ryo_12775606Hi, das sind allesamt sehr interessante Fragen.
Als eine Frau mit recht viel Erfahrung auf dem Gebiet und einem Alter und verschiedenen Rollen und von der Grundstruktur auf romantische Beziehungen gepolt, möchte ich dir folgendes antworten:
Der Mensch ist nicht monogam.
Das kann nicht pauschal beantwortet werden. Manche Menschen sind monogam, manche seriell monogam, manche würden gerne von sich behaupten sie sind es, haben aus ihren Prägungen und Rollenkonflikten aber erhebliche Schwierigkeiten damit. Manche stehen dazu und sind polygam. Manche stehen nicht dazu und haben Affären oder ständig wechselnde Beziehungen.
Jeder hat ihm/ihr nahe Menschen für unterschiedliche Dinge/Situationen im Leben. Mit den einen kann man z.B. super reden, mit den anderen besser feiern.
Ja, das stimmt sicherlich, aber hat meines Erachtens überhaupt keine Aussagekraft auf Monogamie/Polygamie. Nicht mit jedem, mit dem ich super feiern kann, will ich intimer werden. Nicht mit jedem, mit dem ich super reden kann, will ich gleich eine erotische Verbindung.
Warum soll man mit seinem Partner/der Partnerin die eine Person gefunden haben, mit der es alles stimmt?
Ja, das ist schwierig, jetzt frag ich dich aber, warum soll man das auch? Diesen Anspruch auf einen Partner zu haben, ist sehr überzogen und fährt jede Beziehung zu Schrott. Darüber hinaus gibt es ständig sich veränderte Prioritäten in der eigenen Entwicklung und es ist mehr als nur Glück notwendig, dass sich das mit dem Partner deckt und sich nicht die berühmte "man hat sich in unterschiedlich entwickelt" Situation einstellt.
Demzufolge wäre auch Sex/Affären mit anderen OK, wenn genau das mit dem Partner nicht oder nicht mehr so klappt, man sich aber aus anderen Gründen dennoch mehr als mag.
Wenn für dich der Sex mit dem Partner, mit dem du wie auch immer eine Beziehung ist, nicht mehr klappt, dann würden mir mal ein paar andere Dinge vorher einfallen als eine Affäre. Ich würde mal abklopfen, warum sich das so verändert hat und ein offenes Gespräch suchen, dass da Unzufriedenheit herrscht. Oder eine Paar/Sexualtherapie aufsuchen. Affäre klingt für mich auch nicht so sehr, dass man das jetzt offen mit dem Partner bespricht und hier ist es spätestens sehr sehr schwierig mit der Rechtfertigung durch deine These. Heimlichkeiten und Verletzungen sind mit einer Partnerschaft schwer zu vereinbaren, zumindest on the long run und einseitig.
Wie komme ich nun aus diesem Dileamma als romantisch veranlagte Person, die dazu auch immer wieder tendiert, "diesen einen" zu haben und dann doch wieder enttäuscht von dannen zu ziehen (oder enttäuscht von dannen ziehen zu lassen)? Hierzu höre ich gerade interessante Beiträge/Podcasts von Eva Maria Zurhorst, die ein Buch mit dem Titel "Liebe kann alles" herausbringt, und ob man jetzt davon etwas hält oder nicht, werden hier auch Fakten aus der Forschung präsentiert, wonach zuerst der Gedanke ist, dann die Erfahrung, zu dem sich ein Gefühl einstellt. Ohne dass man sich jetzt alles am anderen schönreden muss, kann man üben, die existierenden/funktionierenden Dinge über die fehlenden zu stellen, um dazu ein gutes Gefühl zu erzeugen, dass Defizite zu einem gewissen Grad ausgleicht. Und dann noch eine Entwicklung anstartet in Richtung, wie kann ich mir selbst diese Dinge geben, die ich sonst so einseitig-kindlich im Partner suche. Sozusagen Verhaltenstherapie am eigenen Leib anwenden.