avarrassterne3Ich kann dir nur von meinem demenzkranken Großvater erzählen, der trotz Demenz sehr gerne gelebt hat. Meist geht das ja schleichend und als mein Großvater ins Pflegeheim kam, war er körperlich noch fit, konnte viele Dinge noch genießen, nur hatte er das Problem, nicht mehr alleine nach Hause zu finden.
So kam es dazu, dass er in der Stadt herumirrte und mehrmals von der Polizei nach Hause gebracht wurde. Meine Großmutter konnte nicht rund um die Uhr auf ihn aufpassen, deshalb kam er ins Pflegeheim. Da gab es eine eine eigene Demenzstation, die so ausgerichtet war, dass er einfach nicht aus dem Haus raus kam. Er lief dann, wenn er seinen Bewegungsdrang hatte, einfach auf seinem Stockwerk herum, da konnte ihm nichts passieren.
Meine Oma kam jeden Tag zu Besuch und sie unternahmen gemeinsam was, so lange das eben noch ging. Zu Zweit konnten sie auch in die Stadt gehen, Kaffee trinken oder so, aber meine Großmutter war dann auch erleichtert, wenn sie ihn am frühen Abend ins Heim bringen und dann zu Hause in Ruhe und ohne Sorgen schlafen konnte.
Schlimm wurde es erst ganz zum Schluss, in den letzten paar Lebensmonaten. Da saß er dann wirklich nur mehr herum, erkannte niemanden mehr und reagierte auch kaum noch auf Ansprache. Man musste ihm beim Essen helfen und natürlich auch bei der Körperpflege. Wie er sich dabei fühlte, wissen wir nicht, er konnte es ja nicht mehr sagen.
Bevor es aber soweit kam, hatte ich schon den Eindruck, dass er gerne lebte und sein Leben durchaus noch lebenswert fand. Wer weiß, wie wir mal denken, wenn wir selbst von Demenz betroffen sind. Vielleicht wollen wir dann gar nicht sterben. Ausschließen würde ich das nicht.