Hallo ihr Lieben!
Ich bin ganz neu hier im Forum und hoffe auf etwas Austausch und möglicherweise den ein oder anderen Tipp von euch...
Ich werde meine Situation mal erläutern - könnte länger werden 😅
Mein Freund (24 Jahre alt) hat letzten August seine Freundin plötzlich verloren. Sie war zu dem Zeitpunkt 21 Jahre alt, die beiden etwas über ein Jahr zusammen. Es war seine erste Beziehung und die beiden waren ein Herz und eine Seele. Ich (übrigens 22 Jahre als) kannte die beiden schon zu dem Zeitpunkt damals über einen gemeinsamen Bekannten. Nach ihrem plötzlichen Tod haben wir viel gesprochen, ich habe ihm meine Hilfe angeboten, und sei es nur ein offenes Ohr. Wir haben viel telefoniert zu der Zeit, uns gegenseitig Halt gegeben nach dieser schrecklichen Nachricht und schnell gemerkt, dass wir uns sehr sehr ähnlich sind. Doch mehr als nur Freundschaft, kam für uns zu diesem Zeitpunkt absolut nicht in Frage. Ich war zu dem Zeitpunkt frisch getrennt und bei ihm stand das eigentlich auch außer Frage.
Wir haben dann immer mehr Zeit miteinander verbracht, aber zu Beginn eben rein freundschaftlich. Daraus wurde dann irgendwann mehr und wir haben uns darüber unterhalten, ob und wie das mit uns weitergehen kann bzw. ob es das sollte.
Wir haben darüber gesprochen ob er wirklich bereit ist, dass ich Angst habe nur ein Lückenfüller zu sein oder ihr nicht gerecht werden zu können, dass er in mir etwas suchen könnte, was ich nie erfüllen kann und so weiter. Er wusste von meinen vergangenen Beziehungen, in denen ich sehr verletzt wurde und er wollte mir das nicht nochmal antun. Genauso wollte ich nicht, dass er noch mehr verletzt wird oder leiden muss.
Letztendlich war es Anfang November als wir uns entschieden haben, dass wir ernst machen. (Einige werden jetzt denken, dass das viel zu früh war und das mag auch so sein, aber für uns beide war es die richtige Entscheidung und bis heute wurde das nicht bereut.)
Zwischen uns beiden läuft auch alles wunderbar, soweit ich das beurteilen kann ist auch er was die Beziehung angeht, sehr glücklich und absolut froh, mich an seiner Seite zu haben.
Doch natürlich ist er über ihren Verlust noch nicht hinweg und das ist auch absolut verständlich und in Ordnung so. Er hat beruflich gerade sehr viel Stress und da er sich sowieso schon in einer schlechten Grundverfassung befindet, ist alles sehr schwer für ihn. Ich versuche ihm zu helfen wo es geht ohne aufdringlich zu sein: sei es bei der Arbeit, oder was den Haushalt betrifft, oder einfach eine gute Partnerin für ihn zu sein. Doch seine Trauer kann ich nicht für ihn verarbeiten und doch würde ich ihm gerne dabei helfen.
Wir reden eigentlich nicht viel über sie, aber vermeiden es auch nicht auf Biegen und Brechen. Er betrauert es, dass sie ihr ganzes Leben noch vor sich hatte und dass er jetzt quasi alles hat und sie die Dinge nicht mehr erleben kann, die er für die beiden geplant hatte.
Er hat noch Bilder von ihr in seiner Wohnung stehen, aber auch schon welche von uns. Er trägt noch das Armband, was beide als Partnerarmband getragen haben, aber auch unser Armband (hatte ihn extra gefragt ob das für ihn okay ist bevor ist das geschenkt habe). Seine Freunde wissen auch bereits von uns und freuen sich auch für uns, genauso wie seine Familie mich absolut akzeptiert hat.
Klar ist es manchmal schwer für mich, die Bilder von den beiden zu sehen und zu wissen, dass ich ja quasi die zweite Wahl bin und dass wir nie zusammen wären, wäre sie noch am leben. Doch diese Denkweise versuche ich schon abzulegen, da man an der Vergangenheit ja sowieso nichts ändern kann.
Nun würde ich ihm gerne irgendwie helfen können, weiß aber leider absolut nicht wie. Er wollte selbst eine Therapie in Angriff nehmen, weil er merkt, dass er es wohl nicht alleine schafft. Ich hatte ihm geraten, mal wieder an ihr Grab zu gehen wo er länger nicht war, das hat er auch dann getan. Auf der anderen Seite war mein Vorschlag, vielleicht nur noch ein Bild von den beiden stehen zu haben, um nicht immer direkt wieder so daran erinnert zu werden. Andererseits möchte ich ihm auch auf keinen Fall in seine Trauer reinreden, das ist absolut seine Sache. Es macht mich nur unfassbar fertig, ihn so traurig zu erleben und gleichzeitig so machtlos zu sein.
Vielleicht hat der/die ein oder andere einen lieben Tipp für mich oder befindet/befand sich in einer ähnlichen Situation. Erstmal auch vielen lieben Dank, wer bis hier hin gelesen hat, es war nun doch sehr viel Text. Ich hoffe es war dennoch alles irgendwie verständlich, ansonsten fragt gerne nach.
Danke schon mal!
Beans