Liebe Mitleser/innen,
ich (w, 50) bin leider traurig, weil die meisten meiner langjährigen Freundinnen sich seit einem guten Jahr nur noch rühren und für mich Zeit haben, wenn sie sich ausheulen wollen. Durch WA gibts auch keine Anrufe mehr - wenn ich mich nicht rühre mit einem netten Gruss, kommt wochenlang nichts. Auch ich arbeite und habe Familie.
Gestern hat mir eine Freundin, die seit Sep. keine Zeit mehr hatte, aber genau 1 Minute ums Eck wohnt, schlappe 1,5 Stunden nur von ihren gesundheitlichen Problemen (u.a. Atemnot) erzählt (um mich ging es gar nicht)! Ich war einfühlsam und unterstützend (vlt zur Kur?) wie so oft, aber danach musste sie - schwupps - weg zur nächsten Einladung - und zwei Stunden später sah sie zufällig mein Liebster, wie sie und ihr Mann mit zwei anderen Pärchen gerade aufbrachen, zum Essen in die Kneipe zu gehen. Soo munter trotz ihrer wochenlangen Krankheit! Was sagt man denn da dazu? Das macht mich soo traurig. Soll ich ihr sagen, wie verletzend das für mich war?
Oft vertrauen mir andere wegen meines angeblich grossen Herzens und meiner Verschwiegenheit (bin ich wirklich) ihre grossen Probleme an, aber für mich interessiert sich keine (mehr) wirklich!
Eine andere Freundin: Kaum trete ich über die Schwelle des Cafes, schon geht es los mit all ihren Dramen! Es geht nur um sie und ihre Eheprobleme, Kinderprobleme, SchwieMuProbleme, Ängste und Sorgen. Letztlich hatte sie sogar angeblich einen Zusammenbruch, hiess es, aber die Ärztin fand nichts. Nach solchen Treffs bin ich immer richtig leer. Es ist, als ob dann ihre Sorgen auf mich überspringen! Ihr gehts besser, mir gehts schlecht und ich sorge mich um sie. Rufe ich sie 2 Tage später an und frage nach, ist alles wiedee ok und toll!
Meine älteste Freundin (51, 200 km weg im Saarland) erreiche ich nur telefonisch früh im Büro (Vorzimmer); nachmittags und wochenends privat komme ich nie an sie ran. Dabei bin ich gar keine stundenlange "Ratscherin", nur ca. 15-20 Minuten, wenn sie kann/will. Ich bin da rücksichtsvoll. Nun melde ich mich dort generell nur 14-tägig (von ihr kommt kaum was per WA). Geht sie ran, geht es sofort und nur um ihre chronische Erkrankung (zweifelhaft...). Oft mache ich mir grosse Sorgen um sie. Sende ich ihr dann mal einen Link mit wertvollen Erkenntnissen bzw. med. Empfehlungen zu ihrer Unterstützung, kommt als Antwort nichts! Frage ich vorsichtig nach, heisst es, ähem..., sie hat es mal kurz überflogen.... Die will gar keine Lösung, sondern nur jammern! Das ist so armselig.
Eine andere (48) jammert seit 3 Jahren unablässig wegen ihrer Hüftschmerzen! Unter der Woche lässt sie sich mehrfach behandeln, am Wochenende macht sie dann stundenlang Leistungssport im Verein und zerstört damit alles wieder. Montags wird dann wieder gejammert über die argen Schmerzen.
Nun hat mich eine "entdeckt." Ich soll einer älteren Freundin von ihr (69), die nun leicht dement ist, unterstützend zur Seite stehen, denn sie selbst ist ja in zu vielem eingebunden! Dabei kenne ich die Frau kaum, aber sie diese seit 30 Jahren.
Und eine weitere macht sehr oft und gerne mit ihrem Partner spontane Reisetrips - und ich soll sie dann mal eben zum Flughafen fahren, bzw. abholen...
Dies hat sich alles erst entwickelt, seitdem unsere aller Kinder (nun Mitte 20) nicht mehr zusammen in der (gemeinsamen) alten Schule sind, sondern ausgezogen/im Studium/eigene Wege gehen. Wir Freundinnen sind alle Ende 40/Anfang 50, alle arbeiten, meist Teilzeit und allen geht es wirtschaftlich gut.
Ich bin allgemein ein fröhlicher, positiver, aktiver, hilfsbereiter Mensch mit interessantem Beruf und liebevoller Familie - und fühle seit einem Jahr diese grosse Fassungslosigkeit sowie manchmal auch Traurigkeit, weil ich für diese "guten Freunde" wohl auf einmal nicht mehr wert bin als ihr kostenloser Abfalleimer. Warum tun die das?
Und immer muss ich mich um den Kontakt bemühen! Dabei wissen sie um meine Probleme, die aber von mir nur am Rande angesprochen werden! Ich will Freunde bei gemeinsamer Zeit ja nicht belästigen, da kümmere ich mich selbst drum (u. a. Probleme mit jemanden aus der Herkunftsfamilie, kann ich aber händeln). Ich will aber auch mal heitere Treffs haben, so wie es bis vor 1-2 Jahren noch üblich war! Nicht immer "keine Zeit", "Stress" oder deren Gejammer hören müssen.
Das alles macht mich einfach so traurig, dass ich ständig darüber nachgrüble und mein Handeln ständig reflektiere, ob ich vlt. was falsch mache. Dabei achte ich wirklich sehr darauf, was und wie ich etwas sage. Ich habe weder eine laute noch schrille Stimme und bin gepflegt. Wir (Familie) leben ganz normal ohne grossen Pomp, sind freundlich zu allen, also weder laut noch aufdringlich.
Dazu kommt noch, dass meine Eltern leider schon früh gestorben sind und ich keine Geschwister habe. Diesen Verlust spüre ich sehr. Bei meinem Mann ist es ähnlich, nur eine Schwester (im Ausland), wenig Kontakt. Daher fühle ich mich nun oft einsam und vermisse die Wärme und Liebe unserer Eltern. Somit trifft mich obiges umso mehr.
Ich war auch in diversen Aktivitäten, um neue Freunde kennenzulernen, aber mit 50 ist das leider nicht mehr so einfach und anscheinend geht es nur mir so...?? Viele müssen sich jetzt um ihre betagten Eltern kümmern oder sind einfach bequem und somit "satt." Durch das Leid unserer elterlichen Todesfälle mussten wir beide ganz alleine durch. Das war eine schwere Zeit, aber ich habe nie aufgegeben.
Was kann ich nun machen, um mich besser zu fühlen? Wenn es nur EINE Freundin gäbe, die so tickt wie ich, die mich gern hat und mich mal in den Arm nimmt.
Bei Euren Kommentare wäre ich froh, wenn diese nicht grob oder verletzend ausfallen würden. Ich habe lange mit mir gerungen, dies überhaupt publik zu machen. Gerade heute möchte ich am liebsten weinen (was selten vorkommt), denn ich gebe lieben Menschen so gerne und viel - aber es kommt ausser Egoismus momentan nichts mehr zurück. Dabei wäre ich durchaus mit kleinen Dingen zufrieden: einfach mal ins Cafe oder gemütlich für eine Stunde daheim nen Tee/Kaffee trinken und uns wohlfühlen. Versteht Ihr, was ich meine?
Bedrückte Grüsse und danke für alles Liebe,
Vero