Hi.
Eigentlich habe ich mich dazu entschlossen hier nur ein stummer Leser zu sein und niemals einen Thread oder einen Kommentar zu erstellen. Allerdings "verleitet" mich die derzeitige Situation, in welcher ich mich mehr oder weniger freiwillig befinde, dazu.
Im Voraus entschuldige ich mich für den langen Text (der sicherlich ein "lange Rede, kurzer Sinn" sein wird), mögliche Rechtschreib -, Grammatik - und Logikfehler, bedanke mich aber gleichzeitig für jeden Leser, jeden Kommentar und jede Meinung, konstruktive Kritik ist wirklich gewünscht.
Allerdings. Es könnte eventuell bei jemandem Trigger auslösen (es geht hierbei um Borderline, Depression und Essstörung, nicht im Detail, aber angedeutet). Bitte achtet auf euch selbst und lest lieber nicht weiter.
Gleich am Anfang. Ich bin bereits seit mehreren Jahren in Therapie. Stationäre Aufenthalte hatte ich auch schon (der letzte war vor 3 Jahren) und mir wurde sehr vieles zur Hand gegeben. Dennoch freue ich mich über neue Sichtweisen und vielleicht den ein oder anderen Tipp, den ich vielleicht noch nicht kenne. Ein Gespräch mit meiner Therapeutin habe ich auch bereits morgen, aber ich sage mal so, das hier ist nur ein "kleiner Wassertropfen in einem sehr vollen Fass", deswegen weiß ich nicht, ob ich auch morgen wirklich die Gelegenheit haben werde, dies anzusprechen.
Und zwar, ... es ist sehr schwierig mit mir eine Freundschaft zu führen bzw. zu halten. Ich möchte nicht alles auf meine emotional - instabile Persönlichkeitsstörung schieben, da ich auch ohne sie, sicherlich alles andere als fehlerlos und einfach wäre, aber einen Großteil würde ich ihr tatsächlich schon zuschreiben. (Aber das ist nur meine Sicht, vielleicht ist es ja auch gar nicht so)
Im Laufe der Jahre sind Freunde gekommen und gegangen, was auch in mancher Hinsicht normal ist, da man sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Aber es kommt eben dazu, dass ich diese Leute förmlich vertrieben habe. Und ich denke, heute war auch wieder so ein Fall.
Wir sind "erst" seit etwa zwei Jahren befreundet, wir haben uns damals bei der Eignungsprüfung unserer Berufsfachschule kennengelernt und uns gleich eigentlich richtig gut verstanden. Mittlerweile wohnen wir auch gemeinsam mit einigen anderen Mädchen in einem Wohnheim am Campus. Am Anfang war eigentlich echt alles gut, wir haben alle zusammen jeden Tag etwas unternommen, konnten über alles reden.
Als der Lockdown kam, gab es auch die erste Krise zwischen bereits genannter Freundin und mir. Ich möchte mich nicht herausnehmen, schließlich hat jeder Probleme und ich möchte mich auch nicht in den Mittelpunkt stellen und laut schreien, dass meine wohl die größten, schwersten und wichtigsten wären. Ich bin auch der Meinung, jeder definiert Probleme anders und gewichtet sie anders schwer.
Sie hat mir beispielsweise von Streiteren mit ihrem Freund erzählt, welche ich manchmal (nicht offen geäußert, mir war es immer wichtiger für sie da zu sein und ihr zu helfen, dass es ihr besser geht, also quasi eine Art "Seelentröster" zu sein) als etwas kindisch und übertrieben empfunden habe. (Ich habe es ihr nie gesagt, weil, wie gesagt, jeder gewichtet Probleme anders und ich hatte damals noch keine Beziehung, vielleicht hätte ich es dann auch anders gesehen)
Als ich ihr allerdings einmal einen Konflikt meiner Schwester und mir erläuterte, der mich sehr fertig gemacht hatte, hatte sie das ins Lächerliche gezogen (ich hätte es im Nachhinein vielleicht auch als Lustig empfunden, aber in dem Moment war ich emotional sehr aufgewühlt und nervlich am Ende). Das kam dann öfters vor und ich hatte sie irgendwann etwas "dümmlich" angemacht, weil es für mich einfach nicht in Ordnung war, sich über die "Probleme" anderer lustig zu machen. Daraufhin kam die erste "Kontaktpause" (es hat alles - leider - online stattgefunden, ich denke, ein klärendes, persönliches Gespräch hätte da wesentlich mehr getan, aber wir wohnen 3 Stunden auseinander und es war sehr schwierig einen Termin zu finden, an dem beide irgendwie könnten. Ich war damals auch noch nicht so mobil). Wobei das sehr komisch war, weil sie dachte, ich ignoriere sie und umgekehrt dachte ich es so von ihr (sie hatte auf meine letzte Nachricht, die eine Frage beinhaltete, nicht geantwortet und daraus habe ich das "vorschnell" geschlossen). Wir hatten uns wieder nur via Zoom ausgesprochen. (sie hat auch noch kein eigenes Auto)
Danach war das Verhältnis doch schon sehr angeknackst und "nicht mehr so wie davor". Wir konnten miteinander herumalbern, aber es war immer noch so eine gewisse "Anspannung" im Raum. Es kam wieder öfters zu kleineren Reibereien, bei denen ich die Schuld auf mich genommen habe, weil ich mich dafür auch verantwortlich gefühlt habe. Sicher, zu einem Konflikt gehören immer zwei, aber ich meine, ich weiß, dass ich seit Jahren einen Knacks im Kopf habe und es war bisher immer so, dass ich etwas auf mich projiziert und sehr überdramatisiert habe.
