Das hier ist kein typischer "Ich-habe-mich-in-meinen-Lehrer-verliebt" Thread. Ich empfinde nichts für ihn. Da dies geklärt wurde, gebe ich euch ein paar Informationen über mich und meiner Persönlichkeit preis und komme dann direkt zum Problem:
Ich bin 21 und mache gerade mein Abi. Mich würde man eher als zurückhaltende Person bezeichnen - jedoch würde ich nicht "schüchtern" dazu sagen. Zwar beobachte ich gerne die Umgebung und meine Mitmenschen, jedoch unterhalte ich mich auch gerne ab und an mit ihnen.
Meinen Lehrer durfte ich das erste Mal vor vier Jahren kennenlernen. Er ist ein sehr aufgeschlossener Mensch, redet und lacht viel und das wichtigste: Er ist genau 30 Jahre älter als ich und verheiratet. Zu meinem Problem: Da die Geschichte zwischen uns ein wenig länger ist, fange ich dementsprechend von vorne an.
Vor vier Jahren hat es begonnen. Ich weiß nicht genau wie, aber nach ein paar Unterrichtsstunden ist mir aufgefallen, dass mich dieser Mann mit seinen Blicken verschlingt. Seine Augen sind mir ständig gefolgt. Im Unterricht, in den Pausen, im Gang. Es war mir sehr unangenehm, allerdings habe ich dem nicht viel Beachtung geschenkt. Im Unterricht habe ich stets darauf geachtet weiter hinten zu sitzen und habe es sogar einmal geschafft mich so hinter einem Mitschüler zu positionieren, dass ich ganz aus seinem Sichtfeld verschwunden war. Das ist mir nicht sehr lange gelungen, weil er nach wenigen Minuten mit dem Stuhl zur Seite gerückt war und mich wieder im Visier hatte. Ich habe ihm noch nie unterstellt, dass er etwas von mir wollte. Seine Blicke waren mir nur unangenehm, weshalb ich immer wieder verzweifelt versucht habe ihnen auszuweichen.
Nachdem das Jahr dann zu Ende war, war ich sehr erleichtert, da ich ihn nicht mehr als Lehrer hatte. Ich war mir sogar sicher, dass ich ihm nie wieder begegnen würde. Falsch gedacht. Nach vier Jahren steht er erneut vor mir, wieder als mein Lehrer. Dieses Mal fühle ich mich jedoch bedrängt.
Das erste Aufeinandertreffen verlief merkwürdig. Er hatte mich direkt erkannt, was nicht sehr schwer zu übersehen war (er hat mich mit seinen Blicken durchbohrt). Irgendwann habe ich seinen Blick nur widerwillig erwidert, worauf er mir lächelnd entgegnete, dass wir uns schon kennen. Da ich auf keinen Fall unhöflich sein und meine Note direkt in den Sand setzen wollte, antwortete ich ihm. Im Gespräch meinte er dann, dass ihm mein Name entfallen wäre. Ich habe es als indirekte Aufforderung gesehen ihm diesen zu verraten (was ich auch tat). Seitdem kann er es nicht lassen ihn in den Mund zu nehmen. Es gab zwar noch weitere Schülerinnen in meiner Klasse, die er anscheinend vor Jahren unterrichtet hatte, allerdings hat er sich ihre Namen weder gemerkt noch benutzt. Es war eigenartig, aber auch dem habe ich keine Beachtung geschenkt.
Dasselbe Spiel ging also von vorne los. Seine Blicke folgten mir wieder überall hin und ich habe mich dabei ertappt unter diesen zu erstarren. Sobald ich seine Blicke in meinem Rücken spüre, drehe ich mich ihm grundlos zu und erwidere diese, erstarre dabei. Mich überkommt ein ungutes Gefühl und irgendwie fällt mir das Atmen schwer. Es sind keineswegs "positive Gefühle", die dieser Mann in mir weckt. Ich fühle mich wie eine hilflose Maus, die in die Augen einer Schlange blickt. Im Unterricht sind seine Blicke kaum bis gar nicht zu vermeiden. Nicht einmal, wenn der OHP mich zu verstecken scheint. Er verrenkt sich dabei, um mich ansehen zu können - und das ist leider alles andere als unauffällig. Meine Mitschüler unterstellen mir mittlerweile, dass ich mich außerhalb der Schule mit ihm treffen und ... den Rest könnt ihr euch denken. Ich muss mir ständig blöde Kommentare anhören und er macht alles nur noch schlimmer mit seinem komischen Verhalten. Erst letztens haben wir Noten besprochen. Ich sollte als Erstes mit ihm raus. Davor hat er die ganze Zeit wiederholt, dass er sich keine der Namen merken könnte und die Schüler ihm das nicht ankreiden sollten und dann im nächsten Moment spricht er mich mit meinem an. Ich dachte, ich höre nicht richtig. Die Reaktionen meiner Mitschüler muss ich euch glaube ich nicht beschreiben. Ich habe mich geschämt, und zwar wie noch nie zuvor in meinem Leben. Wütend war ich auch an diesem Tag, da ich nicht verstehen kann, was mit diesem Mann nur los ist.
Während der Notenbesprechung, saß ich direkt neben ihm, was sehr ungewöhnlich ist. Ich bin es gewohnt, dass sich ein Tisch zwischen uns befindet (meine anderen Lehrer machen das immerhin auch so). Jedoch wollte er nicht, dass ich mich gegenüber von ihm setze und seine Begründung hat er auch nicht zu Ende ausgesprochen. Er meinte, dass er es bevorzuge "wenn ich nicht so weit weg sitze und ..." mehr kam dann nicht. Ich saß auf jeden Fall viel zu nah neben ihm und das hat in mir den Fluchtinstinkt geweckt, aber wohin sollte ich denn fliehen? Ich habe dieses Gefühl unterdrückt und es über mich ergehen lassen. Ich bin still geblieben, habe ihm zugehört und versucht seinen Blicken auszuweichen. Mir ist es nicht so gut gelungen und ich habe dadurch mitbekommen, dass seine Augen immer wieder zu meinen Lippen gewandert sind. Ich war so froh, als es endlich vorbei war und ich mich wieder an meinem Platz setzen konnte.
Als die Besprechungen sich dann dem Ende zuneigten, hat er aus dem Nichts erklärt, dass es nächste Woche eine weitere geben würde. Mir war nicht wohl bei dem Gedanken erneut so nah neben ihm zu sitzen, weshalb ich bewusst seinen Unterricht geschwänzt habe.
Das war es dann mit der langen Geschichte. Ich habe ihn noch ungefähr ein halbes Jahr und ich weiß nicht, wie ich das noch durchstehen soll. Fehlen will ich auf keinen Fall oder wenn, dann nur selten, da ich keine schlechte Note bekommen möchte. Kann es sein, dass ich ihn verurteile? Gehe ich vielleicht zu hart mit der Situation um oder kann es wirklich sein, dass dieser Mann es auf mich abgesehen hat? Es ist ja in Ordnung, wenn er mich sympathisch findet, aber dass er es so übertreibt? Wenn ich die Beziehung von ihm zu mir mit anderen Lehrern vergleiche, dann ist es irgendwie nicht dasselbe. Bei meinen anderen Lehrern ist eine gewisse Distanz vorhanden, die ich sehr zu schätzen weiß.