myra_877605Ich bin in erster Linie froh darüber, dass ich vor 50 Jahren noch ein Kind war und die Zeit nicht als Erwachsene erleben musste. Dadurch ist mir vieles erspart geblieben, was mir vor allem später, als ich dann erwachsen war, bewusst wurde.
Ich musste glücklicherweise keine Wäsche mehr von Hand waschen, so wie ich es aus meiner frühesten Kindheit noch in unserem Haushalt erlebt habe. Eine Waschmaschine gab es da erst sehr viel später.
Teppiche musste ich auch nie klopfen, als ich älter wurde und im Haushalt mitgeholfen habe, stand mir ein Staubsauger zur Verfügung.
Kohlen, zum heizen, musste ich auch nie horten und schleppen und den Dreck, der dadurch enstand beseitigen, ich konnte einfach den Heizkörper andrehen und es wurde warm.
Für mich als Kind war es spaßig im Kohlenkeller verstecken zu spielen, meine Eltern hatten einen anderen Blick darauf. Nicht ich musste mich und die Kleidung danach mühsam reinigen.
Nur ein paar Beispiele die mir aus dem Haushalt einfallen. Ach eins noch, worüber meine Mutter heutzutage auch sehr froh ist, das mühsame ernten und einkochen entfällt, womit sie damals sehr viel Zeit verbracht hat. Heute kann sie wählen, (auch beim Einkauf) ob und wie sie Vorratshaltung durchführt, damals ging das nicht in unserem Haushalt.
Den Kontakt untereinander zu halten ist heute auch um ein vielfaches einfacher. Die väterliche Linie meines Vaters stammt aus West-und Ostfriesland und in der Generation meines Vaters (in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderst geboren) sah es schon sehr schlecht auf dem Arbeitsmarkt dort oben aus. Deshalb sind fast alle Familienmitglieder dieser Generation dort weg gezogen, und das nicht nur über Deutschland hinweg verteilt, sondern auch in andere europäische und amerikanische Länder.
Wenn da jemand weg zog, dann war er/sie meist auch wirklich weg. Da konnte man sich nicht mal eben wieder treffen, weil sowohl die Mittel, als auch die Zeit dafür fehlte, die Distanzen zu überwinden. Telefone hatte auch nicht jeder und wenn, war ein Ferngespräch so teuer, dass man auch nur zu ganz besonderen Gelegenheiten miteinander, damit sprechen konnte.
So wurde vor allem über Briefe miteinander Kontakt gehalten, der nicht unbedingt zeithnah statt fand, gesehen haben sich die wenigsten dieser Generation überhaupt mal wieder.
Ich hatte Glück, dass mein Vater "nur" 160 km von seiner Heimat entfernt Arbeit fand, damit hatte er die geringste Entfernung zu überbrücken, von denen, die umgezogen waren, in unserer Familie.
Aber diese 160 km waren damals auch nicht so einfach und kurzfristig zu bewältigen wie heutzutage. Da wurde dann eher langfristig geplant bei jedem Besuch und ich hatte dadurch, im Gegensatz zu anderen Cousinen und Cousins, sehr häufig die Möglichkeit meine gesamten Ferien bei unseren Großeltern zu verbringen und habe sie dadurch öfter sehen und mit ihnen (er)leben können. Das war keine Selbstverständlichkeit.
Als ich älter wurde wurde mir auch erst bewusst, welche Rechte als Frau ich in meiner Kindheit noch nicht gehabt hätte.
Wie gesagt, ich bin froh, dass ich damals Kind und nicht Erwachsene war.