Ich hatte nie gedacht, dass man sich so verhalten kann... Und nun bin ich selber in der Situation und weiß nicht mehr, wo meine Werte hin sind.
Ich bin seit fast 9 Jahren verheiratet (16 Jahre zusammen) und habe mit meinem Mann ein gemeinsames Haus und zwei Kleinkinder - Quasi das perfekte Leben, augenscheinlich.
Als kleine Randnotiz: er ist der erste Mann mit dem ich Sex hatte.
Also, was ist passiert? Ich muss etwas weiter ausholen.
Seitdem die Kinder da sind, nehme ich die Pille nicht mehr. Unter der Pille war mein sexuelles Bedürfniss eher mäßig. Seitdem ich sie nicht mehr nehme, fing es an und nun da der gröbste Stress mit den Kids (Schlafentzug, Kräftezehrend etc) vorbei ist, merke ich erst, was diese Lust auf Sex bedeutet. Das Problem: Ich habe keine Lust auf Sex mit meinem Mann.
Er ist bisher immer sehr jämmerlich gewesen "Mir tut dies weh, mir tut das weh..." und das wirklich täglich. Ja, man sollte sich in seiner Beziehung durchaus äußern dürfen, wenn man Schmerzen hat. Aber wegen jedem Wehwehchen jammern...? Das hat mich über die Jahre echt abgeturnt (habe ich aber erst jetzt verstanden).. Er hat damals als wir uns kennen lernten relativ schnell 30 kg zugenommen. Von schlank zu nun "mit Bauch", aber das ist kein Problem.
Nun war es so, dass ich immer mal darüber nachgedacht habe, wie es denn ist, mit einem anderen Mann zu schlafen. Ich denke dieses Interesse ist ganz normal, wenn man bisher nur einen Sexpartner hatte. In diversen Gruppen zu meinem Hobby (keine Sorge, das Hobby ist ganz anständig ^^) lernt man natürlich viele Menschen und auch Männer kennen. Manche haben mich privat angeschrieben, da ich eine recht lockere Art habe. Aber den meisten habe ich direkt klar gemacht, dass ich solch Unterhaltungen nicht will (Es ist eigentlich erschreckend, wie viele auch vergebene Männer so ankommen, aber wer bin ich darüber zu urteilen..).
Mit einem hat es Spaß gemacht. Er hat unterschwellige Anspielungen verstanden und darauf clever gekontert. Das Hobby bedingt, dass man Sachen austauscht bzw. kauft. Er war dann einmal, bevor wir mit solch Anspielungen geschrieben haben, mit seinem Kind bei uns Zuhause und hat etwas abgeholt. Da war alles noch total harmlos.
ein paar Wochen später, als das Geschreibe dann losging, holte ich etwas bei ihm Zuhause ab. Wohlwissend, in welche "Gefahr" ich mich da bringen würde. Am ersten Abend passierte aber nichts.
Er ist übrigens Single... seine langjährige Freundin und Mutter seines Kindes hatte ihn vor ein paar Monaten verlassen. Also hat er nichts zu verlieren zu dem Zeitpunkt.
Am nächsten Abend war ich dann gleich nochmal da... und er ergriff die Initiative. Hätte er nichts gemacht, wäre ich nicht den ersten Schritt gegangen, aber ich bin froh, dass er es getan hat. Es überkam mich wie im Rausch. Ohne auch nur irgendwas sagen zu müssen, drückte er genau die richtigen Knöpfe - verdammt. Ja, uns ging es am Anfang natürlich nur um Sex. Wir trafen uns fast täglich. Ziemlich schnell kamen beiderseits Gefühle dazu (von ihm schneller als von mir... ich wollte sie erst nicht zulassen) Mein Mann wusste fast immer wo ich bin (natürlich wurden auch Ausreden gefunden..) und hatte natürlich einen Verdacht nach 3 Wochen, aber so lieb wie er ist, dachte er, ich bräuchte nur jemanden zum Reden... eine Abwechslung zum stressigen Alltag mit zwei Kleinkindern.
