bissfest@bissfest.
Das ist viel starker Tobak und viel Arbeit auf Deiner Seite. Danke. Ob ich heute schon alles beantwortet bekomme, wir werden sehen.
Aber zuvor möchte ich Dir doch eine spannende Frage stellen: Der Philosoph Immanuel Kant wurde am 22.04.1720 geboren. Das ist doch bereits Sternkreiszeichen Stier. Oder?
Kant war ein Mann von großer Selbstbeherrschung und scheinbar mit wenig Sinnlichkeit ausgestattet. Er hatte keine amourösen Abenteuer, Sexualität vielleicht nie gelebt (es gibt da ein paar Gerüchte, aber das war es auch schon), war extrem pflichtbewusst und gewissenhaft. Man würde von einem solchen Geist mit extremer Intellektualität wohl kaum sagen können, dass er sehr erdgebunden war. Aber einer Sache frönte er doch: Er aß gerne und gut, aber offenbar nicht zuviel. Außerdem liebte er wohl – was durchaus dem Zeitgeist entsprach – sein Tabakspfeifchen. Gegen Ende seines Lebens äußerte er, das sein Leben gemessen an sinnlichem Genuss nichts wert gewesen sei.
Also auch so einer war ein Stier. Hast Du dazu eine Idee?
Jetzt zu mir selbst und meiner Selbsteinschätzung sozusagen als Spiel, soweit ich hier offen sein möchte und kann:
Irdische, kulinarische, sinnliche Genüsse -> Hobbykoch, liebe hervorragende Weine und exquisites Essen, stimmt überwiegend
Übergewicht, Bequemlichkeit -> Ersteres tritt nur nach Weihnachten ein und wird bisher erfolgreich bekämpft, Bequemlichkeit: Es kommt darauf an, in welcher Hinsicht. Ist mir nicht so ganz klar.
Nahe beim Zwilling geboren: Das trifft auf mich zu. Das konterkariert vielleicht auch die Bequemlichkeit und verdeutlicht, warum ich nicht nur sinnlich, sondern auch ganz unsinnlich zu Hause bin. Sozusagen doppelgleisig.
System und Ordnung: Das ist freilich wahr. Ich hätte gerne die Welt als geordnetes System und weiß zugleich, das funktioniert nicht. Ich bin eher System- als Problemdenker.
Triebverzicht – das ist eh‘ nicht en vogue und hat nichts mit Stiersein zu tun,
früher Triebverzicht nein, heute eher ja und sogar mit Überzeugung
sexuelle Enthaltsamkeit – nicht nur Stiere sind gerne nicht-enthaltsam,
früher eher nein, heute ja
platonische Beziehungen – das bedeutet mir durchaus etwas, mein Zwilling- oder Löweanteil? Wird aber dann doch nicht gelebt (weil wenig kommunikationsfreudig).
exzessives Fasten – das ist mein Ding wirklich nicht
Vegetariertum – nein, ich bin kein Vegetarier, sehe aber im Flexitariertum durchaus eine Chance für mehr Genuss
Ästhetik – absolut wichtig, aber ein Zwillingfreund war noch viel mehr Ästhet als ich
Entflammbarkeit oder Vorsicht? - Ich war früher leicht entflammbar, aber niemals besitzergreifend und niemals eifersüchtig. Im Gegenteil habe ich zugelassen, dass meine zweite Freundin permanent fremdgegangen ist, bis es gesundheitlich gefährlich wurde. Mehr möchte ich nicht dazu sagen.
Heute bin ich mehr als vorsichtig, übervorsichtig. Offen gestanden: grundsätzlich nicht mehr beziehungsinteressiert. Das Kapitel ist für mich abgeschlossen (nicht wegen der zweiten Freundin, es kamen sehr viele Liebschaften nachher und gescheiterte Ehen).
Festigkeit und Trägheit und Langsamkeit: Festigkeit ist eine Tugend, Trägheit und Langsamkeit kenne ich nicht.
