Ich bin 30. Meine Mutter ist heute 60 geworden. Ich habe ihr bewusst nicht gratuliert. Sie hat Mitte März den Kontakt zu mir abgebrochen. Darum bin ich der Meinung, dass sie auch dran ist, ihn wieder herzustellen.
Meine Mutter hat den Kontakt abgebrochen, weil ich es nach x Jahren geschafft habe ihr meine Meinung zu sagen. Sie hat so viele Fehler gemacht, aber sich nie einen eingestanden. Ich habe nie eine Entschuldigung von ihr bekommen. Immer musste ich auf sie zugehen. Ich habe es einfach satt ihr hinterher zu rennen. Das einzige, was sie bis jetzt von mir gelernt hat war: Meine Tochter kommt eh immer wieder. Egal was ich gemacht habe.
Nur eins von vielen Beispielen, wie ich schon als Kind das Vertrauen in sie verloren hab: Ich hatte einen Hasen und ein Meerschweinchen. Da war ich 15. Da sie total allergisch gegen das Meerschweinchen war, haben beide auf dem Balkon gelebt. Das war nicht schlimm. Und ein guter Kompromiss. Eines Tages komm ich nach Hause, das Meerschweinchen war weg. Auf meine Frage wo es sei hat sie nur geantwortet, dass sie es weggeben hat. Ich hab 3 Tage nicht mit ihr gesprochen. Danach musste ICH als Kind auf sie zugehen. Von alleine wäre sie nicht zu mir gekommen. Kurze Zeit später, wir waren am Umziehen. Der Hase war weg. Sie meinte der ist schon in der neuen Wohnung. Am Wochenende war ich mit in der Wohnung, kein Hase da. Ich fragte nach. Sie stand grinsend vor mir und sagte mir, wo sie ihn hingebracht.
Das ist nur ein kleines Beispiel von vielen, die sich über die Jahre gehäuft haben. Im Erwachsenenalter wurden es dann natürlich andere Dinge.
Nun hat sie heute Geburtstag. Ich hab ihr nicht gratuliert und sie hat mich auf Facebook komplett blockiert. Facebook bedeutet mir nichts. Aber ich weiß was es für sie bedeutet. Sie hat nur ihren Mann, der arbeitet, ihre zwei Katzen und ihren TV, der von früh bis spät läuft. Sie selbst ist schon ca 10 Jahre zu Hause. Sie hat keine sozialen Kontakte. Ihr Hirn rostet völlig ein. Das hat mir schon manchmal richtig Angst gemacht. Dabei ist sie jetzt gerade erst 60.
Obwohl sie den Kontakt zu mir abgebrochen hat, bin ich jetzt wohl wieder die böse, weil ich ihr nicht gratuliert habe. Und nun ist der Kontakt völlig gebrochen.
Mich macht das unheimlich traurig, weil ich eigentlich ein Familienmensch. Aber ich will es nicht mehr. Ich will ihr nicht mehr hinterherlaufen.
Ich habe auch schon keinen Kontakt mehr zu meinem Vater und zu meinem Bruder. Das sind aber völlig andere Geschichten. Eine Psychologen sagte mir erst Anfang des Jahres, ich bin in eine völlig falsche Familie geboren.
Ja, so fühl ich mich auch. Ich werde verurteilt, weil ich einigermaßen schlau bin und aus meinem Leben etwas mache. Meine Mutter: 8. Klasse, seit über 10 Jahren zu Hause. Mein Vater: Sonderschule, kann nicht lesen und schreiben. Mein Bruder: 32, Hauptschule, eine Ausbildung, seit 8 Jahren arbeitlos.
Ich: Betriebswirtin, Fachabi, Ausbilderschein, Beamtenlaufbahn.
Ich bin mir sicher, wäre ich auf dem Niveau von denen stehen geblieben, dann würden wir uns wunderbar verstehen.
Das macht mich alles sehr traurig.