Nach einem Monat hatten meine Affäre und ich einen Punkt, über den wir diskutieren mussten. Um das zu klären gab ich Nachmittags die Kids zu den Großeltern und traf mich Nachmittags mit ihm bei uns zuhause (wohlgemerkt wirklich nur um zu reden!) Es fließen etliche Tränen.... und dann kam plötzlich mein Mann früher als sonst nach Hause. Es gab so gesehen keine verwerfliche Situation. Ich saß auf dem Sofa und meine Affäre an der ganz anderen Ecke des Sofas. Mein Mann kam rein und war natürlich verwundert (da ja auch die Kids nicht da waren..)... und meinte dann aber, er geht dann mal wieder Arbeiten - und fuhr direkt zu den Großeltern und erzählte von seinen Beobachtungen.
Nunja... das war der Tag, an dem ich ihm von der Affäre abends erzählte.
Selbstvertsändlich ist er irre verletzt... hat aber sofort gesagt, er liebt mich über alles und will mich und unsere Familie nicht verlieren und aufgeben.
Ich habe ihm auch gesagt, dass ich nicht weiß, ob ich ihn noch genug liebe und ich unglücklich bin. Dann hatte ich, auch nach Gesprächen mit meinen Eltern, den Entschluss gefasst, meinen Mann zu verlassen - und es ihm auch gesagt.
Ich war schon vor der Haustüre meiner Affäre und wartete auf ihn... Und quasi kurz bevor er nach Hause kam, schoss es mir durch den Kopf.... Ich weiß nicht mal genau, welcher Gedanke mich dazu antreibte, aber ich wollte nur noch nach Hause und zu meinem Mann. Wollte ihn und unsere Familie nicht verlieren. Und er sagte mir, dass es für ihn noch nicht zu spät sei und er mir verzeiht.
Der Andere war natürlich im Gegenzug total fertig und verletzt, dass ich nun doch nicht meinen Mann verlassen habe.
Ich sollte die Affäre natürlich blockieren und keinen Kontakt mehr zu ihm haben.
Vor diesem Zeitpunkt hatte ich natürlich auch oft mit meiner Affäre gesprochen... auch über eine gemeinsame Zukunft, wie sie aussehen könnte. Wir versprachen uns nichts - so unrealtistisch wollten wir nicht sein. Er wollte auch nicht, dass ich mich wegen ihm von meinem Mann trenne, damit ich ihm das nicht irgendwann vorwerfen würde, wenn wir scheitern sollten.
Und er hatte auch oft gesagt, ich solle meinen Mann nicht verlassen, da er eben genau diese Seite kennt (da ja selbst kürzlich verlassen worden) und es echt scheiße ist für den Mann und auch für die Kinder.
Aber auch, dass er mich liebt (ja wir reden von Verliebtheit, denn Liebe braucht Zeit und ein Leben zusammen) und wir eine gemeinsame Zukunft hinbekommen, auch wenn es schwierig wird. Er hat ja auch ein Kind und man muss das langsam angehen.
So springt mein Herz momentan hin und her...
Ich konnte mich nicht an das Kontaktverbot halten... fand andere Wege mit ihm zu kommunizieren und letztlich treffen wir uns nun schon wieder seit zwei Wochen fast täglich.
Nein, ein schlechtes Gewissen habe ich immer noch nicht. Ich genieße die Zeit mit dem anderen. Und er genießt die wenige Zeit mit mir, die wir haben. Und genau das ist doch ein Punkt, der mir das Brett voll ins Gesicht hauen sollte oder? Man kann einen Partner nicht lieben und ihn dann ohne Reue betrügen?
Eine Trennung hatte ich erstmal auf Eis gelegt. Meinen Kindern nicht alles wegzunehmen und meinen Mann und mich nicht in ein finanzielles Loch zu schmeißen, schien mir nun wichtiger, als mein persönliches Glück.
Nun.... ich bin total süchtig nach dem anderen. Dieses Klischee, welches man in Filmen immer sieht und ich bisher nie gefühlt hatte. Das Bedürfnis im nahe zu sein, mit ihm zu schlafen und auch einen Alltag mit ihm zu haben. Ob es nur mit dem Absetzen der Pille zusammen hängt, kann ich nicht beurteilen. Natürlich war ich auch in meinen Mann anfangs verliebt und er war der erste, bei dem mich das tägliche Sehen (im Gegensatz zu vorherigen Freunden) nicht störte.
