Hallo zusammen!
Ich schreibe zum allerersten Mal in solch ein Forum auch wenn ich immer wieder mich in solchen durchlese aber jetzt brauche ich die Hilfe aus den Weiten.
Folgende Situation:
Mein Partner (29) und ich (29) sind seit fast 6 Jahren zusammen und wir wohnen auch schon seit fast 4,5 Jahren zusammen. Wir sind etwas sehr unterschiedlich aber bisher hatte das Motto "Gegensätze ziehen sich an" immer auf uns gestimmt. Ich bin Mediengestalterin und eine sehr emotionale Person die viel auf Freundschaft und Familie hält. Er ist Informatiker, eher introvertiert und lebt voller Leidenschaft für seine Bastelprojekte am PC.
Ich habe diese Leidenschaft immer bewundert weil er wirklich sein Hobby voller Passion auslebt und er hat mir dennoch immer gezeigt, das er mich liebt und hat auch mit mir Sachen unternommen, ist in den Urlaub gefahren, hat einen Städtetrip mit mir gemacht und auch kleine Unternehmungen zu zweit haben wir unternommen.
Vor 3 Jahren hat er sein Studium begonnen neben dem Beruf und das frisst ziemlich viel Zeit. Wir haben es vorher beredet, er hat mir gesagt das er dann weniger Zeit für mich hätte aber versuchen würde, dennoch für mich da zu sein. Ich habe das akzeptiert und gesagt, es ist in Ordnung wenn wir weniger Zeit hätten wenn wir dafür dennoch Zeit für uns manchmal finden für ein wenig Zweisamkeit. Damit er auch mehr Zeit zum Lernen hat, habe ich angeboten den gesamten Haushalt in der Weile zu machen.
So weit so gut. Seit 2 Jahren jedoch hat sich etwas in unserer Beziehung geändert. Wir unternehmen nichts mehr miteinander, unsere gemeinsamen Unternehmungen beläufen sich immer mit Freunden und auch das ist sehr selten geworden. Meistens fahre ich alleine zu meinen oder unseren Freunden. Da er mit meinen Freunden nie so klar kam, war das sonst auch kein Problem das er nie dabei war aber mittlerweile verlässt er das Haus fast gar nicht mehr. Durch die ganze Geschichte mit dem Home Office, sitzt er seit März 2020 nur noch zu Hause, auch seine Uni verläuft nur noch online.
Seine Woche sieht so aus:
Montag bastelt er an seinen Projekten
Dienstag hat er Lerngruppe
Mittwoch zocken wir gemeinsam mit einer Freundin was
Donnerstag bastelt er an seinen Projekten oder hat auch Lerngruppe (das hängt je nach Klasuren ab)
Freitag hat er Uni
Samstag hat er Uni
Sonntag bastelt er an seinen Projekten oder erledigt Unisachen
Natürlich ändert sich das je nachdem ob die Endphase vom Semester naht und er mehr für die Uni lernen muss oder es Anfang des Semesters ist und es eben weniger zu tun gibt. Aber das ist mal ein durchschnittlicher Ablauf. Ich versuche ihn da so gut wie es geht zu unterstützen und lasse ihm so viel Freiraum wie er braucht weil es schon hart genug für ihn ist.
Aber mittlerweile habe ich das Gefühl das wir nur noch sowas wie gute Freunde sind oder sehr gut befreundete Mitbewohner die sich halt ab und an küssen und kuscheln. Ich liebe ihn immer noch sehr aber es setzt mir mittlerweile zu das wir überhaupt nichts mehr miteinander unternehmen außer ab und an mal der Einkauf beim Supermarkt. Ich würde gerne wieder was mit ihm unternehmen und wenn es einfach nur ein Spaziergang wäre aber meistens hat er keine Lust für irgendetwas.