Heute ist es wieder eskaliert. Um ehrlich zu sein, geht es mir schon wieder seit einigen Wochen psychisch sehr schlecht und ich habe den möglichen Auslöser / Trigger für mich selbst noch nicht empfunden ("es ist einfach da und geht nicht weg"). Allgemein habe ich mich aus der Wohnheimgruppe sehr zurückgezogen, vernachlässige soziale Kontake (zwar eher unabsichtlich, ich merke immer nicht, wie schnell der Tag doch herum ist und dann fehlt mir die Kraft / Motivation, noch mit jemandem in Kontakt zu treten) und gerade im Wohnheim kriege ich kaum einen Bissen hinunter. Ich habe wieder angefangen, mich "nur" oberflächlich selbst zu verletzen, die Situation daheim ist auch sehr angespannt und ich habe wieder passive Suizidgedanken in meinem Kopf festgestellt. (das ist auch der Hauptgrund für das Therapiegespräch morgen)
Meine Mitbewohnerin / gute Freundin war die letzte Woche krank und deswegen weder in der Schule, noch im Wohnheim. Wir hatten davor schon außerhalb von der Schule nur sporadisch Kontakt und ich dachte, ich strenge mich mal wieder mehr für die Freundschaft an (was selbstverständlich sein sollte). Auf meine Nachrichten (ich habe keinen Spam betrieben, keine Sorge) hat sie immer nur sehr kurz angebunden geantwortet und manche eher übergangen. Ich wollte nicht weiter nachbohren, aber es hatte mich traurig gemacht. Auf der anderen Seite weiß ich, dass, wenn es jemandem nicht gut geht, möchte er auch einmal Ruhe haben und ich wollte ja, dass sie sich auch auskurieren kann, wollte sie ja auch nicht nerven.
Gestern war sie wieder in der Schule. Ich hatte gerade eine wichtige Mail an meinen Chef abgetippt und habe deswegen nicht sofort Hallo gesagt, es eher auch geflüstert, was sie sicher nicht verstanden hat. In der Pause bin ich dann beispielsweise auch auf Toilette gegangen, habe da auch nicht wirklich ein Wort mit ihr gewechselt, weil ich erstens dringend musste und zweitens dachte ich mir, dass ich ihr das ja nicht extra mitteilen muss. Aber auch gestern hat sie nur sporadisch bis gar nicht auf Nachrichten geantwortet (ich habe ihr insgesamt drei an diesem Tag geschrieben, die auch nicht alle sofort hintereinander oder auch nicht so "spamartig", es ging jedes Mal um etwas anderes) und hat mich förmlich ignoriert. Wir saßen nebeneinander in einem Unterrichtsraum und normalerweise erzählt sie der, die vor uns sitzt (auch eine Mitbewohnerin), und mir "gleichzeitig" das, was sie gerade beschäftigt. Gestern wurde ich nicht einmal miteinbezogen oder wahrgenommen, was ich als sehr ungewöhnlich von ihr empfand, aber es eben so hingenommen habe, weil ... gut, ich muss ja nicht in alles miteinbezogen werden. Dennoch hat es mich emotional etwas aufgewühlt.
Am Ende des Schultages (wir laufen sonst immer zu dritt zur Schule oder eben zurück ins Wohnheim), sind die beiden einfach gegangen, ohne auf mich zu warten. Es klingt kindisch, aber das hat mich doch "fertig" gemacht, weil das sonst bisher nie so war und ich den Auslöser dafür nicht kannte.