Ja, die Verliebtheit lässt einen wie im Rausch fühlen. Ich weiß nur nicht, wie ich mich wieder in meinen Mann verlieben soll. Es läuft wieder alles wie vorher. Ich schlafe abgewandt auf der Bettkante (ich hatte meinem Mann gesagt, er solle mich bitte nie wieder so alleine dort schlafen lassen), wir leben so nebenher.
Wir hatten in den vergangenen zwei Monaten zwei Mal Sex. Und dieser war erwartungsgemäß echt mies. Mein Mann ist absolut verunsichert - und ich will beim Sex ja eigentlich genau das Gegenteil. Ich will dominiert werden... Ich versuche natürlich ihm in gewisser Weise Sicherheit zu geben.
Der andere ist das was ich mir so sehr ersehne.. dominant, aber einfühlsam. Er trifft Entscheidungen und erledigt seine Dinge.. Ist eben "männlicher".. schwierig zu erklären. Mein Mann ist sehr lieb. Tut alles für mich. Und aktzeptiert alle meine Macken. Wir passen eigentlich ziemlich gut zusammen, sonst wären wir nicht so lange zusammen. Aber so langsam habe ich das Gefühl, dass ich etwas anderes brauche. Dass ich jemandem brauche, der mir die Stirn bietet und nicht alles so hinnimmt. Der mir in den Hintern tritt. Und "männlicher" zu werden, kann man ja auch nicht lernen - oder?!
Bei uns zuhause entscheide ich immer alleine, was wir so machen etc. Größere Entscheidungen treffen wir gemeinsam. Aber auch da liegen wir eigentlich immer auf einer Wellenlänge. Es gibt bei uns gaaanz selten Streit und wenn nicht lange.
Oh man... so viel geschrieben und ich sehe schon, wie bei vielen die Galle hochkommt, dass ich so egoistisch bin. Ich bin selber nicht begeistert von meinem Verhalten. Moralisch totale Verwerfung... Aber "nur" wegen den Kindern oder Geld zusammen bleiben? Ich vermute viele denken nun "dein armer Mann" .. und ja. das trifft natürlich voll zu. Ich würde ihm das ganze Chaos auch gerne ersparen.... aber geht das dann zu meinen Lasten? Ein Leben weiterführen, dass mich nicht glücklich macht, nur damit die anderen glücklich sind?
Ich kann ja nichtmal so richtig beschreiben, was mich unglücklich in meiner Ehe sein lässt... Nur der Alltag? Das Untergehen der eigenen Person im Familienalltag? Der unbefriedigende Sex?
Ich mache mir keine Illusionen - Alltag wird es auch mit dem anderen geben. Aber dann auch Nähe, die jetzt fehlt? Und Sex, der mich geistig befriedigt?
Der andere ist sehr eifersüchtig... er würde nie tolerieren, wenn ich fremdgehen würde, was ich natürlich auch zum jetzigen Stand nicht vorhabe. Aber wenn es einmal passiert ist - passiert es dann immer wieder? Ich würde jetzt sagen: Nein, denn ich weiß, was ich damit anrichte. Und könnte dann stark genug sein, Versuchungen zu widerstehen. Ich denke, wenn man zufrieden ist in einer Beziehung, kann man das.
(und natürlich ist ihm auch klar, wie unsere Beziehung dann angefangen hat, daher wissen wir nicht, ob es bei uns klappt, aber er will trotzdem)
Hachja... alles total easy im Leben!
Und Priorität (auch, wenn man dies vielleicht jetzt nicht so lesen kann), haben die Kids. Aber die haben auch nichts von einer genervten Mutter, die unglücklich ist. Dann lieber eine glückliche Mutter?? Wären es nur mein Mann und ich, wäre ich weg. Das Materielle bedeutet mir nicht mehr als Gefühle.
Danke fürs Lesen...