Meine Freundin und ich sind mittlerweile 6 Jahre zusammen und teilen uns auch eine Wohnung. Mit dem Zusammenzug sind sehr viele Dinge aufgekommen und wir haben regelmäßig gestritten vor allem in der Anfangsphase. Streitthemen waren meistens beruflicher Natur, meine Freundin, die noch nie gearbeitet hat, hat selten mit Kritik gespart, wenn ich mich mal über die Arbeit ausgelassen habe und mich hat das natürlich aufgeregt, weil ihr Input jegliche Erfahrung vermissen ließ.
Beispielsweise habe ich zwei Jahre als Sprach-Lehrer für Migranten gearbeitet und habe mich im Zuge dessen in ein kleines Burnout getigert nur um dann zuhause zu hören, dass das keine richtige Arbeit sei, weil ich nur 19h (wohlgemerkt in der Klasse, exkl. Vor- und Nachbereitung) unterrichtet hätte. Das wäre ja kein 40h Job, etc. Leider bin ich cholerisch veranlagt und obwohl der Versuch immer war das gegenüber von der eigenen Position zu überzeugen, gelang mir das eigentlich so gut wie nie und so kam es oft zum Wortgefecht.
Grundsätzlich war oft Kritik, die ich persönlich nicht nachvollziehen konnte, grund für Streits. Sei es der Haushalt, Fortgehen mit Freunden, die Arbeit oder Sonstiges. Es ist schwer bei Themen ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln. Wenn sie etwas stört straft sie mich auch oft mit Liebesentzug, will mich nicht Umarmen, Küssen oder sonstige Körperlichkeiten, was ich nie machen würde. Auf die seltene Kritik meinerseits an ihr, die sich vornehmlich auf den Haushalt bezieht (lässt ihr Wäsche überall im Haus herum liegen, hat sich in 6 Jahren nicht geändert) folgt selten Empathie, Verständnis oder Kompromissbereitschaft sondern meistens Gegen-Kritik ihrerseits oft an ganz anderen Dingen. Oft möchte sie Tage später erneut auf vergangene "cholerische Ausbrüche" meinerseits nochmal eingehen, verdreht dann aber die Sachlage und behauptet essentielle Kritikpunkte, die erst zum Streit geführt haben, nie geäußert zu haben, was mich ebenfalls aufregt, weil die Schuld dann bei mir alleine hängen bleibt. Was aber am aller schwersten wiegt ist der Zeitpunkt zu dem sie Streit sucht. Das tut sie nämlich am liebsten kurz bevor wir schlafen gehen und im Bett liegen. Bei mir hat sich so über die Jahre eine regelrechte Schlaflosigkeit entwickelt. In den meisten Fällen schaffe ich daraufhin die ganze Nacht nicht einzuschlafen. Ich habe sie in der Vergangenheit mehrmals ersucht zumindest darauf Rücksicht zu nehmen.
Nichtsdestotrotz liebe ich sie und wir verstehen uns die meiste Zeit auch gut und ich habe das Gefühl wir würden an uns arbeiten, uns entwickeln und an einem gemeinsamen Strang ziehen, sprechen auch offen über den gemeinsamen Kinderwunsch und darüber uns etwas aufzubauen. Allerdings verbringen wir nun auch mehr und mehr Zeit miteinander, ich gehe seltener fort oder treffe Freunde, noch seltener meine Familie. Sie hält weder von meinen Freunden noch meiner Familie besonders viel. Vor allem erstere meidet und kritisiert sie, obwohl sie aus ganz verschiedenen Spektren kommen und rät mir ab mich mit ihnen zu treffen. Noch vor Monaten hatte ich ein reges Social-Life, für das ich mich oft kritisieren habe lassen, mittlerweile habe ich "nur mehr" sie. Ich habe damit eigentlich kein Problem, weil ich es schön und förderlich finde mehr Zeit mit ihr zu verbringen, ich sah das eigentlich auch als Indiz dafür, dass ich das nicht mehr brauche und möchte, weil ich glaube mich in dieser Beziehung gefunden habe, zumindest bis gestern.
Gestern Nacht, es war circa Mitternacht, haben wir gerade gekuschelt, als sie mir eröffnet hat, dass sie lieber erst einmal Karriere machen würde und die vor die Beziehung stellt, eventuell auch für mehrere Jahre ins Ausland gehen will, wenn ihr das hilft. Ich habe mich Verständnisvoll gezeigt, insofern man die gemeinsame Zukunft trotzdem plant. Das wollte sie nicht bestätigen, ganz im Gegenteil warf sie mir vor selbst nicht engagiert bzw. motiviert zu sein. Was mich (gerade Studium abgeschlossen und aktiv auf Jobsuche) wiederum hart getroffen hat und was ich nicht nachvollziehen kann, da ich mMn daran arbeite etwas gemeinsames aufzubauen. Darüber hinaus hat sie mir eröffnet, dass sie am Wochenende zu einem Ball geht und mich zu diesem gar nicht erst eingeladen hat, weil ich zu ihren Freunden und den Leuten dort nicht passen würde, sondern eher zu meinen (von denen sie bekanntlich nicht viel hält). Natürlich habe ich die ganze Nacht nicht schlafen können.
Was soll ich tun. Sie demonstriert mir einerseits, dass sie mich liebt und es ernst meint, andererseits das genaue Gegenteil. Ich bin in einer Phase, wo ich mit dieser Ambivalenz nicht umgehen kann, sondern wissen muss ob das mein Partner fürs Leben ist, oder ich nur ein Spielball für sie bin, um sich abzureagieren.