yael_18730458Dann würde ich es nämlich tun wie meine Stiefmutter und dem Jungen das Leben zur Hölle machen! Was ich niemals tun würde!
Interessante Aussage, denn du setzt hier voraus (vielleicht nicht mal bewusst), dass sich die Umstände deiner Kindheit 1:1 wiederholen werden.
Dein Vater hat zugelassen, dass du ungeschützt in einer Familie aufwächst, wo Liebe, Schutz und Kommunikation anscheinend Fremdwörter waren.
Allerdings trifft das nur auf eine Minderheit der Eltern zu und deshalb könntest du dem Jungen nicht einfach mal so das Leben zur Hölle machen, denn dafür müsste dein Freund tatenlos zusehen.
Du bist also nicht nur nicht deine Stiefmutter, sondern dein Freund ist wahrscheinlich auch nicht dein Vater, was an sich natürlich äußerst erfreulich ist - dir aber vielleicht deine eigene Vergangenheit und deinen Stellenwert schmerzhaft in Erinnerung ruft?
An sich bist du mit deinem Problem nicht allein. Dass neue Partner ein Problem mit Kindern aus früheren Beziehungen haben können, ist ja nichts Neues und liest man hier fast täglich. Dass der neue Partner allerdings selbst in einer Patchwork-Familie aufwuchs und seine Kindheit als „blanken Horror“ bezeichnet, kommt seltener vor.
Vor diesem Hintergrund kann ich deine Gedanken und Gefühle nachvollziehen, auch wenn eine schlimme Vergangenheit keine Entschuldigung ist. Du wirst aber sicherlich jetzt schon mit Situationen konfrontiert, die dich in irgendeiner Form an deine eigenen Erfahrungen erinnern.
Die Frage ist, warum du diese nie richtig verarbeitet hast? Diese Verarbeitung sollte auch ganz unabhängig von deiner Beziehung stattfinden.
Bezüglich der aktuellen Lage hast du zwei Möglichkeiten:
- Du sagst „ich will keinen Partner mit Kindern im Gepäck“ und trennst dich.
- Du siehst deine Beziehung als Chance, eine andere Art von Patchwork zu erleben und positiv mitzugestalten. Hierzu benötigst du meines Erachtens allerdings auf jeden Fall professionelle Unterstützung.
Beide Fälle erfordern Eigeninitiative und aufrichtige Überzeugung – und bedeuten Arbeit! Hoffnung allein, dass sich alles schon irgendwie irgendwann richten wird, reicht nicht aus.