Hallo, dass deine Freundin erstmal so tun möchte, als sei nichts geschehen, ist nicht ungewöhnlich nach so einem schweren Schlag. Das ist ein Schutzmechanismus der Psyche. Manche traumatisierte Menschen wollen dann ganz viel reden und alles bis ins kleinste Detail besprechen, andere wiederum wollen schweigen und so tun, als sei gar nichts passiert. Wichtig ist, dass du da bist und offen bist für das, was sie dir erzählen möchte. Bedränge sie nicht, sei einfach da. Dass du körperlich jetzt nicht anwesend bist, ist zwar schade, aber dennoch kannst du dich im Gespräch ganz offen auf das einlassen, was von ihrer Seite aus kommt. Das gilt auch für unbeschwerte Themen und oberflächlichen Spaß. Wenn sie lachen möchte, lache mit ihr. Wenn sie weinen möchte, bleib dabei. Es gibt zum Thema viele gute Bücher. "Trotz allem" wäre ein Buch für Opfer und Angehörige. Zum Thema gibt es aber auch andere Bücher, die sehr hilfreich sein können. Vielleicht hilft es dir, dich da etwas einzulesen. Ansonsten wären auch Hilfsangebote wie die Telefonseelsorge (auch für dich und andere Angehörige) und diverse Frauenberatungsstellen hilfreich für deine Freundin. Dort findet sie zusätzlich zur Therapie noch offene und geschulte Ohren. Da der Vorwurf der Vergewaltigung sehr schwer wiegt, ist es wichtig, dass deine Freundin, wenn sie keine Anzeige erstatten und evtl. vorhandene Beweise erbringen möchte, den Namen des Täters eher außen vorlässt, sonst kann er sie natürlich auch verklagen. Da ich als Christin viel Kraft aus dem Glauben erhalten habe, kann ich auch immer zum Gebet ermutigen. Daraus ist mir schon in vielen Bereichen meines Lebens Hilfe erwachsen, mit der ich nie gerechnet hätte. Ich wünsche dir und deiner Freundin alles Gute und dass ihr beide gut über dieses Leid hinwegkommt.