dereineDie Verfasserin des Briefes scheint "verantwortungsbewusst" nicht von "verantwortungsvoll" abzugrenzen, aber das sind zwei verschiedene Dinge.
Eine klare, explizite, direkte Willenserklärung, was den Fortbestand Eurer Beziehung angeht, fehlt auch.
Statt dessen wird Dir vorgeschlagen, Du sollest "eine ganz andere Persönlichkeit Dir aussuchen".
Das ist keine direkte Beziehungs-Beendigungs-Erklärung, sondern eine indirekte.
Nichts desto trotz gibt es da nichts mißzuverstehen.
Abgesehen davon ist es aber auch ein Statement darüber, wie Partnersuche für Dich aussieht: Du suchst Dir jemanden aus.
Partnersuche sollte aber kein einseitiger Prozess sein, bei dem einer aussucht und der andere ausgesucht wird. Partersuche sollte ein Prozess sein, in dessen Verlauf _alle_ Partner gleichberechtigt "aussuchen" und "ausgesucht werden".
Außerdem wird anheimgestellt, dass Du aktiv etwas tun sollst, was das Nicht-Mehr-Bestehen der Beziehung zementiert. Du sollst also die Rolle des Zementierers übernehmen. Auf diese Weise will die Verfasserin möglicherweise davon ablenken, dass sie diejenige ist, die die Beziehung beendet. Falls ja: Warum? Gehört sie zu denen, die nicht gerne dazu stehen, dass sie selbst Fakten schaffen? Das könnte sie aber ruhig.
Das Beenden einer Beziehung darf durchaus auf einer einseitig, d.h. nur von einer/einem Beteiligten, nicht von allen Beteiligten, getroffenen Willensentscheidung beruhen.
Zu dem Wunsch nach einem Partner, der ähnlich gestrickt ist wie man selbst, kann ich nur sagen:
Für mich wäre ein Partner, der ähnlich gestrickt ist wie ich selbst, vermutlich eine Katastrophe. Im Sinne einer Resonanzkatastrophe, Im Sinne eines Szenarios bei dem zu viele gleichzeitige gleiche Schwingungen sich zur Resonanzkatastrophe aufschaukeln. In meinem Fall wäre eine Beziehung stabiler, bei der man eben nicht in allem gleich tickt, sondern in einer Weise unterschiedlich, die dazu führt, dass man sich gegenseitig konstruktiv ergänzt auf eine Art, die dazu führt, dass die Partnerschaft mehr ist als nur die Summe der beiden Teile/Beteilligten, aus denen sie gebildet wird.
Abgesehen davon denken Leute oft, sie würden unterschiedlich ticken wenn sie in Wirklichkeit gleich bzw sehr ähnlich ticken und genau deswegen die selben "Räume" beanspruchen und sich in diesen "Räumen" gegenseitig Konkurrenz machen.
Andersherum denken Leute oft, sie würden gleich ticken wenn sie in Wirklichkeit in einer Weise unterschiedlich ticken, die mit sich bringt, dass die Beziehung harmonisch ist, weil es zu keinen destruktiven Reibereien kommt, sondern jede/r zB auch die Freiräume hat, die sie/er braucht.
Sei dem, wie ihm will. Ob die Analyse der (Ex-)Freundin richtig ist, sei dahingestellt.
Die Beziehung ist also beendet, weil sie der Ansicht ist, dass die Wunschvorstellungen, die sie bezogen auf ihre eigene Lebensführung hat, nicht kompatibel sind zu Deiner Art der Lebensführung.
Inwieweit das Zusammensein mit Dir in Zusammenhang damit steht, dass ihre auf die Lebensführung bezogenen Wunschvorstellungen offenbar noch nicht umgesetzt sind, kann ich nicht sagen. Wenn sie sich von Dir trennt, kann sie aber Dich nicht mehr verantwortlich machen wenn sie es danach vielleicht auch nicht auf die Reihe bringt(, was ich ihr übrigens _nicht_ wünsche).
Stellt sich die Frage, ob das Beziehungsende als "Scheitern" anzusehen ist oder eher wertungsfrei als zu verbuchende Erfahrung im auf zwischenmenschliche Dynamiken bezogenen das ganze Leben lang andauernden Lernprozess.
Ich weiss ehrlich gesagt nicht, ob es gut ist, wenn Du die Sache, statt sie erstmal zu akzeptieren und emotiional zu verkraften, jetzt schon zu sehr auf "rationale/analytische Weise" zerdenkst.
Meiner Erfahrung nach spielt beim Analysieren immer auch der emotionale und seelische Seinszustand derjenigen Person ein Rolle, die die Analyse durchführt.
Es könnte sein, dass Du, wenn Du aus einem gewissen zeitlichen Abstand über die DInge nachdenkst, wenn Du dich besser fühlst, zu ganz anderen Erkenntnissen/Sichtweisen kommst als während Du noch unmittelbar im Fluss der Ereignisse steckst.
Es könnte auch sein, dass es Dich, wenn Du jetzt schon die ganze Zeit daran herumdenkst anstatt darauf zu achten, dass es Dir trotzdem einigermaßen gut geht, in einer Weise fertigmacht/verrückt macht/Nerven kostet, die keinem weiterhilft.
Wäre ich eine Stoikerin, würde ich Dir raten:
Achte im Fluß der Ereignisse darauf, Dir Deine innere Ruhe und damit Deine innere Freiheit zu bewahren.
Mir helfen da diverse Übungen zur Tiefenentspannung sehr.
Auf alle Fälle besorge Dir einen Vorrat an leckeren heissen Getränken. :-)
Selbst wenn eine Liebesbeziehung endet, was traurig ist, bedeutet das nicht das Ende der Liebe. Es wird weiter Liebe geben. Auch für Dich.
In seinem Gedicht "Desiderata" (=Wünsche) hat Max Ehrmann nicht umsonst geschrieben, dass die Liebe immerwährend ist wie Gras.
Lass Dich nicht unterkriegen.
Das Leben ist interessant. :-)