Hallo an alle Leser,
ich bin Jonas, 23 Jahre alt. Ich komme aus einer schwierigen Familie. Mein Vater war über meine gesamte Kindheit an Drogen und Alkoholabhängig. Meine Mutter, die sich räumlich erst sehr spät von ihm getrennt hatte, war eine tickende Zeitbombe. Sie hat sich erst von ihm getrennt, als ich 12 wurde. Ich habe einen großen Bruder, 4 Jahre älter als ich. Wir alle haben stark unter meinem Vater gelitten, mein Bruder und ich leider auch unter meiner Mutter und unseren Großeltern.
Ich wollte als Kind immer den Kontakt zu meinem Vater halten, obwohl er unberechenbar war und man nie wusste, ob er heute trinkt, oder nicht.
Meine Mutter fuhr mich dann oft trotzdem zu ihm, obwohl die Wahrscheinlichkeit sehr hoch war, dass er im Verlauf des Abends einen gewissen Pegel erreichen würde. Wenn ich dann bei ihm war trank er viel Wein und war innerhalb weniger Stunden bis Minuten kaum wiederzuerkennen. Er sprach extrem abwertend über meine Mutter, wurde laut und aggressiv. Ich war gerade mal 10 oder 11, da hat er mich betrunken festgehalten und mein Ohr geleckt.. ich habe geschrien und geweint, aber er lies nicht ab. Sowas spielte sich immer wieder ähnlich ab. Mal schlimmer mal weniger "schlimm".
Ich war immer ziemlich schlau und meine Lehrer haben viel von mir gehalten. Die Frage war immer: "Warum nutzt der Junge seine Fähigkeiten nicht und hält nie was durch?" Ich war von der 6-9 Klassenbester, hatte aber die meisten Fehlzeiten aus dem kompletten Jahrgang. Aus der Gymnasialen Oberstufe wurde der MSA und daraus schnell der Hauptschulabschluss. Schulisch ging es immer weiter Berg ab.
Je älter ich wurde desto mehr habe ich das Leben als solches hinterfragt. Ungerechtigkeit ist für mich schwer auszuhalten und dazu kommt, dass ich mit der Zeit ein Verhalten angeeignet habe, welches viele als nicht Gesellschaftsfähig beschreiben würden. Ich sage grundsätzlich was ich denke und fühle.
Aber weiter mit meiner Familie.. Mama trennte sich von Papa, da wurde ich 12. nach wie vor ging ich noch oft zu ihm um mich seelisch missbrauchen zu lassen. Zuhause bei Mama gab es immer viel Streit und Krach, weil wir alle durch die Umstände speziell wurden. Mein Bruder wurde immer materieller, hat sich abgekapselt, indem er früh zu unseren Großeltern zog. Ich hingegen blieb bei meiner Mutter. Ich bin in der Schule also immer schlechter geworden, war so gut wie nie da. Meine Großeltern haben meine Eltern ersetzt, in dem sie sich um mich und meinen Bruder kümmerten. Hilfe verstehen meine Großeltern unter Geld. Sie haben mir haufenweise Geld gegeben um mir ein schönes Leben zu gestalten. Ich habe mit diesem Geld nur nie was anfangen können, ich hasse Geld! Geld ist die Quelle allen Übels. Geld hat mich nur immer weiter in dieses Loch fallen lassen. Ich wusste nicht wer ich bin und was ich auf dieser Welt überhaupt für eine Aufgabe habe. Ist eine Frage, die wohl niemand beantworten kann, stelle sie mir dennoch. Ich wurde älter, entwickelte mich äußerst negativ was Schule und allgemein Karriere anging. Ich habe nie was durchgehalten, keine weiterführende Schule und auch keine Ausbildung. Es hieß immer, Leute wie dich braucht man in jeder großen Firma. Charaktertyp, kein Ja-Sager und hochemphatisch. Ich konnte mir immer mehr erlauben, als andere. Wahrscheinlich nur, weil man gehofft hat, dass ich noch irgendwann aufwachen würde. Ich wachte aber nie auf. Alles zog vorbei wie eine Straßenbahn. Zuletzt meinte mein Chef zu mir: Jonas, wir können dich nicht mehr länger halten, auch wenn du für 2-3 Leute gearbeitet hast. Ich bin dann so oft zu spät gekommen oder hab die Berufsschule geschwäntzt. Ich habe Probleme mit riesigen Menschenmassen, gerade wenn diese Masse in meinem Alter ist.. dadurch war es für mich schwer konstant am Unterricht teilzunehmen. Auf der Arbeit das gleiche.. Ich habe einen Perfektionismus entwickelt, der es mir nicht leicht macht, meinen Alltag zu gestalten. Dazu kommen Ängste und Sorgen.
