Hallo liebes Forum,
zunächst habe ich schon etwas länger mit mir gerungen, ob ich überhaupt etwas verfassen soll. Nach etlichen Gesprächen mit Freunden, Familienmitgliedern und Bekannten, halte ich es für eine gute Alternative bevor ich mich z.B. therapeutisch unterstützen lasse.
Ich führe eine mittlerweile 8-jährige Beziehung. Meine Partnerin und ich sind 30 Jahre alt und wir sind relativ früh (nach 2 Monaten) zusammengezogen. Ich habe damals eine große, doppeletagen Anliegerwohnung meiner Eltern übernommen, in der wir jetzt auch wohnen.
Wir haben viel gemeinsam erlebt, sowohl privat als auch beruflich. Wir hatten großartige Urlaube, hatten viel Spaß miteinander und haben uns beide sehr positiv entwickelt. Bisher haben wir uns in 8 Jahren nicht 1x gestritten oder groß Probleme miteinander gehabt.
Leider hat die Beziehung aber diverse Schattenseiten, an denen wir jetzt schon seit Monaten versuchen zu arbeiten.
Hintergrund:
Ich habe in meiner Vergangenheit und mit in meiner ersten richtigen Beziehung besonders viel durchlebt. Mobbing, starkes Übergewicht, Fremdgehen, Verlust des kompletten Freundeskreises und diverse Familienstreitereien.
Bevor ich meine jetzige Partnerin kennenlernte und nach der ersten Beziehung, hatte ich einen "Flirt". Nennen wir sie Frau #1. Für mich, nach meiner ersten Beziehung, die erste richtige Frau in meinem Leben die ich kennenlernte. Sie war unglücklich vergeben, wir haben dennoch großartige Gespräche geführt, gleiche Interessen geteilt und ich kannte sie schon aus der Schulzeit. Wir kamen uns näher, küssten uns und plötzlich hat sie den Kontakt aus Liebe zu ihrem Partner abgebrochen.
Ich lernte schnell zwei weitere Frauen kennen. Darunter meine jetzige Partnerin. Alles entwickelte sich schnell. Wir haben viel unternommen, hatten Spaß und haben uns ordentlich ausgetobt.
Frau #1 hat sich dann, in der Kennenlernphase mit meiner jetzigen Partnerin, wieder gemeldet. In meinem jungen Leichtsinn habe ich den Kontakt blockiert, bis sie mir auf anderen Sozialen Medien geschrieben und meine jetzige Partnerin mich mehr oder weniger gedrängt hat das zu klären. Damals wollte ich das nicht, habe meine Partnerin vorgeschickt, die ihr dann eine klare, schriftliche Ansage gemacht hat.
Mit den Jahren habe ich die Frau #1 immer wieder mal getroffen. Man hat sich jedoch in weiter Ferne gesehen. In der Stadt, im Zoo, beim Feiern, beim Spazieren gehen oder bei Autofahrten. Die Situation von damals kommt immer wieder und wieder hoch. In den 8 Jahren und auch heute noch habe ich das Bedürfnis die Sache von damals mit der Frau #1 zu klären.
Mitte letzten Jahres habe ich die Frau #1 dann erneut getroffen. Dieses Mal stand sie plötzlich genau vor mir. Wir waren beide wie versteinert. Meine Gedanken und Gefühle waren komplett durcheinander.
Im Anschluss und weil ich meine Person auch nicht verstellen kann, habe ich das Gespräch zu meiner Partnerin gesucht und mit ihr gesprochen. Nenne wir es einfachhalber Gespräch #1.
Ich habe ihr gesagt, dass da noch Gedanken in meinem Kopf herumschwirren, die ich auch nach 8 Jahren nicht loswerde und die immer wieder präsent sind. Ich habe Klärungsbedarf und finde ohne ein Gespräch keinen Abschluss.
