milos_18544385Hallo flinkerfuchs,
das was du so schreibst klingt für mich sehr reflektiert. Ich denke, du hast dir selbst eigentlich schon die Antwort gegeben. Du vermisst das explosive, die Aufregung, den Schmerz der letzten sehr aufreibenden Beziehung. Das ist normal. Es klingt als habest du damals eine sehr destruktive Beziehung geführt. Das hat aber auch immer was mit einem selbst zu tun.
Die Frage die du dir stellen solltest liegt weiter zurück, so vermute ich. Es gilt erstmal herauszufinden, warum dich solche Männer anziehen, diese starken Emotionen in dir auslösen, obwohl es dir mehr Leid beschert als Freude und einfach gute Gefühle. Vielleicht kennst du das aus deiner Kindheit? Dass du einer Bezugsperson immer hinterher rennen musstest, gefühlt darum betteln musstest Aufmerksamkeit und Liebe zu bekommen. Dementsprechend einen Mangel hattest. Wir Menschen neigen dazu dann in unseren Beziehungen immer wieder an andere Menschen mit Baustellen zu geraten, wo wir dann altbekanntes Szenario wiederholen. In der Hoffnung dieses damals erlebte Leid endlich abzuschließen und ein "Happy End" zu bekommen. Aber leider ist das vielen nicht bewusst. Dieses Muster. Sodass man immer und immer wieder in solche Beziehungen gerät die einem nicht gut tun, aber man magisch von angezogen ist und einfach nicht von los kommt.
Jetzt hast du nach langer Zeit, in der du dich auch intensiv dir selbst gewidmet hast einen netten Mann kennengelernt, mit dem die Chemie stimmt und du dich wohl und geborgen fühlst. Die Anziehung ist auch da. Nur eben nicht so "leidenschaftlich und explosiv" wie damals. Ich denke, dass das normal ist. Auch, dass du dir nun die Frage stellst, ob das wirklich Liebe ist, weil all diese krassen Emotionen fehlen.
Ich kenne dich nicht, kenne ihn nicht, aber ich habe das selbst genau so erlebt und bin nun auch seit 1 1/2 Jahren in einer glücklichen Beziehung mit einem Mann, mit dem die Chemie absolut stimmt, wir beide uns wohl, geborgen und geliebt fühlen und sein können wer wir sind. ABER diese alles verzehrende Leidenschaft war zu Beginn auch nicht da und ist auch heute noch nicht so extrem. Das hat mir anfänglich auch zu denken gegeben, bis ich mich mehr mit der Thematik und mir auseinandergesetzt habe. Dabei bin ich auf den sogenannten "Wiederholungszwang" gestoßen. Damit ist für mich eine komplett neue Sicht auf meine Beziehung gefallen und es war mir plötzlich klar, warum ich Zweifel hatte, obwohl ich mich so wohl gefühlt habe wie lange nicht mehr- dieses krasse ist einfach in uns programmiert. Es hat uns schon immer viel Leid beschert und uns bekümmert, aber es war doch ein vertrautes Gefühl. Und so krank das klingt, man ist so programmiert durch eine belastende Erfahrung, dass man denkt, dass das so sein MUSS, wenn es "wahre Liebe" ist. Tja, tragisch. Denn genau das ist Liebe nicht.
Jetzt habe ich sehr weit ausgeholt... Lange Rede, kurzer Sinn. Ich denke, aus eigener Erfahrung, dass das was du jetzt hast viel mehr die Chance hat "wahre Liebe" zu werden, oder bereits ist, als die Beziehung davor.
Genieße diese schöne Erfahrung! Du wirst durch diese nie wieder zulassen, dass du dich in eine Beziehung begibst die dir nicht gut tut. Außerdem bist du in ihr viel mehr du selbst und fühlst dich gut. Das ist das beste was dir passieren kann.
Alles Gute!