S1 und unserem jüngeren Bruder war keine Hilfe zu erwarten....die standen mehr im Weg rum, als dass sie eine Hilfe waren. Das hieß aber auch, dass S1 nun auch wieder eine eigene Wohnung brauchte, denn die letzten 1,5 Jahre hatte sie ja wieder im "Hotel Mama" gelebt. Ich glaube, ich muss wohl nicht erwähnen, wer da wieder nicht den Hintern hochkriegte, eine Wohnung zu suchen und wer es tun musste: S2 und ich. Nun, S1´ großer Sohn nutzte die Gelegenheit, auch gleich eine eigene Wohnung zu beziehen, so dass alle aus der Wohnung unserer Eltern aus und in 3 einzelne Wohnungen eingezogen sind.
Nun, da der kleine Sohn viel Zeit bei unserem Vater (d.h. bei seinem Opa) verbringt (da gibts freies WLAN ;-)), ging auch meine Schwester dort ein und aus, so dass unserem Vater bald auffiel, dass auch in der neuen Wohnung manchmal Geld verschwand. Unnötig zu erwähnen, wo es hinwanderte. Also hat S2 mal in einem unbeobachteten Moment ein Foto von S1' Lohnabrechnung gemacht, um zu schauen, was die denn überhaupt verdient und sie zur Rede gestellt. Uns fielen fast die Augen raus, denn in so einer Firma würde keiner von uns freiwillig arbeiten:
Trotz Vollzeitarbeit (ich weiß nicht, auf wieviel Stundenbasis sie offiziell angestellt ist), hat sie nur knappe 1545€ Brutto. Macht etwa 1160€ Netto. Auf diese Brutto-Summe kommt sie aber nur, weil ihr 377€ per 1%-Regelung für einen Firmenwagen aufgeschlagen wird...den sie gar nicht zur Verfügung hat. Sprich: sie zahlt Steuern/Sozialabgaben für einen "Vorteil", den sie gar nicht hat. Nach ihren Aussagen könne die Firma das angeblich nicht mehr ändern. Ja ne, is klar, halte ich für eine glatte Lüge. Nun, bei der 1%-Regelung wird dieser aufgeschlagene Betrag vom Netto wieder abgezogen, so dass von den etwa 1160€ Netto nur noch knappe 780€ zur Verfügung hat. 780€ netto für einen Vollzeitjob ? Das ist weit weniger als Mindestlohn. Gehts noch ? Von diesen 780€ zahlt sie noch 400€ für eine Vorschusszahlung an die Firma zurück, wodurch sie im Endeffekt noch ganze 380€ zuzüglich 215€ Kindergeld für ihren Sohn übrig hat. VOR Mietzahlung. Kein Wunder also, dass sie sich bei unserem Vater durchschnorrt und ihn beklaut.
Das Schlimme an der Sache ist, dass S1 keine wirkliche Notwendigkeit sieht, sich mal um eine Verbesserung ihrer Situation zu bemühen. Nach einem neuen Job umsehen ? Macht ja Mühe! Bei ihrem Noch-Ehemann Unterhalt für den Sohn einfordern ? Macht ja noch mehr Mühe. Dabei wurde die Höhe des Unterhalts sogar schonmal vom Jugendamt ausgerechnet. Um die 330€ würde sie für ihren jüngeren Sohn kriegen...sie müsste lediglich 5 Seiten Unterhaltsvorschussantrag ausfüllen und einreichen. Kriegt sie sich auf die Reihe und begründet das damit, dass sie laut Jugendamt erstmal bei ihrem Noch-Ehemann anfragen solle "was er denn so zahlen will". Halte ich schon wieder für eine Lüg...äh...Schutzbehauptung.
Ebenso hätte sie noch Anspruch auf ergänzendes ALG2, das Jobcenter würde sogar von Amtswegen den Antrag auf Unterhaltsvorschuss für sie einreichen...macht sie nicht, weil das ja Mühe macht. Lieber lebt sie mit ihrem Sohn gemeinsam von weniger als 200€ im Monat. Es ist also nicht so, dass ihr die Kohle zu einem halbwegs menschenwürdigen Dasein nicht zur Verfügung steht...sie müsste sich nur mal drum kümmern, sie auch zu bekommen. Wir würden sie ja sogar begleiten, wenn sie sich nicht allein zum Jugendamt oder zum Jobcenter traut, aber die Initiative, irgendwas zu ändern, muss schon von ihr selbst kommen.
Ich habe sogar schon mit verschiedenen Suchtkliniken telefoniert, um mir die Vorgehensweise erklären zu lassen, wie sie ohne Stellungnahme eines Psychologen eine Therapie kriegt. Aber auch darum hat sie sich noch nicht gekümmert, denn wie bei vielen Suchtkranken fehlt auch bei ihr noch die Einsicht, dass sie Hilfe braucht. Nun, ich war selbst auch schonmal in einer stationären Akuttherapie (wegen Depressionen) und weiß, welche Überwindung das gekostet hat, den ersten Schritt zu machen. Bereut habe ich es bis heute nicht. Aber wenn man´s nicht anfängt......von alleine wird es nicht besser.
Wir haben so langsam den Punkt erreicht, wo wir ihr am Liebsten sagen würden "Dann geh weiter zocken, lass dich weiter ausbeuten, Hauptsache du hast deine Ruhe. Wir besuchen dich dann demnächst unter der Brücke!", aber wir tun es nur dem jüngeren Sohn zuliebe nicht, denn er leidet besonders unter der Situation.
Habt ihr Tips, wie man ihr noch auf die Sprünge helfen kann ?