Ich habe auch nichts gegen einen konstruktiven Meinungsaustausch.
Man hat oft Gründe für sein Verhalten, aber Rechtfertigungen sind es meistens nicht. Und ja, natürlich kenne ich das von mir selbst, aber deshalb wird es nicht besser. So alt sollte man schon sein, dass man es weiß, wenn man sich nicht mit Ruhm bekleckert.
Ich lese in deinen Worten Relativierungen. Ich weiß nicht, wozu die gut sein sollen. Denn meistens dienen sie ja dazu, das eigene Verhalten schönzureden.
Es gibt da ein Zitat von Jose Ortega y Gasset: Es ist falsch, dass im Leben die Umstände entscheiden. Im Gegenteil: Die Umstände sind immer der neue Kreuzweg, an dem der Charakter entscheidet.
Du machst, was du machst, aufgrund deines Charakters, aufgrund deiner Reife, aufgrund deiner Fähigkeit zur Selbstreflexion und nicht weil dich ein anderer dazu bringt. Ab einem gewissen Alter finde ich es sehr unkreativ, wenn man etwas tut, weil man meint, dass einen der andere dazu bringt. Man ist ja ein eigenständiges Wesen und kein Spielball seiner Umgebung. Dein Freund ist nicht ursächlich für dein Verhalten, das sind deine Entscheidungen.
Ich meine aus deinen Worten auch Groll gegenüber Männern oder Enttäuschung von Männern herauszulesen. Das ist meiner Meinung nach der falsche Grund, sich Frauen zuzuwenden. Und ich finde es ein bisschen befremdlich, dass du - so meine ich es jedenfalls aus deinen Worten herauszulesen- deine bisexuelle Episode als Rachefeld gegen deinen Freund einsetzt. Ich lese über deinen Freund nur Misstrauen, Missbilligung und Enttäuschung. Was machst du dann überhaupt mit ihm? Das ist ja ein Armutszeugnis für eure Beziehung, nicht beleidigend gemeint. Ich verstehe es einfach nicht. Warum bist du dann mit ihm zusammen, mit einem Menschen, dem du nicht vertraust, mit dem du meinst, nicht reden zu können, und dem gegenüber du Neid- und Konkurrenzgefühle hegst?