ichunverbesserlich2Stop, du interpretierst da gerade etwas rein, was ich gar nicht sagen wollte ;-)
Zu sagen, dass sexuelle Monogamie heute keine Pflicht mehr ist, bedeutet NICHT, dass Polygamie nun Pflicht wäre.
Dachte, es wäre ersichtlich, dass auch ich sage, dass es sehr unterschiedliche Menschen gibt und für manche Monogamie eine absolute Notwendigkeit ist, aber für andere halt eben nicht.
Ich gebe dir völlig recht, was die Übersexualisierung der Medien angeht und dass wir zur Zeit so eine Art Wettbewerb haben, wer die kreativste Beziehung führt.
Mit "angestaubt" meinte ich aber die (gesellschaftliche) Pflicht zur Monogamie. Diese war nie etwas anderes als eine Form der Empfängnisverhütung von 'Bastarden' (=uneheliche Kinder, die von ihrem Vater nicht versorgt/anerkannt werden).
Am 1. Juni dieses Jahr hatten wir das 60-jährige Jubiläum der Antibabypille in Deutschland (Latex-Kondome gibt es seit 1855). Mit der künstlichen Empfängnisverhütung gibt es diese Notwendigkeit der Monogamie nicht mehr, daher meine Bezeichnung als 'angestaubt'.
Außerdem, die Einführung der 'Pille' gilt als Beginn der sexuellen Revolution und auch wenn wir (ich bin Ende 30) nun bereits zur dritten Generation gehören, so sind wir als Gesellschaft noch weit davon entfernt, eine Idee davon zu haben, welche Beziehungsformen in der Zukunft als 'normal' empfunden werden. Daher empfinde ich diese 'Mode' der kreativen Beziehungsformen gar nicht überraschend, sondern als sehr positiv und notwendig. Ich empfinde es sogar als riesen Glück in dieser speziellen Episode/Übergangszeit der Menschheit leben zu dürfen.
Was Evolutionsbiologie angeht, stimme ich dir auch zu, dass die Behauptung "Monogamie sei in der Natur gar nicht vorgesehen" völlig falsch ist.
Im Gegenteil, die Beziehungs-Monogamie (nicht notwendigerweise identisch mit sexueller Monogamie !!) ist das, was uns als Menschen auszeichnet und wodurch der Homo sapiens (bzw. seine Vorfahren) überhaupt überlebt hat:
Die Schwangerschaft bei uns Menschen sollte eigentlich 16 Monate dauern, nicht 9 Monate. D.h. wir alle kommen als Frühchen auf die Welt, die wesentlich mehr und länger Pflege brauchen als z.B. Affenbabys. Anstatt dass sich bei uns Menschen der Körper der Frauen angepasst hat, um eine 16-monatige Schwangerschaft zu ermöglichen, haben sich bei Männer und Frauen die Instinkte verändert: die Männer haben einen Beschützerinstinkt für die Mutter und ihre Kinder entwickelt (=Wunsch zur Beziehungs-Monogamie), während sich bei Frauen Abneigung/Angst vor Sex mit einem 'fremden' Mann (=Wunsch zur sexuellen Monogamie) entwickelt hat.
Diese Instinkte sind aber bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt und vor allem, es sind evolutionsgeschichtlich sehr neue Instinkte, während die alten natürlich auch noch irgendwo schlummern.
Was die Zukunft der Menschheit angeht: wir sind bereits physisch eine Spezies, die auf Anwendung von Technologie angewiesen ist. Zum Beispiel haben sich unsere Kaumuskel, Zähne und Verdauung darauf angepasst, dass wir Fleisch mit Werkzeugen klein schneiden und/oder mit Feuer braten. Ich halte es daher nicht für ausgeschlossen, dass die o.g. Instinkte, die das Überleben der Menschheit gesichert haben, durch die künstliche Empfängnisverhütung und der sozialen Absicherung von allein erziehenden Müttern im Laufe der Zeit wieder verschwinden.
Du hattest auch noch geschrieben:
*"Wer Versuchungen gut widerstehen kann, ist in der Regel auch in einer Beziehung treu."
Kurz gesagt: es hat meiner Meinung nach doch mit Triebsteuerung und Selbstkontrolle zu tun, ob man treu / monogam ist."*
Sorry, aber ich finde nicht, dass da viel an Aussage drin steckt. Wenn man von der Pflicht zur sexuellen Monogamie ausgeht, dann hängt es natürlich von der Selbstkontrolle ab, ob man sich auch daran hält.
Der Freund der TE hat aber gar nicht vor, sie zu 'betrügen', sondern er möchte eine Beziehungs-Monogamie ohne sexuelle Monogamie. 'Betrug' wäre es erst dann, wenn er etwas tun würde, was vorher nicht verabredet war. So wie die TE geschrieben hat, reden die beiden aber offen und ehrlich darüber und er hält sich an die bisherigen Verabredungen.