Für mich ein Wendepunkt in Thema Beziehung, da ich selbst das erste Mal merkte, dass ich erst über Dinge in der Beziehung nachdenke, sobald ich einen Grund dafür bekomme. Und genau diese Sachen habe ich dann auch in dem Gespräch thematisiert.
- Sie war mit den Jahren immer weniger Frau (weiblich)
- Sie ist kein Familienmensch und hat es nie gelernt
- Gegenüber meinen Eltern war war sie oft patzig und frech
- Dinge die allgemein wichtig sind vergisst sie andauernd
- Sie teilt keine bis kaum von meinen Interessen
- Sie muss alle Sachen ausdiskutieren
- Sie unternimmt kaum noch was mit Freunden und ist durch Home Office viel zu Hause
- Sie geht kaum - keine Kompromisse ein
Vor dem Gespräch #1 stand mein Entschluss eigentlich fest. Eine Partnerin, die sich mit meinen Eltern nicht kann, wird es auch in Zukunft nicht können. Ihre Eigenarten wird sie niemals ablegen können und meine negativen Gefühle und Einstellungen zu der Gesamtsituation werden nicht besser. Sie hat mich jedoch gebeten mir zu zeigen, dass sie sich bessert. Da ich kein Freund davon bin Dinge einfach wegzuwerfen, habe ich dem Ganzen auch eine Chance geben.
Die Bemühungen sehe ich bis heute. Sie macht vieles besser, ich erkenne einen klaren Fortschritt.
In der Zwischenzeit hatte ich schriftlichen Kontakt mit Frau #1, was ich meiner Partnerin auch erklärte. Wir wollten einen Termin abstimmen, damit wir uns aussprechen können. Leider ist es bis heute nicht dazu gekommen.
Vor kurzer Zeit folgte ein weiteres Gespräch (Gespräch #2), ausgelöst von diversen kleinen Zankereien und ein paar Tränen.
Ich schilderte ihr deutlich, dass ich mir aktuell keine Zukunftsplanung mit ihr vorstellen kann. Ich sie in der jetzigen Situation und mit dem was sie für die Beziehung gibt und tut nicht als Frau oder Mutter meiner Kinder sehe.
Das unser Gespräch #1 tiefere Spuren hinterlassen hat, als ich mir selbst einrede. Bei Familienbesuchen habe ich immer ein komisches Bauchgefühl und lege Dinge auf die Goldwaage.
Ich alles für die Beziehung gebe, von ihr jedoch nicht ansatzweise etwas zurückkommt.
Viele Dinge für die selbstverständlich sind und gar nicht von ihr wertgeschätzt werden.
Ihre Laune mich häufig mit runter zieht und ich Sachen nicht mehr gerne mache, die mir zuvor Spaß gemacht haben.
Auch nach dem Gespräch #2 sind wir so verblieben, dass wir erstmal gucken wie sich alles weiterentwickelt und sie an sich und der Beziehung arbeiten möchte. Erneut habe ich gefragt, was ich denn dazu beitragen oder ändern kann. Jedoch erhalte ich hier keine klare Aussage. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass ich an der Gesamtsituation kaputt gehe. Ich denke viel zu viel nach, mir geht es mit der Situation eher schlecht als gut und mein Umfeld kann mir nicht so recht helfen.
Momentan nehme ich mir viel Zeit für mich und gehe der Gesamtsituation etwas aus dem Weg.
Ich stelle mir jetzt z.B. die folgenden Fragen:
Wie lange sollen wir das jetzt mit uns versuchen?
Was ist, wenn die negativen Gefühle nicht weg gehen und bleiben?
Hat die Beziehung einen Sinn, wenn so viele Punkte nicht übereinstimmen?
Was kann ich tun, damit die Beziehung besser läuft?
Sind das Gefühle für Frau #1 oder habe ich nur Klärungsbedarf?
Vielleicht hat ja der ein oder andere einen guten Ratschlag :)