Hallo Leute,
ich war schon immer sehr in mich gekehrt, was aber einfach so ist und nicht mit irgendwas Bestimmten zu tun hat. Ich hatte eine schöne Kindheit, war halt eher immer ein ruhiges Kind mit 1 bester Freundin anstatt 10 Freunden und glücklich damit.
Momentan habe ich im Leben auch alles was ich brauche, nur je älter ich werde, desto schwerer fällt mir der soziale Alltag. Ich arbeite in einem Labor, wo ich den ganzen Tag selbstständig arbeiten kann, ohne dass ich viel mit Leuten kommunizieren muss – und wenn dann hauptsächlich per E-Mail. Also im Job ist alles perfekt. Jedoch ist halt natürlich den ganzen Tag Konzentration gefordert und da ich neben dem Vollzeitjob natürlich auch einen Haushalt zu schmeißen habe und in einer Beziehung bin, bin ich froh wenn ich nach einem anstrengenden Tag meine Ruhe habe.
Ich merke immer öfter, dass ich von anderen Menschen total genervt bin – außer ein paar wenige wie zB meine Eltern, mein Freund und mein bester Kumpel. Ich gehe manchmal nicht an die Tür wenn jemand unangemeldet vorbeikommt, weil ich einfach meine Ruhe will und der Meinung bin, dass man sich zumindest vorher ankündigen sollte, und es unhöflich ist, einfach da zu stehen.. Ich hasse Überraschungsbesuche weil ich mich oft schon geistig darauf einstelle zB gleich ein heißes Bad zu nehmen und dann will ich ungestört sein… Hebe oft am Telefon nicht ab weil ich einfach keine Lust zu reden habe (außer es ist meine Mutter), wenns was wichtiges ist, können mir die Leute ja eh schreiben. Ich HASSE es, wenn ich mal wieder mit meinem Freund unter Leuten bin und diese versuchen, mit mir Smalltalk zu führen oder sich im Bus jemand direkt neben mich setzt und zu quatschen anfängt obwohl genügend andere Plätze frei wären.
Was mich aber am meisten nervt, ist, dass ständig die Mitmenschen versuchen, mich umzupolen. Ich kann 100x sagen, dass ich keine Lust auf Disco, Partyabend oder gemeinsame Unternehmungen habe, die Menschen meinen immer, sie müssten mir lernen, sozial etwas aktiver zu sein. Warum wird das in unserer Gesellschaft einfach nicht akzeptiert, dass es Leute gibt, die alleine glücklicher sind anstatt ständig unter Menschen zu sein? Jedes Mal muss ich mich rechtfertigen, wenn ich auf etwas keine Lust habe, die Leute meinen ich soll nicht so schüchtern sein oder dass ich Depressionen hätte weil ich mich zuhause verkrieche, dabei kann ich halt einfach am besten Kraft tanken, wenn ich in meiner Decke eingewickelt ein Buch lese, anstatt mit 10 Leuten einen Ausflug zu machen.
Ist das für Extravertierte echt so schlimm, dass es Menschen gibt, die gerne für sich sind? Ich beklage mich bei ihnen ja auch nicht darüber, dass sie ständig ihre Klappe offen haben und fast ausschließlich über unwichtige Dinge reden obwohl es mich nervt, nein ich akzeptiere es, dass sie halt so sind.
Und wenn ich dann doch Mal versuche, etwas sozialer zu sein, kommen nicht selten Kommentare wie „Was, du kannst reden?“ oder ich werde überhört, auf mein Thema wird nicht eingegangen, sodass man danach erst recht keine Lust mehr hat, sich zu sozialisieren.
Mit meinem Freund gibt es deswegen auch oft Streit, weil er ständig was mit Leuten machen will – womit ich auch kein Problem habe, aber ich will halt nicht dabei sein. Er beklagt sich dann immer, dass er alles ohne mich machen muss, weshalb ich ihm zuliebe dann doch öfter mitkomme, jedoch bereue ich es nach kurzer Zeit gleich wieder, weil ich es anstrengend finde, wenn jeder ununterbrochen redet und es nicht möglich ist, dass man mal für 10 Sekunden die Klappe hält. Das klingt zwar böse, aber mich nervt sowas wirklich und ständig muss ich mich für meinen Charakter rechtfertigen. Ich finde die meisten Leute einfach anstrengend, bin da echt NUR ich diejenige, die sich ändern muss?