Vor einem Jahr habe ich eine SS festgestellt. Mein Freund und ich sind Mitte 20. Im ersten Moment war ich schockiert und vollkommen überrumpelt da ich mit sowas absolut nicht geplant habe und Kinder bei uns sowieso nicht geplant waren. Mein Freund hat nie ein Geheimnis darum gemacht, dass er Kinder nicht mag und keine haben möchte. Das war (ist?) eigentlich auch meine Meinung, aus mehreren Gründen.
Ich verstehe selber nicht, was passiert ist, aber in diesen paar „bewussten“ SS-Wochen die ich hatte, hat sich meine komplette Welt gewandelt. Obwohl ich immer dachte, dass falls mir sowas passieren würde ich nicht zögern würde, hatte ich von Anfang an eine innere Blockade gegen diesen Schritt. Es war nicht geplant und ich wollte es nicht aber die Idee des Abbruchs erschien mir plötzlich als absurd und unmöglich.
Das Problem war, dass mein Freund seine Meinung beibehielt. Bzw. eigentlich bin in diesem Fall ja ich das Problem, da ich meine geändert habe.
Ich habe viel mit ihm darüber geredet, allerding blieb er bei seiner Meinung. Ich fühlte mich bereit und wollte es mit ihm teilen aber er machte mir klar, dass er es nicht möchte. Er sagte, dass er sein Leben genießen wolle, dass er sich um niemandem kümmern will und Dinge machen möchte, die er will. Er wolle nicht, dass sich etwas ändert. Er sagte mir zwar, dass ich mich dafür entscheiden könnte wenn ich wirklich will im selben Atemzug sagte er aber auch, es ist ihm lieber dass ich ein paar Tage traurig bin wegen einem Abbruch als dass sein restliches Leben ruiniert wird. Also habe ich es ihm zu liebe gemacht.
Es gab bis heute keinen einzigen Tag an dem ich nicht geweint habe, an dem ich mich nicht selbst für diese Entscheidung gehasst habe. Ich schäme mich so, ich bin ein Monster. Unsere Beziehung leidet auch sehr darunter. Er kann es nicht verstehen. Für ihn stand von Anfang an fest, was passieren wird und nun ist die Sache für ihn vorbei und abgeschlossen. Er merkt zwar, dass es mir nicht gut geht, redet mit mir aber nicht darüber (wenn, dann lässt er mich sprechen, hat aber selbst nichts mehr zu dem Thema zu sagen sondern ist eher genervt, dass ich wieder damit anfange).
Ich bin selber Schuld, das weiß ich. Ich hätte mich anders entscheiden können, habe es aber nicht getan. Ich dachte, dass ich später immer noch Kinder haben könnte, aber dass es ihn nur einmal gibt. Nun weiß ich nicht mal, ob ich mir ein Leben mit ihm vorstellen kann.
Er wollte sein sorgenloses Leben behalten und ich habe sie ihm gelassen, indem ich mit meinem eigenen bezahlt habe. Nun sagt er, ich habe mich verändert und dass er damit nicht glücklich ist. Ich versuche nach vorne zu schauen, aber ich kann es einfach nicht. Ich weiß nicht, wie ich mit meiner Situation umgehen soll, ich wünschte, das alles wäre nicht passiert. Am liebsten würde ich einfach aussteigen.
Tut mir leid für den langen Text, danke falls jemand ihn sich trotzdem durchgelesen hat.