Mein Vater ist heute wieder gesund, trockener alkoholiker und arbeitet auch wieder in dem Unternehmen meiner Großeltern, seiner Eltern. Ich habe meinen Vater als ich 14 halb tot in seinem Bett gefunden, die Wohnung war voller leerer Flaschen und alles stank unerträglich. Trotzdem lag ich mich zu ihm, weil ich ihn immer sehr geliebt habe. Naja, wie gesagt. Jetzt ist er wieder gesund, glaube seitdem ich 17 bin. Für mich war mein Vater eine Figur, ich wusste nicht wer er wirklich ist; weil ich es nie wahrnehmen konnte. Und dieser Mann war dann wieder gesund und alle waren froh, denn wir hatten ihn eigentlich schon für tot erklärt. Es war EXTREM, wie er gelebt hatte. Es wäre also kein Wunder gewesen, wenn er eines morgens nicht mehr aufgewacht wäre.
keiner lies ihn rein, keiner wollte über ihn reden oder was hören. Nur ich. Ich war immer derjenige, welcher sich um seinen Vater sorgte. Seitdem ich denken kann, sorge ich mich um meine Familie. Ich versuche das Miteinander zu ändern, dass wir gut klarkommen. Ich versuchte die Einstellungen meiner Familie zu ändern, aber diese ist einfach viel zu festgefahren. Es kam mal vor, dass er zu mir meinte: Verpiss dich doch zu deinen drogenfreunden und das vor meinen Großeltern mit einem Pegel. Ich war 16. ich trete mich um und warf ihn ein Regal und bin danach direkt rausgerannt. Er kam hinterher und ich meinte: "Hast du noch nicht genug?" Er erwiderte: "Ws fängt jetzt erst an." Ging auf mich los. Er war betrunken, deswegen war es mir ein leichtes ihn auf den Boden zu bekommen und ihn unten zu halten. Sowas hat mich stark gezeichnet.. Das tat mir am allermeisten weh.
Gesunde Phase meines Vater
Jetzt bin ich 17-18 und mein Vater gesund. Das Verhältnis zu meiner Mutter stark gestört, weil wir alle stark gelitten haben und keiner Verständnis für den anderen aufbringen konnte, obwohl wir alle unter der selben Sache gelitten haben. Ich habe mit Drogen mein Geld gemacht, habe aber lediglich Gras konsumiert. Ich hatte etwas Koks bei meinem Vater liegen, welches ich aber nicht verkauft habe oder hätte. Ich habe es für jemanden aufbewahrt. Er fand es und nahm es zu sich und erzählte meinen Großeltern ich würde mit koks dealen und wäre schuld für seinen Rückfall. Meine Großeltern, welche mir ihre Firma angeboten hatten, als mein Vater noch krank war, wollten dann nichts mehr mit mir zutun haben. Ich bin ein schlechter Mensch und was würde ich meinem Vater antun.. ich wusste nicht mehr wo mir mein Kopf stand. Meine Familie hat oft Dinge ausgesprochen ohne vorher zu überlegen, welche Auswirkungen das auf eine so junge Seele haben kann. Die Einsicht ihrerseits, dass das Ausgesprochen nicht ganz angebracht war, kam spät. Eine Entschuldigung habe ich noch nie gehört. Ich bin definitiv kein Vorbild, aber ich bin kein Monster, der seinen Vater zurück in die Drogen reißen wollte! Ich weinte viel, meine ganze Kindheit an und bis heute hält es an.
es ging immer weiter, Probleme und Konflikte wurden totgeschwiegen, bis ich irgendwann nicht mehr wusste, was ist echt und was nicht?
meine Großeltern, springen mit einem Menschen so um. Heute bin ich der Retter in der Not und morgen ... ja was bin ich da? Ein Taugenichts
Niemand hat sich gefragt, warum ich Dinge nicht zu Ende bringen kann. Ich war einfach nur ein Taugenichts und faul.
ich weiß noch wie mein Herz damals weh tat, wenn Papa so war oder Mama ihre Aussetzer hatte. Bis heute hatte ich dieses Gefühl nie wieder. Es war so, als würde mein Herz brennen und jemand würde mit einem Messer reinstechen.
Jetzt bin ich 23 und leben über meinen Großeltern. Ich habe vor kurzem zum ersten Mal in meinem Leben Verständnis entgegengebracht bekommen. Ich habe ihnen gesagt, dass ich mich wie in einer Schizophrenie fühle, Depression habe und ein extrem geringens Selbstwertgefühl besitze und man hat mir zugehört und mich ernstgenommen. Nach 23 Jahren, zum ersten Mal.