Ich habe mir da schon sehr viele Vorwürfe gemacht, ob ich mich wohl fehlverhalten und irgendetwas gesagt habe, was sie verletzt hat oder so. Abends habe ich auch beim Telefonat mit meiner Mutter geweint. (ich kann mich selbst absolut nicht ab und ich weiß, dass mein Charakter alles andere als toll ist ...) Konnte auch nichts essen und wollte einfach nur allein sein.
Heute früh sind die beiden einfach ohne mich in die Schule gegangen. Nicht in dem Sinne, dass sie es vergessen haben, sie sind einfach an mir vorbeigelaufen und haben mich keines Blickes gewürdigt. Das hat mich bereits sehr gekränkt und ich habe bereits gemerkt, wie meine typischen "Ausrastersymptome" (Herzrasen, Zittern, leichter Tunnelblick) angefangen haben. Das hatte sich dann allerdings wieder beruhigt, als ich mich mit einer anderen Klassenkameradin unterhalten habe. Bis die Mitbewohnerin mir geschrieben hat, dass wir in einem anderen Klassenraum haben. Eigentlich eine nette Geste, wenn man normal denkt und wenn man bedenkt, dass das eigentlich schon wieder so ein erster Schritt in die richtige Richtung gewesen wäre. Aber nein, mein "böses Ich" hat das als Angriff gesehen und gleich ziemlich provokant (mit Lachsmiley) zurückgeschrieben "Ach, du ignorierst mich ja doch nicht".
Danach habe ich rot gesehen. Tunnelblick, Zittern, Herzrasen. Und ich bin richtig unfair geworden. Zwar hat noch irgendein Teil von mir versucht, irgendwie etwas ruhiger und diplomatischer zu sein, aber es war schlicht und ergreifend hoffnungslos. Ich habe ihr in der Klasse (zwar flüsternd, aber dennoch laut genug für manch anderes Gehör) gesagt, dass ich doch ziemlich verletzt und enttäuscht bin, dass sie mich seit gestern nicht einmal mehr mit dem Arsch angeschaut hat und ich nicht weiß, warum, dass es doch nicht schwer wäre, mir einfach zu sagen, wenn es ein Problem gibt. Ich habe ich auch gesagt, dass ich weiß, dass ich einen ziemlich beschissenen Charakter (Opferrolle, wie ich mittlerweile auch wieder erkannt habe) habe und öfters unfair zu ihr war, das aber als ziemlich kindisch empfinde, wenn man es auf die pubertäre Art versucht auslaufen zu lassen und dass, wenn sie nicht mehr mit mir befreundet sein will, es mir einfach direkt sagen soll.
Kurzum. Ich wollte das nicht. Im Nachhinein habe ich mein Fehlverhalten eingesehen und mich selbst reflektiert. Ich war sehr unfair zu ihr und habe sie einfach so konfrontiert, sodass sie sich nicht einmal wehren konnte (Diskussion vor der ganzen Klasse ist ja wohl das Bescheuertste, was man machen kann).
Ich kann nicht alles auf das Borderline schieben, das bin ja trotzdem ich. Aber es ist schlimm für mich, damit zu leben. Ich will so nicht sein und ich will auch einmal normal sein, ohne die Menschen in meinem Umfeld zu verletzen. Klar, will ich sie von mir stoßen, um sie eben vor dieser "bösen Seite" (meine kleine Schwester nennt sie "Gollum") zu beschützen, aber ich will sie auch gleichzeitig in meinem Leben behalten (ganz nach dem "Ich hasse dich, aber verlass' mich nicht" - Motto).
Natürlich kann ich sie nicht dazu zwingen, dass sie weiterhin mit mir befreundet sein muss, will ich auch gar nicht. Ich bin mir meistens selbst viel zu anstrengend und will eigentlich auch gar nicht mehr ich sein (deswegen die Suizidgedanken - wohl eher ein Hilferuf, um aus dieser Situation zu entfliehen).
Ich will für meine Freunde da sein, ihnen zuhören und in schwierigen Zeiten ihnen zur Seite stehen. Aber ich kann das irgendwie nicht. Ich mache sie nur noch weiter kaputt mit meiner Art.
Hat jemand (der das wirklich bis hier hin durchgelesen hat, Hut ab) vielleicht so etwas ähnliches erlebt? Was hat ihm da geholfen? Hat jemand Tipps?