jim_12885608der erste Punkt ist: ich habe kaum die Zeit mich einsam zu fühlen.
In der Woche bin ich durch den Job die meisten Tage jeweils 13h aus dem Haus - und wenn ich dann zurück bin, hatte ich ehrlich gesagt schon fast genug an Sozialkontakten durch Kunden, Kollegen, ... und einfach die Menschenmassen, die einem so auf dem Weg zur Arbeit und zurück ständig begegnen. Mann, Kind, Hund warten ja auch zu Hause auf mich ;)
Da sind mir die Bekanntschaften, die ich per Internet pflege - was die meisten sind, dazu kommen auch noch 2 verschiedene Gamer-Kreise, mit denen ich bzw. wir uns ziemlich regelmässig in verschiedenen Games tummeln - eh am liebsten.
btw. bei unserer Hochzeit waren außer uns nur meine schwiegermutter, ihr lebensgefährte und unsere beiden trauzeugen da - zu meiner habe ich schon seit 10 jahren keinen kontakt mehr um ehrlich zu sein.
Aber stimmt, da sind wir völlig verschieden, ohne trauzeugen heiraten und nur zu zweit wäre für mich auch völlig ok gewesen. Wenn mein Mann "jede Menge Leute" eingeladen hätte, wäre das für mich ein Problem gewesen, zugegeben - aber nicht, weil ich niemanden zum Einladen gehabt hätte, sondern weil ich große Feiern mit vielen Leuten ernstlich hasse.
ok, verzettelt... zweiter Punkt:
stimmt, als ich noch jung war, gab es kein Social Media - und ich gehe dem heute noch aus dem Weg, ich habe nicht das Gefühl, dass das Vorteile hätte, Nachteile hingegen reichlich. Aber auch da haben die anderen aus der Clique was ohne mich (und ohne wen anders gemacht) - wir sind und waren eher eigenständige Menschen. Sie waren mehr DESWEGEN mein Freundeskreis als trotzdem. Mit Menschen, bei denen diese Eigenständigkeit nicht so ausgeprägt ist, komme ich überhaupt nicht klar.
Also nein, die Freundschaften sind nicht "im Alter" anders geworden (auch wenn eigene Familie, Job, ... und die Tatsache, dass man mit 40+ nicht mal mehr eben so einen Abend über die Stränge schlagen kann, ohne den nächsten Tag ausschlafen zu können, weil man sonst 3 Tage rumläuft wie ein Zombie auf Valium - kommt nicht so gut an im Job... ) schon einen Einfluss haben, es liegt eher daran, dass ich / wir ein anderer Typ Mensch sind als Du.
dritter Punkt:
eine gute Freundin hatte ich auch nie - ich kann mit Frauen nicht ganz so... However, bei mir sind es "beste Freunde", gab in meinem Leben bisher 3, die mir so nahe standen als Freund - eine Freundschaft besteht heute noch voll... eine ist zerbrochen, eine ... naja, ist inzwischen mehr eine gute Bekanntschaft. Aber auch die noch voll bestehende Freundschaft ist nicht das, was Dir da vorschwebt. Wir haben teilweise über Monate gar keinen Kontakt. Dann wieder über Wochen ständig. Und klar bin ich nicht die einzige Bezugsperson für ihn - und er nicht für mich. Sonst wäre dem auch nicht so, mit Menschen, für die ich die einzige Bezugsperson (ggf. außer dem Partner) bin, komme ich so gar nicht klar.
Fakt ist: solche tiefen Freundschaften sind ein sehr kostbares, seltenes Geschenk. Davon gibt es nicht viele. Nicht viele Menschen, die dafür in Frage kommen, die Umstände müssen passen, bei einem selbst und beim anderen... Es liegt nicht unter jedem Stein ein Goldbrocken. Auch nicht unter jedem zweiten, jedem zehnten...
Es könnte beispielsweise zwischen Dir und mir nie eine wirkliche Freundschaft geben, wahrscheinlich noch nicht einmal eine gute Bekanntschaft, weil wir zu verschieden sind. Ich brauche Menschen, die mit mir kompatibel sind, Du brauchst Menschen, die mit Dir kompatibel sind. Und ja, die muss man suchen - unter den tausenden, die da sind, muss man die wenigen finden, wo es passt.
vierter Punkt:
ja mein Mann und ich haben auch noch einen Bekanntenkreis, teils einen gemeinsamen, teils nicht - nur was meinst Du, wie das kam? Wie gesagt: ich bin in den letzten 25 Jahren 5 mal in eine andere Stadt gezogen, 4mal mit ihm zusammen. Und ich rede nicht von 35 km... es sind 430km in meine Geburtsstadt, 320 glaube ich zur anderen, wo ich gewohnt habe, die Heimat meines Herzens (mit auch noch einem Bekanntenkreis) ist - und bleibt wohl für immer: Berlin. Jetzt bin ich in München. Bekanntenkreise in den zig verschiedenen Städten haben / hatten wir, weil wir sie uns aufgebaut haben. Jedes Mal wieder.
fünfter und letzter Punkt:
es geht nicht darum, wer was falsch gemacht hat. Leben ist Veränderung. Menschen ändern sich mit ihren Erfahrungen, ihrem Leben. Die Lebensumstände ändern sich, die Prioritäten öndern sich, die Ziele und Wünsche ändern sich... und da das bei verschiedenen Menschen nun einmal nicht unbedingt gleich verläuft, "lebt man sich eben teilweise auseinander" - auch in Bekanntschaften und Freundschaften.