anis_12637597Das Problem mit den Narzissten ist tatsächlich, dass sie sich am Anfang sehr zugewandt und nett geben können. Da besteht eine Parallelität zu eigentlich allen Menschen, die von Beginn weg ihr Interesse nicht verstecken, ihre Gefühle zeigen und mit Freundlichkeit und Nettigkeit recht verschwenderisch umgehen.
Die Perspektive eines solchen Mannes an deiner Seite ist stets die, dass er deine Unsicherheit, deine Zurückhaltung, deine Ambivalenz natürlich spürt. Da er von der Richtigkeit seiner Gefühle aber überzeugt ist und zu wissen glaubt, dass du wirklich die richtige bist, versucht er das Ungleichgewicht mit mehr Investment von seiner Seite auszugleichen. Ein Teufelskreis.
Mir ist das selber auch zweimal passiert. Tragisch war, dass ich mir damals über die psychologischen Komponenten gar keine Gedanken gemacht habe. Ich war setes davon überzeugt, dass gerade Frauen mit schlechten Männererfahrungen doch auf einen "netten" wie mich stehen müssten. Es wird schon klappen irgendwann, war dabei Motivation und Triebfeder.
Interessant übrigens, es hätte dann zum Schluss wohl bei beiden Frauen tatsächlich funktioniert. Aber genau zum Zeitpunkt, wo die dann unter meiner Tür standen, konnte, wollte ich nicht mehr. Die Luft war draussen. Und ich habe selten Frauen so verletzt gesehen!
Es könnte sich somit lohnen, dass du mit deinem Freund, Kollege oder was er jetzt halt gerade ist, radikal offen darüber sprichst und aus deinen Gefühlen kein Geheimnis machst.
Nachtrag: Die Psychologie ist das eine. Was ich mich damals selber gefragt habe, ist aber auch immer wieder ein Thema hier im Forum. Geht es in Fällen wie dem deinigen nicht auch um fehlende körperliche oder ökonomische Attraktivität?
Somit: Wünschst du dir all die guten Eigenschaften des "netten" Freundes im Körper des besser aufgestellten, schöneren "Badboys"? Oder nochmals anders, glaubst du über bessere Qulifikationen und Chancen zu verfügen, als dein netter Freund?
Denn es ist schon klar. Solange man glaubt, dass noch was besseres kommt, oder man denkt was besseres verdient zu haben, sind die meisten schnell mal auf der Flucht. War ja ganz nett oder? Aber für immer, niemals!
Was bleibt sind die Zweifel. Ich hielt mich damals an die fernöstliche Weisheit eines Lao Tse. Und bin damit bis heute gut gefahren:
Der Mensch, wenn er ins Leben tritt,
ist weich und schwach,
und wenn er stirbt,
ist er hart und stark.
Die Pflanze, wenn sie ins Leben tritt,
ist weich und zart,
und wenn sie stirbt,
ist sie dürr und starr.
Darum sind die Harten und Starken
Gesellen des Todes,
die Weichen und Schwachen
Gesellen des Lebens.