Hallo Ihr Lieben,
ich habe da eine Beziehung hinter mir und würde sie gerne hier erzählen, um mir eine Zweitmeinung einzuholen.Ich lernte eine Frau kennen, die von Geburt an christlich von den Eltern erzogen wurde. Ich bin zwar auch Christ, dennoch eher frei und demokratisch erzogen worden, ohne zugewiesene Geschlechterrollen.
An unserem erste Date, erzählte sie mir direkt, dass Menschen die böse reden und Schlechtes tun, dass da der Teufel dahintersteckt. Leute, die was Gutes tun, da stecke Jesus dahinter.Ich hörte ihr zu und wir redeten viel um das Thema. An den weiteren Treffen fragte sie mich, wie ich meine Tochter nennen würde. Ich sagte "Emilia". Sie freute sich, da sie ihre Tochter auch so nennen würde. Das sei ein Zeichen Gottes.
Als ich sie in den Zoo einlud, sah sie ein weiteres Zeichen, da ihre Mutter auch mit ihrem Vater im selben Zoo waren, als sie gedatet haben.Sie begann immer mehr krasse Komplimente zu machen, ich sei ein wertvolles Geschenk. Klingt ja alles gut, doch es wurde exsessiv wie ich finde im Nachhinein. Später meinte ihre Mutter von ihr, sie solle sich mit mir nicht so viel Zeit lassen, sondern mich schnell schnappen, da ich sonst wie die anderen Männer weglaufen würde. Die Mutter wollte auch immer einen Freund, der so heißt wie ich. Ich war schließlich ihr erster Freund, angeblich in allem der erste.
Nun denn. Ich wollte mir eigentlich Zeit lassen und sie näher kennen lernen. Dennoch fing ich an, ihren Worten Glauben zu schenken. Eines Tages kochte ich für sie und sie erzählte, dass ein Mann, in den sie angeblich verliebt war, ihn aber nie an sich dran gelassen hatte, eine andere Frau geheiratet hat. Sie machte sich bis Dato Vowürfe, dass sie die Chance verpasst hatte, ihn zu bekommen, als sie die Chance dazu hatte. Durch den Zeitungsartikel über die Eheschließung wäre das aber ein Zeichen, dass nicht er der richtige sein gewesen kann, sondern dass ich es bin. Sie würde zu allem JA sagen, wenn ich sie fragen würde.Irgendwann zeigte sie mir ein privates Tagebuch von ihr, da schrieb sie alles rein. Sie redet durch ihr Buch mit Gott und schrieb, dass sie sich bedanke und ich für sie bestimmt sei.
Sie ist dankbar und bekommt es nun 1000x zurück und erinnert damit an Hiob. Sie übergab echt immer die Kontrolle ihres Lebens an Gott, Gott habe einen Plan, er kennt den Weg und hat alles unter Kontrolle. In allem wird Gott reininterpretiert.AB HIER fing ich an zu kletten, wollte ihr einen Ring kaufen, sie bei mir einziehen lassen, obwohl ich das alles nicht wollte. Ich unterschied nur noch zwischen Gut und Böse. Ich dachte, ich müsse die Beziehung festhalten und alles Böse von Außen bekämpfen, denn ich bin ja anscheinend der Mann fürs Leben und sie die Frau meines Lebens. Innerhalb der Beziehung wurde nur noch interpretiert und Zeichen gesehen, dass wir zusammen gehören, oder ach doch nicht.
Hab mich vertan.Ich kaufte für mich eine Kreuzkette, sie schenkte mir eine Bibel. Sie wollte jeden Abend mit mir in der Bibel lesen. So machen es auch ihre Freunde. Ich ging mit zu ihrer Gemeinde, hörte mir hier und da Vorträge an und schlüpfte immer mehr in die Rolle einer Person, die nicht bin. Ich war nicht mehr Ich. Man müsse nebenbei an Jesus glauben, da man sonst nicht in den Himmel käme.Das hat einen alles wahnsinnig gemacht, verunsichert und Angst eingejagt. Ständig Teufel hier, oder Jesus dort. Selbst wenn ich ein Foto von ihr machte, so dass es auf dem Foto unabsichtlich so aussieht, als wären an ihrem Rücken schwarze Flügel, fing ich an zu analysieren, dass das ein Zeichen sein muss, dass in ihr etwas Böses steckt.
Schwarze Flügel = Teufel. Logisch!
Bei anderen Leuten urteilte ich auf einmal auch so. Irgendwas sagt was Blödes und ich bin sofort der Meinung, dass das nicht das Wort Gottes ist! Meine Freundin hatte ich durch ihre Bibel-Reden und "Zeichen" irgendwann idealisiert und die Beziehung als göttliche Erscheinung gesehen. Jetzt wo seit 5 Wochen wir getrennt sind, sehe ich das alles genauer.Die Beziehung hielt nun nur 6 Monate.
Ich konnte nicht Ich sein. Meine vorherige Beziehung dauerte Jahre lang und da gab es solche Probleme nicht. Man hat sich so genommen, wie man war, ohne Böses oder Gutes reinzuinterpretieren. Wenn man sich gestritten hat, dann war ne Stunde später alles wieder gut. Man hatte sich gegenseitig erlaubt, so zu sein, wie die andere Person ist, völlig zwanglos, sondern freiwillig und bedingungslos, auf Grundbasis eines friedlichen Zusammenlebens.
Was meint ihr? Mich würde eure Meinung zu meiner Beziehung interessieren.