theon_19221409In der Tendenz gebe ich Jim und Zahrakhan recht.
Stimmig ist aber auch, dass er offenbar ein Problem hat, dir offen zu kommunizieren, wie er sich die unmittelbare Zukunft vorstellt. Da geht es wohl um sehr viel Druck bei ihm. Möglicherweise hat er ja noch gar keinen Plan oder fühlt sich noch nicht fit genug für diesen. Wer zum Beispiel aus dem Vollen schöpfen kann, vermag auch lockerer damit umzugehen, zeigt sich grosszügiger, verbindlicher. Eine gemeinsame Wohnung dürfte zumindest keine ökonomische Notgemeinschaft werden, so verlockend das auch sein kann.
Was ich feststelle ist, dass ein nicht unerheblicher Teil junger Erwachsener gerne am Status Quo ihrer Jungesellenbude festhalten. Das hat praktische und emotionale Gründe. Insgesammt ist es wohl ein Festhalten am Vertrauten und eine gewisse Scheu davor den nächsten, verbindlicheren Schritt zu gehen, der einem ja definitiv ins Erwachsensein, das Ankommen befördert. Diese Angst ist nachvollziehbar, adjeu du schöne, unbeschwerte Jugend! Und sie beschränkt sich keinesfalls auf Männer, auch ganz viele Frauen denken und funktionieren so. Dies mit fehlender Liebe oder Solidarität gleichzusetzen greift aber zu kurz. Da würde ich mir jetzt keine Gedanken machen.
Die Lebensumstände halte ich somit in der Frage über das wie und wo eines Zusammenziehens für wesentlich entscheidender. Persönlich habe ich es immer genossen, über das Tun und Leben meiner Partnerin, ihren Arbeitsort und ihre Wohnung eine zweite Türe, ein zweites Fenster, einen zweiten Garten im "gemeinsamen Haus" zu bekommen. Ohne es als Strategie zu sehen, bringt das nicht nur störende Ortswechsel sondern auch viele bereichernde und beziehungsfördernde Elemente. Im Sinne eines weiteren Horizontes und einem Mehr an Kreativität und Individualität.
Selber wohne ich zum beispiel gerne aufgeräumt, stylisch, auf wenig Raum konzentriert, da viel unterwegs und immer wieder aus dem Koffer lebend. Meine Partnerin schätzt das verspielte, knarrende Holzhaus und den eigenen Garten. Wohl fühlen wir uns beide beim jeweils anderen, aber es braucht sie, die beiden Orte, und beide sind sie ein Teil von uns.
Mit eigenen Kindern als familiäre Gemeinschaft würde ich auch zusammen wohnen wollen. Und dann die Villa Kunterbunt bevorzugen. Aber davon seid ihr ja vermutlich noch weiter entfernt.
Zum Schluss noch eine Randbemerkung. Ich führe ein offenes Haus. Und obwohl ich als selbständiger Unternehmer viel um die Ohren habe, sind da oftmals gleich mehrere am Abendtisch, für die ich auch gerne koche. Aber einen Haushalt, wo der Alltag in dem Sinne einzieht, dass der eine auf den anderen wartet, bis er nach Hause kommt, lässt bei mir die Nackenhaare steigen. So könnte und wollte ich nicht zusammenziehen, zusammenleben. Bei aller Liebe nicht.