Leider musste ich feststellen, das es heute noch sehr viele leute gibt, die denken depressionen kann man einfach so überwinden imdem man raus geht an die frische luft oder positiv denkt..Jeder der solche sätze zu einer depressiven person sagt, hat wohl noch nie depressionen gehabt.. ansonsten würde ihnen nicht im traum einfallen jemand anderem solche blöde sätze zu sagen..
Ich z.b. bin 25 und leide seit meiner kindheit darunter.. Ich hatte einen alkoholabhängigen vater der meine mutter regelmässig vor meinen augen geprügelt und unmächtig gewürgt hat. Der uns mit dem tod mehr als ein mal gedroht hat, selbst in anwesenheit der polizei wohlgemerkt. Der meine mutter mitten auf dem zürcher flughafen angriff und anfing zu würgen bis die polizei ihn mit den sturmgewehren umzingelt hat und ihn warnten sie würden schiessen wenn er nicht von ihr ablässt. Ich war zu dem zeitpunkt noch nicht mal 5 jahre alt. Und ich erinnere mich noch sehr gut an viele solcher situationen. Als meine mutter meinen stiefvater kennenlernte, war ca. 1 jahr lang ruhe. Als ich mit 6 in die erste klasse kam fing die scheisse erneut an. Jedoch war es mein stiefvater der jetzt gewalttätig war und nicht mehr meine mutter, sondern ich wurde geschlagen. Und mit schlagen mein ich nicht mal einen klapps auf den po zu bekommen. Mit der zeit fing er an mir immer wieder zu sagen 'ich mach dich kalt' oder 'ich polier dir die fresse so, dass du nicht mehr weisst was vorne und hinten ist' ect. Ich war da noch nicht mal 8. Ich verstand auch noch nicht was 'ich mach dich kalt' heisst. In der 3ten klasse wurde ich von meiner lehrerin angesprochen ob ich zuhause geschlagen werde, da man mir das des öfteren ansah. Blaues auge, überall blaue flecken, sehstöhrungen die von schlägen am kopf kamen ect. Ich hatte unfassbare angst und log natürlich immer. Jegliche versuche von meiner lehrerin mit mir zum arzt zu gehen schlug ich aus und sagte immer die verletzungen kamen vom spielen mit anderen kindern. Irgendwann sagte sie mir so was wie 'ich könne ihn anzeigen bei der polizei'. Mit 8-9 jahren weiss man aber nicht wirklich was das bedeutet. Ausserdem ist die angst danach wieder nachhause zu gehen und zu wissen die eltern werden das erfahren unfassbar gross. Also hält man die klappe. Als er mich 1 max. 2 tage später wieder geschlagen hat, hab ich meinen mut zusammen genommen um ihm zu sagen 'ich zeig dich an'. Was übrigens eine scheiss idee war. Den ich hab nicht nur dafür extra prügel kassiert, nein er sagte mir auch 'kein problem, komm lass uns zusammen gehen. Ich werde dich für jeden meter den wir zur polizeistation gehen so treten und schlagen, wenn wir da sind musst du erst paar monate ins krankenhaus und wirst nicht sprechen können'. Wie man sich als kind dabei fühlt muss ich glaube ich nicht näher erläutern. Gründe dafür mich zu schlagen waren übrigens sachen wie eine minute zu spät zuhause oder eine note unter der 5. (6 ist in der schweiz die höchste note). Selbst bei einer 4.9 war zuhause die hölle los. Von meiner mutter kam nachdem er mich geschlagen hat meist nur der spruch 'du hast es verdient'. Und nebst der tatsache das ich von ihm so geschlagen wurde, hat er mich auch immer verbal extrem erniedrigt. Mir eingeredet ich sei ein stück dreck, nichts wert, dass ich es im leben sowieso zu nichts bringe, ich sei hässlich und dumm. Ich hatte auch ständig hausarrest, durfte nicht oft mit schulfreunden raus stattdessen musste ich lernen. ausnahmslos jeden tag, ferien kannte ich also nicht. Ich musste täglich stundenlang lernen, bei gewissen prüfungen bis fast 12 uhr nachts und um 5 wurde ich wieder aus dem bett geholt damit ich 'übungsprüfungen' in einer vorgegebenen zeit zu lösen hatte bevor ich zur schule musste. Diese 'lernphasen' gingen meist einen monat. Das lernen sowie die korrektur der hausaufgaben war für mich besonders schlimm, den wenn ich fehler gemacht habe egal in welchem fach oder egal wie klein sie waren, so wurde die seite ausgerissen und musste mit dem titel ' verbesserung von xy' alles nochmal machen. Wenn ich auf der neuen seite noch einen fehler hatte gleiches spiel mit dem titel 'verbesserung der verbesserung von xy' und so weiter. Meistens hat es damit geendet das ich geschlagen wurde weil ich keine kraft, konzentration, nerven und schon gar keine motivation hatte. Nebst dem lernen musste ich zuhause mithelfen was bis zu nem gewissen grad okay ist. Aber wehe wen man was falsch oder nicht so macht wie er es sich vorgestellt hat. Dann eskalierte es sehr schnell. So ging das jahrelang weiter bis ich mit 12 abgehauen bin von zuhause und die hilfe geholt hab die ich schon lange gebraucht hätte. Es war einfach nicht mehr auszuhalten. Ich glaube nicht, das sich jemand vorstellen kann wie so was ist, wenn man nicht erlebt hat.
