Liebe Community,
ich arbeite seit Beginn 2019 in einem Altenheim als Betreuungskraft. Der Job macht mir Spaß und ich hatte eigentlich das Gefühl, mit über 40 endlich im richtigen Beruf angekommen zu sein!
Anfangs hat meine Vorgesetzte immer wieder mein sehr zurückhaltendes Wesen kritisiert. Fast wäre mir noch in der Probezeit gekündigt worden. Ich arbeitete hart an mir und war deshalb überglücklich, im Januar diesen Jahres einen unbefristeten Vertrag zu bekommen. Doch natürlich bin ich kein komplett anderer Mensch geworden. Ich werde nie ein Temperamentsbolzen sein.
Gestern hatte ich nun das Mitarbeiterjahresgespräch mit meiner Vorgesetzten. Im Vorfeld hatte ich ein gutes Gefühl, denn meine Arbeitsprobe letzte Woche war positiv bewertet worden.
Doch leider hörte sich das Ganze gestern nicht positiv an! Meine Vorgesetzte störte sich plötzlich wieder an meinem ruhigen Wesen. Sie sagte, ich sei zwar immer noch der ruhende Pol im Team, aber im Umgang mit den Bewohnern sei ihr das zu wenig. In der Arbeitsprobe sei ich auch "ein wenig lahm" rübergekommen, auch wenn ich mich bemüht habe, die Gymnastik durch ein paar witzige Sprüche aufzulockern. Meine Aufgabe sei es jetzt, mir einen Träger zu suchen, der ein Seminar für ein Selbstsicherheitstraining anbietet!
Das fällt meiner Chefin nach 2,5 Jahren ein? Ich käme mir auch ziemlich bescheuert vor, mit über 40 noch zu einem Selbstsicherheitstraining zu gehen.
Dann fragte sie mich, ob sich privat bei mir etwas geändert habe. Ich sei nicht mehr so entgegenkommend, wenn es um die Abgeltung der Überstunden geht. Warum ich mir die Überstunden nicht mehr ausbezahlen lassen wolle. Ich antwortete, dass ich das doch schon einige Male gemacht habe. Ich möchte das aber nicht dauerhaft tun, weil ich aufstockend ALG II beziehe und mein Gehalt angerechnet wird. Sie meinte, das ginge nicht. Wenn ich nicht bereit dazu wäre, müsse ich den Wohnbereich wechseln, denn meine Kollegin und ich können uns viele freie Tage nicht leisten. Dabei ist das so unfair. Ich arbeite in einem Wohnbereich, wo wir nur 2 Betreuungskräfte sind. In den anderen Wohnbereichen sind überall 3 Betreuungskräfte. Dort können Überstunden in Freizeit abgegolten werden.
Sie fragte noch, ob ich Familie habe. Ich antwortete, dass ich alleinstehend bin. Ihre seltsame Frage darauf war: "Ach herrje, sind Sie ganz allein auf der Welt?"
Ich bin sehr enttäuscht! Ich werde zu einem Seminar gezwungen und soll außerdem den Wohnbereich wechseln. Dabei tue ich alles, was ich für die Bewohner machen kann. Zu den Kollegen bin ich immer freundlich. Ich sage nie Nein, wenn ich mal länger bleiben oder früher zum Dienst kommen soll.
Kann es sein, dass man mich raushaben will? Oder sehe ich das Ganze zu eng?
Eine Freundin meinte, bei Mitarbeitergesprächen komme doch grundsätzlich auch Negatives auf den Tisch.
Wie sehr ihr das?
Liebe Grüße,
Serlina