unruhige_seeleLiebe unruhige_seele,
ich kann dich sehr gut verstehen. Ich bin in einer ähnlichen Situation. Mein Freund ist auch noch verheiratet und das nach 3 Jahren Trennung und 2 1/2 Jahren Beziehung mit mir. Wir sprechen oft über das Thema, da ich natürlich ähnliche Gedanken habe wie du:
Liebt er mich wirklich, wenn er es nicht schafft sich auch auf dem Papier zu trennen?
Sind das alles nur Ausreden?
Hilft mein Druck überhaupt oder drängt er ihn nur mehr in die Ecke?
Wie wichtig ist das alles überhaupt?
Ganz pragmatisch verstehe ich all seine Gründe... es geht um Finanzielles und vor allem auch darum, die Expartnerin (die wegen der Hauptbetreuung der Kinder momentan am längeren Hebel sitzt) nicht zu sehr unter Druck zu setzen und zu verletzen... bei uns ist dabei vor allem das Problem, dass die Trennung der Beiden auch emotional von ihrer einfach noch garnicht vollzogen war, als wir zusammengekommen sind und sie deshalb jedes Mal, wenn er die Scheidung anspricht einfach in Tränen, in Überforderung und Panik ausbricht, das Gespräch verweigert und das dann auch Auswirkungen auf die Kinder hat.
In meinen Augen ist das ganz klar emotionale Erpressung... aber ich kann auch sie verstehen... eine 20 Jährige Beziehung mit 2 Kindern scheitern zu sehen und dadrin das eigene Scheitern. Manche brauchen dafür eben diese 3 Jahre - vielleicht sogar noch länger - um das zu verarbeiten und dazu kommen Themen wie psychische Probleme und Corona... wenn ein Mensch so überfordert ist mit dem Alltag, dann auch noch die Scheidung zu vollziehen ist anstregend und deshalb wird es lieber aufgeschoben...
Mich nervt das Wahnsinnig, aber was mir wichtig war, dass er mich bei diesen Themen nicht außen vor lässt. Dass er mit mir darüber sprechen kann und das auch tut. Und dass er mir mit anderen Dingen zeigt, wie sehr er mich liebt. Und natürlich gibt es Schritte in unserer Beziehung, die wir nicht gehen, solange er nicht geschieden ist, aber wenn er diese Zeit noch braucht und es absehbar ist, gebe ich sie ihm. Gerade emotional sensible Menschen brauchen manchmal etwas länger Zeit und einen angemessenen Raum, die in einem gestressten Leben voll Arbeit und Alltagsorganisation eines Patchwork-Lebens kaum gegeben ist.
Wenn du es aber absolut nicht aushälst, dann setz ihm eine Deadline, eine langfristige, das heißt ein halbes Jahr oder Jahr. Und besprich mit ihm alle einzelnen Schritte. Kleine Schritte wie Gespräche mit der Ex, die Wahrnehmung von Beratungsangeboten, die Suche eines Anwalts und letztlich die Scheidung selbst...
und egal was hier andere schreiben...
nein, du bist nicht völlig dumm, dass du dir das antust und es heißt auch nicht automatisch, dass er dich nur verarscht. Ihr lebt doch bestimmt zusammen, habt einen Alltag zusammen und das wichtigste: ihr liebt euch. Da nimmt man manchmal mehr auf sich, als man sich zugetraut hat und von außen als gesund betrachten würde. Wichtig ist, mit IHM darüber zu reden. Ihr seid ein Paar und deshalb geht seine Scheidung nicht mehr nur ihn an, sondern auch dich. Es ist euer Leben, nicht seins allein.