Ich kam also ins kinderheim. Was es mir nicht umbedingt einfacher machte, den ich kannte all diese freiheiten nicht. Es war auch das erste mal das ich keine angst mehr haben musste. Meine ständigen kopfschmerzen sind verschwunden und die sehstöhrungen die ich hatte auch. Ich blühte auf. Jedoch wurde es mir über jahre eingetrichtert nicht gut genug zu sein, nicht hübsch genug, nicht schlau genug, eine 'belastung' für alle zu sein. Abgesehen davon war die note 5 war für mich mittlerweile gleich zu stellen mit einer 1 (hier also schlechteste note). Weil es mir nicht anders beigebracht wurde. Ich hatte absolut gar kein selbstwertgefühl mehr. Leider ist man im heim nicht nur mit gleichaltrigen zusammen und mit andern kinder und jugendlichen die auch ihre probleme haben. Ich fing dadurch an alkohol zu trinken und hab paar jahre drogen genommen. Ich bin immer öfters vom heim abgehauen ect. Was im nachhinein betrachtet einfach nur dumm war. Aber es gab mir damals ein gutes gefühl. Und ich wollte mich so sehr endlich mal gut fühlen.
Nach paar jahren in heimen konnte ich mit 17 austreten und in eine eigene wohnung ziehen. Ich wurde da von einer art pflegefamilie begleitet. D.h. die dame kam alle paar tage zu mir und sah nach dem rechten. Paar monate darauf lernte ich einen mann kennen und verliebte mich hals über kopf. Leider war ich so dumm und naiv, dass ich meine wohnung und die dazugehörige unterstützung für ihn aufgegeben hab und zu ihm zog. Er war zu dem zeitpunkt 28. Nach einem jahr mit sehr viel streit kam es so wie es natürlich kommen musste. Ich wurde von dem mann schwanger. Gemerkt hab ich es 2 wochen vor meinem 18ten geburtstag. Ich hab mein kind vom ersten moment an bedingungslos und unfassbar geliebt. Er nicht. Er warf mir vor nur sein geld zu wollen, es mit absicht gemacht zu haben, ihn erpressen zu wollen und noch viele andere sachen die genauso verletzend waren. Er drängte mich zur abtreibung. Ich hab erst nach anderen wegen gesucht, die gab es aber in dem moment nicht. Verdient hab ich auch zu wenig um es mir leisten zu können. Ich wurde von ihm rausgeworfen und war verzweifelt und alleine. In meiner verzweiflung hab ich sogar meine mutter angerufen. Ich dachte sie könne mich verstehen. Schliesslich war ich auch so ein 'unfall', den sie zu spät bemerkte und nicht mehr abtreiben konnte, wie sie mir einst sagte. Sie verstand mich aber kein bisschen. Alles was sie sagte war 'du bist nicht mehr mein kind, schau selber was du machst'. Ich hatte also absolut gar nichts. Ich hätte meinem kind nicht mal einen dach über dem kopf bieten können. Und es sollte nicht so aufwachsen müssen wie ich. Der vater des kindes wollte mich 'in dem zustand' nicht. Ich dürfe erst wieder nach hause kommen wenn ich 'es weg mache'. Nach einer woche auf mich einreden und in der ich keinen anderen weg mehr sah hab ich also einen termin beim FA gemacht. Als ich am telefon sage ich sei schwanger und müsse einen termin haben, hiess es erst herzliche gratolation aber leider sind wir für 2 wochen ausgebucht. Als ich ihr erklärte sie verstehe mich falsch, ich sei erst 17 und werde nächste woche 18 hat sie mir noch am gleichen tag einen termin geben können. Der termin ging keine 20 min. Untersuchung, bestätigung der schwangerschaft und ausfüllen des formulars für das spital. Eine beratung oder aufklärung seitens des arztes gab es nicht.