Mein Vater ist grundsätzlich ein guter Mensch. Wir arbeiten manchmal zusammen, für die Firma meiner Oma und dabei verstehen wir uns auch gut. Naja, soweit ich ihn an mich ranlasse. Selbst wenn es Monate lang kein streit gibt, wenn mir eine Sache nicht passt, die er macht oder sonst wer in meiner Familie, dann sage ich es. Heute nach 3 Monaten streitpause, sagte ich zu ihm, er soll sein Maul halten. Wegen einer Kleinigkeit, aber ich spüre ganz viel Hass, wenn ich mir vor Augen führe, was er mir und meiner Familie angetan hat. Ich sage meinem Bruder, er soll sein Handy weglegen und sein Bewusstsein nicht auf die falschen ideale unserer heutigen Gesellschaft lenken. Meiner Mutter sage ich immer was in mir vorgeht, sie kann es nur leider oft nicht greifen. Mein Vater hält mich heute für Hochbegabt, ich soll doch einen Test an der Mensa machen um meinen IQ ermitteln zu lassen. Intelligenz hat viele Seiten und ich werde meiner Intelligenz keine Nummer geben lassen. Ich weiß, dass ich einiges weiß. Das reicht mir.
Damit will ich sagen, meine Familie sucht überall die Fehler für mein Verhalten, nur nicht bei sich selbst. Noch nie. Entweder waren Drogen, falsche Freunde oder einfach nur mein Wesen schuld. Warum ein Mensch unnahbar wird und böse spricht bzw. Direkt und nicht durch die Blume.
Meine Frage an euch:
Habt ihr ähnliche Erfahrung in eurer Familie und ist es eine Option den Kontakt zu den Eltern bzw. zu meinem Vater und meinen Großeltern auf ewig zu beenden? Ich fühle nichts schönes, wenn ich diese Menschen in meiner Gegenwart habe. Auch wie man meinen Bruder behandelt, der auch seine Narben hat und durch all die Scheisse schwer gezeichnet ist. Er entflieht in seine Handy Welt und ist oft auch nicht so zuverlässig, wie es meine Großeltern gern hätten. Gerade wenn er bei Veranstaltungen mithelfen soll, kommt manchmal kurz vor knapp was dazwischen. Wahrscheinlich die Angst, mit Menschen arbeiten zu müssen. Mein Bruder öffnet sich mir leider nicht wirklich. Ich versuche immer mit meinen Fühlern herauszufinden, was in ihm vorgeht. Er ist so ein toller Mensch. Ich bekomme jeden Tag mit wie man über ihn spricht und genauso sprechen sie auch über mich, wenn ich mal ne schlechte Phase habe. Ich halte es aber nicht aus, auch wenn ich die Achtung meiner Familie habe, von meinen Großeltern. Ich halte es nicht aus wenn sie schlecht über ihn sprechen und Fehler suchen, wobei jeder Mensch wissen müsste, warum wir anders sind und warum es uns eben nicht so leicht fällt jeden Tag die gleiche Leistung abrufen zu können. Ich sage dann, spinnt ihr? Wie redet ihr? Ja, dein Bruder ist unzuverlässig und von uns bekommt der nichts mehr. Ich:" und ich bin nicht unzuverlässig?" Ich mache mich schlecht, um meinen Großeltern zu zeigen, was die da eigentlich machen. Dann heißt es, ja echt warst du? Dann haben mir das Opa und Papa aber verheimlicht. Das stimmt nicht, sie weiß sogar am besten über das Fehlverhalten Bescheid, weil sie die Dienstpläne schreibt. Sie wollten meinen Bruder nicht arbeiten lassen, aber mich. Mein Bruder hat selber Probleme und braucht jeden Euro. Sie haben ihn von sich aus nicht in Betracht gezogen zu arbeiten, obwohl er sozial top ist und auch ein tolles äußeres Bild verkörpert. Ich bin der einzige in meiner Familie, der alles hinterfragt. Leider fehlt mir jemand in meiner Familie, mit dem ich das gleiche Denken teilen kann. Immer nur im gewissen Maß. Wahrscheinlich aus Selbstschutz.
Ich werde immer älter, die Jahre gehen ins Land und ich schaffe es nicht mich weiterzuentwickeln. Liegt das an meiner Familie? Mein Fokus wird so oft durch meine Familie durcheinander gebracht. Durch die Krankheit meiner Oma durch die Arbeit im Familienunternehmen und durch meinen Vater und meinen Gefühlen ihm gegenüber.
Ich würde die Tür so gerne schließen und nie wieder öffnen.
danke fürs lesen!