Was du beschreibst, kenne ich teilweise genauso von meine Ex-Freund, der Borderliner war bzw. ist. Ich kann inzwischen gar nicht mehr alles aufzählen. Es ist lang her und ich hab es längst abgeschlossen. Aber ausgeprägt waren natürlich die plötzlichen Stimmungsschwankungen und Aggressionen. Selbstverletzung in Form von Magersucht gehörte bei ihm dazu. Das Bedürfnis andere (insbesondere mich, ich war ihm ja als Freundin am nächsten) zu verletzen. Einerseits tat er das, weil er meinte, mich nicht zu verdienen/mich von sich stoßen wollte. Wie du es beschrieben hattest. Das waren die Momente, in denen wir im Anschluss immer tiefe, emotionale Gespräche hatten, weil er wie ein Häufchen Elend zu Hause rumlag und ich einfach immer alles besser für ihn machen wollte/ihm zeigen wollte, dass er nicht alleine ist. Andererseits tat er es, weil er mir zeigen wollte, dass er zu gut für mich ist. Das waren dann die anderen Phasen. Wenn er vor mir mit anderen Frauen aufs härteste geflirtet hat. Oder als er fremdging. Mir Fotos von sich und seiner Affäre „in Action“ schickte. Das tat er in dem Moment, weil er mir zeigen wollte, wie gut andere Frauen zu ihm sind. Und ich wusste nie, was ich schlimmes getan hatte. Denn je kranker er sich verhielt, desto mehr wollte ich mich eigentlich für ihn aufopfern, was ich ja aus Liebe tat. Trotzdem fing ich ihm irgedwann an zu glauben, dass ich eine schlechte Freundin bin. Das fand er toll, er gab mir in immer mehr Situationen dann dieses Gefühl. Und zog daraus praktisch für sich wieder Kraft. Je schlechter ich mich gefühlt habe, desto besser ging es ihm. Manipulativ war er. Z.B. als er fremdging. Ich hatte es damals über Twitter erfahren, als er plötzlich postete, wie sehr er seine neue Freundin XY liebt. Mir hatte er es bis dato nie persönlich gesagt. Ich wusste also durch einen Tweet, den jeder der uns kannte las, dass es zu Ende ist. Das war nach den ersten 3 extrem intensiven und positive Monaten unserer Beziehung - ganz plötzlich. Damit fing es dann an. Wie kamen ca. 5-6 Monate später wieder zusammen und ab da war alles nur noch eine typische Borderliner-Katastrophe. Es wurde nie mehr gut und ging insgesamt noch knapp über zwei Jahre fast exakt mit dem Verhalten, das du beschreibst.
Er als Borderline-Partner hat mich schon sehr geprägt. Das war eine toxische „Beziehung“, wie sie definitiv nicht sein darf und wie sie keiner haben sollte. Ich hab seitdem ein extrem feines Gespür für Manipulation, Lügen usw. Was auch nicht immer angenehm ist. An sich hatte mich die Beziehung mit diesem Menschen damals wirklich kaputt gemacht. Ich hätte fast riskiert, mein Traumstudium zu verlieren, weil ich keine Kraft mehr dafür hatte. Hatte ja alle Kraft in ihn investiert. Trotzdem muss ich auch sagen, habe ich durch ihn viel für mich gelernt. Ich bin stolz auf mich, da raus gekommen zu sein, was nicht einfach und sehr langwierig war.
Ich kann dir nur eindringlich raten, mit deiner Therapeutin darüber zu reden. Du bist meinem Ex da einen großen Schritt voraus, worauf du sehr stolz sein kannst. Er wollte sich irgendwann nicht mehr behandeln lassen. Deine Therapeutin darf dich nicht verurteilen. Und sie darf auch keinem davon erzählen, falls das deine Angst ist. Du musst lernen, mit deinem Verhalten umzugehen. Du wirst sonst nie glücklich, nie eine entspannte Freundschaft und erstrecht nie eine Beziehung führen können. Das ist auch nicht übertrieben, sondern Fakt. Borderliner, die sich nicht behandeln lassen, sind nicht fähig für Beziehungen. Gehst du so wieder in eine Beziehung, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass du eine andere Person ganz schön kaputt machen kannst (auch wenn natürlich ungewollt). Und auch dir selber tust du ja so keinen Gefallen. Mein Ex hat ja auch unter sich gelitten, ich weiß das. Du bist ja völlig überfordert mit dir selbst.
Überleg dir nochmal, ob du nicht mit der Therapeutin sprechen willst. Wenn du schon da bist...du kannst stolz auf dich sein, wenn du es geschafft hast, dich zu öffnen. Denn das „sich Borderline nicht eingestehen wollen“, obwohl man weiß, dass man es hat, gehört glaube ich auch meistens dazu.