Paar tage später bekam ich den termin im krankenhaus für die abtreibung. Und obwohl ich schon so viel schlimmes im leben erlebt habe, waren die nächsten paar tage die schlimmsten in meinem leben. Ich musste ins krankenhaus und mir erneut ultraschalbilder meines kindes anschauen. Die ärztin meinte auch zu mir das herz würde bereits schlagen. Ob ich sicher sei? Nein ich war nicht sicher. Ich war alleine, verzweifelt und voller angst. Weihnend hab ich aber alle formulare unterzeichnet. Ich bekam einen tag vor meinem 18ten die medikamente die mein kind töten würden. Und einen tag nach meinem 18ten bekam ich die medikamente die wehen auslösen und somit den muttermund öffnen. Deteils erspahr ich euch zu diesem tag. Jedoch hat dieses erlebnis alles in mir zerstört und mich entgültig gebrochen. Auch heute noch, fast auf den tag genau, 7 jahre später leide ich unter diesem erlebniss am stärksten. Es gibt keinen tag an dem ich nicht daran denken muss. Es lässt sich nicht 'ausschalten'. Den schlimmsten tag meines lebens immer wieder durchleben zu müssen wenn ich schwangere frauen, babys oder kleine kinder sehe. Mich immer zu fragen wie mein kind jetzt wohl wäre, wie sein lachen klingen würde oder wie es aussehen würde.
Ich hab seit jahren regelmässig schreckliche albträume in denen ich entweder von meinem stiefvater gejagt werde und todesangst habe oder in denen ich mein kind suche oder sogar ein klein kind habe das ich versuche zu beschützen es mir aber nie gelingt.
Es sind nicht 'nur' depressionen und traumas. So was geht viel tiefer als sich 'gesunde' menschen vorstellen können. Man geht nicht mehr raus da die energie fehlt sich mit triggern, wie bei mir z.b. kinder, auseinander setzten zu können. Man liegt teilweise tagelang im bett ohne was zu machen. Und das nicht weil man jetzt halt einfach bock drauf hat. Sondern weil man innerlich gelähmt ist. Weil es für gewisse wunden kein heilmittel gibt. Weil man keinen sinn in seinem leben sieht. weil man unglaubliche schuldgefühle hat. Weil man kein anderes gefühl mehr kennt als leere. Weil man kein selbstvertrauen mehr hat.
Klar je nach dem können therapien helfen. Mit dem richtigen arzt. Aber auch das ist keine garantie. Man lernt vielleicht gewisse strategien mit diesen gefühlen und situationen umzugehen. Aber diese strategien kann man nicht immer nutzen da man zu niedergeschlagen wird von gefühlen und erinnerungen.
Ich hab diesen elendlangen text und grob erzählten teil meiner lebensgeschichte nicht geschrieben um mitleid zu bekommen. Ich will kein mitleid.
Was aber wünschenswert wäre, ist wenn leute, die nicht unter depressionen, traumas ect. leiden sich mit ratschlägen wie 'geh mal raus an die sonne und an die frische luft' oder 'denk positiv' einfach mal zurückhalten würden. Versucht euch mal in die person rein zu versetzen. Fragt euch wie es euch damit gehen würde. Überlegt euch 2 mal was ihr jemandem sagt der unter solchen psychischen krankheiten leidet. Den die worte die ihr zu der person sagt die sich euch anvertraut können sehr viel schaden zufügen, auch wenn das nicht in eurer absicht war.
Nehmt die leute stattdessen an die hand. Versucht in einem 2ten schitt vielleicht mal mit der person rauszugehen in den wald oder an einen see. Irgendwann vielleicht auch wieder unter leute gehen und vielleicht mal draussen ein eis zu essen. Aber seid nicht beleidigt, wütend oder entteuscht wenn die betroffene person die ersten paar angebote, zusammen raus zu gehen, ablehnt. Da rauszukommen braucht oft sehr viel zeit. Versucht bitte verständniss zu haben. Informiert euch vielleicht über die krankheit der betroffenen person. Wenn ihr merkt der person gehts aktuell zu schlecht um z.b. den haushalt alleine zu machen weil sie schlichtweg überfordert mit allem sind, bietet ihenen z.b. an es gemeinsam zu machen. Den auch so eine geste kann helfen.