Kann man das ganze etwas differenzierter sehen? Hört doch bitte mal auf mit dem whataboutism (nach Grippetoten kräht kein Hahn) oder anderen geistreichen Argumenten "der Mann hat seine Mutter verloren, deshalb muss er ..."
Auch wenn man in einer Ausnahmesituation ist, und das ist man in vielerlei Hinsicht derzeit, kann ja die verschiedenen Wichtigkeiten einmal postulieren:
Bedürfnis nach Gemeinschaft
Bedürfnis nach Trauer
Bedürfnis nach Gesundheit und leiblicher Unversehrtheit
Eine Spaltaxt daraus zu machen, ob der Mann zur Frau halten muss, ist schon mal wirkich die falschester aller Fragestellungen, denn darum gehts doch überhaupt nicht.
Es sollte wohl abgewogen werden, ob man die an sich widersprüchlichen Bedürfnisse (Gemeinschaft versus Gesundheit) unter einen Hut bringen kann. Das Zaubewort heißt wohl "Zeit", also sich mehr Zeit nehmen für Dinge.
So könnte man im Vorfeld klären, mit dem Vater, dass man von einem Zusammensein im großen Kreis absieht, aber gerne etwas gemeinsame Zeit verbringen würde, um die Trauer gemeinsam zu bewältigen. Wieso muss es genau dieser Tag in dieser Stunde sein? Ist dann wieder "geschlossen"? Will man das schnellst möglich hinter sich bringen?
Man könnte den Vater unterstützen, etwas zu planen in dieser Hinsicht. Physisch nahe Angehörige können sich etwas flexibler darum arrangieren als Menschen, die von weiter weg angereist kommen. Spaziergänge sind nicht verboten oder abgesagt und auch das Ansteckungsrisiko ist äußerst gering.
Auch wenn diese Gelegenheit verpasst wurde, mit Besonnenheit und Austarieren der Bedürfnisse zu agieren, kann man das noch zum Thema machen, die nächste Gelegenheit für derlei Dinge kommt (leider) bestimmt. So gut wie möglich vorwurfsfrei.
Von meiner Seite herzliches Beileid an die Threadschreiberin. Und vielleicht etwas runterkommen vom Groll, denn in Zeit der Trauer ist Groll und Streit noch zerstörerischer als ohnehin schon.