Nicht dauerhaft als Seelenmülleimer zur Verfügung stehen. Es macht einen Unterschied, ob jemand eine schlechte Phase hat, die entweder von selbst vorübergeht oder nötigenfalls mit professioneller Hilfe aufgearbeitet wird. Oder ob jemand selbstgewählt in seinem Elend festhängt und es an allen anderen auslässt.
Man darf nicht vergessen, dass man als Seelenmülleimer immer auch Ballast von der betroffenen Person aufnimmt und es somit für einen selbst schwerer, für den anderen aber insofern leichter erträglich wird, als dass der Leidensdruck nicht groß genug wird, um tatsächlich selbst etwas zu ändern oder sich Unterstützung zu suchen. Das ist auf der Beziehungsebene dann durchaus mit einer Art ungesunden Co-Abhängigkeit zu vergleichen. Alleine dass du hier fragst, zeigt ja, dass es dir auch nicht damit gut geht!
Und der Tipp mag jetzt egoistisch klingen: Aber jeder sollte sich selbst am nächsten sein. Es ist absolut in Ordnung, wenn du auch auf dich und dein eigenes Wohlbefinden achtest. Das heißt nicht, dass deine sehr gute Freundin dir weniger bedeutet, sondern, dass du für dich selbst auch wertvoll bist.
Sag deiner Freundin, dass du das Gefühl hast, dass es ihr wirklich nicht gut geht, du ihr aber wünschst, dass es ihr besser geht. Und dass sie ihre Beschwerden mal mit dem Hausarzt oder einem Therapeuten besprechen sollte. Hilfe zu brauchen ist keine Schande, sie in Anspruch zu nehmen auch nicht. Aber das können nur Leute vom Fach mit professioneller Distanz bieten und keine medizischen Laien mit denen man befreundet oder in einer Beziehung ist.
Es ist an deiner Freundin zu entscheiden, welchen Weg sie einschlagen will. Ich habe eine Freundschaft durch sowas verloren. Da ging es aber nicht nur um Niedergeschlagenheit, sondern vor allen Dingen darum, dass sie alles, was ich gemacht habe, schlecht gemacht hat. War nur ein hilfloser Versuch von ihr sich selbst besser zu fühlen. Aber wenn die eigene Ausbildung, der Wohnort, der Beruf, die Partnerwahl, das Haustier und alles schlecht gemacht wird, hält man das auch nicht auf Dauer aus. Ich habe den Kontakt deshalb unbewusst ausgeschlichen, wir haben seit Jahren nur noch ein oder zweimal im Jahr sehr kurz Kontakt. Ich glaube, sie ist immer noch chronisch unzufrieden. Das tut mir leid, aber zum Glück hat das nichts mehr mit mir und meinem Leben zu tun.