eisbrecher> ... und Süchte sind nie gesund.
Dass Süchte nie gesund sind ist sehr milde ausgedrückt.
Ich habe bewusst den Begriff "Seelennot" gewählt, weil das ein Oberbegriff ist, der nicht so viele andere Möglichkeiten ausschliesst, und unter dem meiner Meinung und Anschauung nach unter anderem auch Süchte subsummierbar sind.
Abgesehen davon ist aus der Ferne und nur über die Berichte Dritter nur schwer beurteilbar, inwieweit es sich um eine "Sucht" handelt - sei es im volkstümlich verwendeten Sinn des Begriffes "Sucht", sei es zB nach der WHO International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems, derzeit zehnte Revision.
Wir wissen zwar, dasss der Mann laut Erzählungen jede freie Minute nutzt, aber wir wissen zB nicht, wieviele freie Minuten er insgesamt überhaupt hat, geschweige denn, wie welches Verhalten welcher anderen Leute in seiner Umgebung sein Verhalten beeinflusst.
Ich kenne inzwichen auch Konstellationen, bei denen ein Ehepartner über Jahre hinweg die Angewohnheit gepflegt hat, sich immer dann vor dem anderen Ehepartner auf dem Klo quasi zu verstecken wenn ihm das Gejammere über gesundheitliche Probleme, die er als Nicht-Arzt auch nicht lösen konnte, zuviel geworden ist. So etwas ist gar nicht mal so selten.
Außerdem gibt es neben Abhängigkeiten und Süchten auch noch ganz andere Dinge, die mit immer wiederkehrendem Verhalten in Zusammenhang stehen - zB Zwangsgedanken/Zwangshandlungen/Realitätsflucht/Selbst- oder Fremdkonditionierung ...
Übrigens hat Verhalten, bei dem man in unserer Gesellschaft gerne herumpsychologisiert, oft auch ganz handfeste somatische Ursachen. Allein, wie sich zB ein durch Tumoren/Wucherungen entsprechender Gewebe veränderter Hormonhaushalt aufs Verhalten auswirken kann...
Ich wäre sehr vorsichtig damit, mich bei der derzeitigen dürftigen Informationslage vorschnell zu einer Art Diagnose bzw zu einem Urteil verleiten zu lassen.
Dafür habe ich inzwischen viel zu oft mitbekommen, dass es sehr häufig vorkommt, dass Menschen durch von voreingeommenen ignoranten naiven Ärzten vorschnell gefällte Fehlurteile jahrelanger seelischer und/oder körperlicher Folter ausgesetzt sind.
Ich nannte es gerade eben bewusst nicht "Diagnose" sondern "Urteil".
Denn was man nicht vergesssen darf:
Die Freundlichkeit der Mitmenschen verkehrt sich sehr schnel ins Gegenteil wenn jemand zB aufgrund von Seelennot oder Kranheit nicht mehr so funktioniert wie die Gesellschaft es erwartet.
Eine recht kurze zeitlang sind die Leute nett, weil das der gesellschaftlichen Konvention entspricht. Auch sehr viele Ärzte und Psychotherapeuten, die beliebt sind, weil sie gut darin sind, leicht zu diagnostizierende Patienten zu betüddeln und einzulullen, und sich deshalb selbst für gute Ärzte halten, können recht schnell sehr übel sein wenn sie sich aufgrund von Fehlurteilen festgefahren haben und aufgrunnd ihres eigenen Nicht-Mehr-Weiterwissens Patienten als unbequem empfinden.
Recht häufig sieht man das bei Krankenhaus-Neurologen und Hausärzten. Auch schlimm sind Assistenzärzte, die noch ganz furchtbar stolz darauf sind, dass sie im Studium ganz viel gelernt und dabei gelitten haben, und die sich deshalb mit dem Gedanken schwertun, etwas von dem, was sie so toll und schwer gelernt haben, könne zur Abwechslung mal nicht das richtige sein.
Krankheiten/Süchte etc werden von der Gesellschaft als Makel angesehen. Ein zugeschriebener Makel, sei es, dass die Zuschreibung den Tatsachen entspricht, sei es, dass sie den Tatsachen nicht entspricht, ist in unserer Gesellschaft ein Aspekt, der es einem erschwert, sich Respekt zu verschaffen/zu erhalten und sich zur Wehr zu setzen. Aus diesem Grund empfindet nahezu jeder Mensch eine vom Arzt oder der übrigen ach so qualifizierten Gesellschaft gegebene Diagnose auch als ein gefälltes Urteil, und diejenigen, die es fällen, als Teil einer Maschinerie, die als Scharfrichter agiert.
Ich nehme an, der Mann, um den es in dieser Diskussion geht, hat durchaus durchschaut, dass es seiner Frau um ein Urteil geht. Dieser Umstand könnte den Drang, sich vor ihr zurückzuziehen, verstärken.