Stau von Emotionen, aufbrausendes Temperament: Ja, wenn ich sehr viel Ärger geschluckt habe, kann es unangenehme Ausbrüche geben, und ich finde das absolut nicht gut an mir.
Anfälligkeit für weibliche Reize: Ja, so war das noch vor etlichen Jahren, heute nicht mehr. Stimmt überwiegend.
Ausrutscher: Nein, gab es keine. Als ich dann nach jahrelanger sexloser Ehe „fremdgegangen“ bin, da weiß ich nicht, ob man diese Art „Eheende“ als einen Ausrutscher bezeichnen sollte, eher als eine Art Schlussstrich. Das hatte eine andere Qualität und war nicht einmal unehrlich. Das Wort Untreue wäre dafür einfach lächerlich. Nein, ich war treu, mehr als treu.
Vereinsmeiertum: Es ist schrecklich für mich und mein Sozialleben, dass ich Vereine jedweder Art verabscheue und nie in einem war.
Geselligkeit und Leutseligkeit: Meinem Zwillinganteil ist wohl zu verdanken, dass leider das Gegenteil ausgeprägt ist. Ich bin zwar kein Misanthrop, auch kein Eigenbrötler, aber halte mich gesellschaftlich extrem zurück, bin relativ introvertiert. Das hat mir im Leben oftmals geschadet. Man hält mich für eher verschlossen, obwohl ich über „Fakten“ sprechen kann wie ein Wasserfall (Vorträge halten z.B. - da komme ich "in Fahrt").
Ich komme daher auch nicht leicht ins Gespräch. Wie hier schreibe ich viel lieber – meine bevorzugte Form des Austauschs. Allianzen habe ich nie geschmiedet, Freunde leider zu oft vernachlässigt.
Exquisite Kleidung ist mir an bestimmten Tagen wichtig und an anderen überhaupt nicht. Mir sind die eigenen Regeln da gar nicht klar. Ich rege mich auf, wenn Leute zu einem Dinner in Gesellschaft oder in Theater/Oper/Konzerten schlecht angezogen erscheinen. Modische Kleidung ist mir manchmal ebenfalls wichtig, manchmal aber auch eher konservative oder auch sportliche – immer abhängig von Situation und Umfeld.
Was nun die Manieren des Stiers angeht, bin ich sehr wankelmütig, nicht eindeutig. Aber das führe ich auf ganz andere Gründe zurück. Ich neige zum Grübeln und nehme dann die Umwelt nicht mehr wahr. Da kann es durchaus sein, dass ich dem Herrn aus dem Mantel helfe (statt seiner Frau) und die Dame „links liegen“ lasse. An anderen Tagen jedoch, wenn ich etwas weltzugewandter bin, kann ich auch ein hervorragender Gastgeber sein, der die förmliche Etikette schätzt und beherrscht.
Kurz und gut:
Nach den Sternzeichenklischées könntest Du mich insgesamt als eine verschrobene, ja leicht schizoide Vermischung von Stier und Zwilling betrachten. Zum Zwilling fehlt ja nur noch ein Geburtstag.
Jetzt meine Sicht der Dinge:
Nach meinem eigenen Verständnis glaube ich nur daran, dass man aus jedem beliebigen Mix von Eigenschaften eine neue Mixtur anfertigen und Sternzeichen überstülpen kann. Daher ist Dein Hinweis auf mögliche Aszendenten oder Näherungen schon etwas „raffiniert“. Das ermöglicht nämlich, dass gedanklich ziemlich gegensätzliche Eigenschaften kombiniert werden können. Dann findet man immer etwas, was auf jeden passt. Also auch auf einen Stier, der einige angeblich „stiertypische“ Merkmale nicht hat – da nimmt man eben einen komplementären Requisitenfundus zur Hilfe und glättet Unebenheiten. Genau das sind so die Kunststückchen.