Meistens essen wir zusammen dann verzieht er sich sofort in sein Zimmer. Wenn ich ihn frage ob er noch kuscheln will, hadert er mit sich weil er lieber an seinen Projekten basteln möchte als die 15 Minuten mit mir zu kuscheln. Versteht mich nicht falsch, es kommt durchaus vor aber gefühlt zu selten um meine Batterien aufzuladen. Wir hatten eigentlich auch ausgemacht das er zweimal die Woche mit mir zusammen zu Bett geht, also das wir zusammen da einschlafen um ein wenig was voneinander zu haben aber das haben wir schon sehr lange nicht mehr gemacht. Sein Schlafrythmus ist auch vollkommen aus den rudern gelaufen, er ist viel Nachts am Computer unterwegs, schläft am Tag weswegen wir gefühlt auch noch in zwei Zeitzonen leben.
Ich habe ihn immer wieder darauf angesprochen ob wir nicht mal wieder ein Date haben wollen, zusammen mal abends zum Essen gehen anstatt was zu Hause zu bestellen aber das hat er immer wieder auf irgendwann verschoben.
Seine Freunde haben auch mich darauf aufmerksam gemacht, das er sich charakterlich auch verändert hätte. Er boxt sehr gerne seine Meinung durch, hält seine für die richtige und regt sich über Sachen auf, die es eigentlich nicht wert sind. Z.B. gibt er sehr viel Geld für seine Technik aus, es kommen mehrmals am Tag Pakete zu uns nach Hause aber letztens hatte er sich mit einem Freund gestrittet weil er bei einem Ticket für eine Freizeitaktivtät 4 Euro sparen wollte. Gefühlt spart er an den falschen Ecken beim Geld.
Letztes Mal habe ich ihn gefragt ob wir nicht in seinen Semesterferien mal wieder einen Städtetrip machen wollen und er meinte, nein sowas wie Urlaub wäre unsinnig, da gebe man nur unnötig Geld aus und lieber spart er auf einen großen Trip alle 5 Jahre oder so wie z.B. Japan. Ich verstehe seinen Hintergedanken aber ich finde nicht das ein kleiner Städtetrip so mega viel kosten würde und ich liebe das Reisen, brauche es sehr und ich verstehe nicht wie er auf einmal das so verhemment von sich weist obwohl wir auch früher in den Urlaub gefahren sind. Er hatte mir sogar versprochen einmal im Jahr mit mir dergleichen was zu unternehmen damals.
Ich bin sehr verwirrt und mir tut es im Herzen weh. Weil je länger diese Situation anhält, desto mehr entferne ich mich von ihm obwohl ich das gar nicht will. Im Alltag läuft alles es gut zwischen uns, es gibt ja die kleinen Zärtlichkeit wie Küsse und Umarmungen aber ich weiß nicht ob das reicht. Er hat noch 2 Jahre Uni vor sich und ich weiß nicht ob ich das aushalte. Ich will ihm die Zeit geben aber ich habe Angst, das es danach nicht besser wird und er keine Zeit in unsere Beziehung investieren möchte.
Versteht mich nicht falsch, ich weiß das er wirklich unter ungeheuren Stress steht und wahrscheinlich setzt ihm das ganze mit Corona auch zu auch wenn er sagt, es ist das Beste was ihm je passiert ist das er jetzt nur noch von zu Hause arbeiten kann und mehr Zeit für seine Bastelprojekte hat. Eine Therapie würde er im Leben nicht anfangen falls das Anfänge von Depression sein sollen weil er sich vor sozialen Kontakten komplett entzieht und in seine eigene Blase lebt...
Aber ist es sehr egoistisch von mir wenn ich sage, ich würde gerne mehr Zweisamkeit, mehr als Paar unternehmen? Einmal im Monat würde mir ja reichen und ich würde gerne einmal im Jahr mal ein Wochenende mit ihm weg. Ich würde gerne mehr Erinnerungen mit meinem Partner sammeln als zu Hause zu sein.
Aber ich habe Angst ihm in solch einer stressigen Zeit auch ein Ultimatum zu setzen.
Habt ihr vielleicht einen Rat für mich?
Vielen Dank!