Ich sehe das Thema von einer etwas anderen Seite (und bin mir ziemlich sicher, dass ich damit bei einigen hier anecken werde)....
Die Geschlechterrollen in unserer Gesellschaft sind größtenteils antrainiert bzw. von der Gesellschaft vorgegeben. Viele scheinen ja mit gewissen Vorlieben zu argumentieren, dass sie "im falschen Körper" geboren seien, die sich gerade auf diese Rollenbilder beziehen. Aber warum muss man sich dafür "im falschen Körper fühlen"? Wenn die logische Konsequenz doch eigentlich wäre, dass unsere Gesellschaft Menschen in eine Form zwängt, in der sie nicht mehr sie selbst sein können und ihre eigenen Gefühle und Vorlieben hinterfragen müssen...
Der "Natur" ist es herzlich egal, ob sich jemand als Mann oder Frau fühlt. Tieren ist es auch egal, sie folgen ihren Instinkten. Nur wir Menschen müssen es so kompliziert machen und scharfe Trennlinien ziehen, wo eigentlich gar keine sein müssten. Biologisch gesehen ist ein Mann ein Mensch, der ein Kind zeigen kann, und eine Frau ein Mensch, der ein Kind in seinem Körper austragen kann. Ergänzen kann man diese Unterscheidung noch durch die genetische Ebene mit den XY- und XX-Chromosomen. Das macht 'männlich' und 'weiblich' auf biologischer Ebene aus. Alles andere ist eine Erfindung des menschlichen Egos ;-)
Was bei dieser ganzen Diskussion untergeht ist die Frage nach dem Respekt vor dem eigenen Körper. Und da hier auch das Thema Operationen angesprochen wurde: Hier kann man sein Geschlecht eben nicht auf biologischer Ebene wechseln, so dass man hinterher ein Kind gebären anstatt zeugen kann, oder dass die Gene von XY nach XX wechseln (oder umgekehrt). Am Ende bleibt also nur eine oberflächliche Maske, um äußerlich dem anderen Geschlecht möglichst ähnlich zu sehen und um dort möglichst wenig anzuecken. Aber ich behaupte mal viele werden in dieses Muster überhaupt erst hineingedrängt, weil sie anders in ihrem Wesen nicht akzeptiert werden würden. Und das ist das Traurige und das Tragische in unserer Gesellschaft.
Man stelle sich nur mal die beiden Situationen vor: Ein biologischer Mann fühlt sich als Frau (und unter den "typischen Männern" unwohl) und versucht, verständnis dafür zu bekommen, dass er das WC und die Duschen für Frauen nutzen möchte. Und dann stelle ma sich den selben Mann vor, nachdem er sich einer "geschlechtsangleichenden OP" unterzogen hat. In welchem der beiden Fälle wird er wohl mehr Zusspruch erfahren? Von den anderen Frauen eher akzeptiert werden?
Wie gesagt, das Grausame ist, dass es für viele überhaupt erst so weit kommen muss, dass sie sich einer OP unterziehen, um sich selber zumindest einigermaßen angenommen fühlen zu können.
Es gibt übrigens auch die andere Seite: Durch seltene Erkrankungen oder auch relativ harmlose Anomalien in der körperlichen Entwicklung können die äußeren Geschlechtsteile anders aussehen als das tatsächliche biologische/genetische/organische Geschlecht. Wie wird eine biologische Frau angenommen, die eine starke Körperbehaarung und zwischen den Beinen etwas, was wie ein Penis aussieht, hat? Muss sie sich auch erst operieren lassen, damit ihr Körper der "Norm" einer Frau entspricht, um als Mensch geachtet zu werden?
Dieses Thema ist alles andere als einfach, zumal die meisten Menschen zu tief in ihren Denkmustern festgefahren sind. Für mich zählt daher an erster Stelle der Respekt vor dem natürlichen menschlichen Körper, wie auch immer er aussehen mag. Sowohl vor dem eigenen als auch vor dem der Mitmenschen. Gleichzeitig finde ich es auch wichtig, Menschen in ihrem ganzen Wesen wahrzunehmen, auch das was unter der Oberfläche liegt. Und das sich eben nicht durch eine Operation verstecken oder verändern lässt.
Auf gesellschaftlicher Ebene find ich die Idee von Unisex-Toiletten sehr sympathisch. Wobei mir auch bewusst ist, dass dies an Schulen schwieriger sein kann, da Kinder und Jugendliche manchmal sehr respektlos und grausam sein können und leider auch sexuelle Gewalt immer wieder ein Thema ist... da kann ich dann auch wieder Frauenrechtler(innen) nachvollziehen, die für Mädchen, nicht zuletzt auch wegen ihre biologischen Bedürfnisse (Regel), einen "geschützten Bereich" fordern.
Und ansonsten würd ich es wie gesagt erstrebenswert finden, wenn die gesamte Geschlechterthematik etwas entspannter gesehen werden würde und dafür mehr darauf geachtet würde, wie respektvoll ein Mensch im Umgang mit anderen (und sich selbst) ist, Denn auch viele Menschen, die sich eigentlich mit ihrem bioligischen Geschlecht identifizieren oder es zumindest annehmen können, leiden unter dem Schubladendenken unserer Gesellschaft...
Und regenkind, was mich am meisten an einer "Transfrau" oder einem "Transmann" stören würde sind die Dinge, die sie oder er ausblendet oder verdrängt. Mit anderen Worten: Ich würde mich wohler fühlen in der Gesellschaft einer Transfrau, die ihren biologischen Körper akzeptieren und respektvoll behandeln kann. Denn wie gesagt: Die Gene und die inneren Organe kann man nicht "umoperieren". Das selbe gilt auch für die andere Seite (Transmänner).
Was vielleicht auch noch ausgesprochen werden sollte: Auch Frauen können sich von anderen Frauen belästigt fühlen. Und manche Gespräche, die unter biologischen Frauen häufig üblich sind, sind zwischen einer biologischen Frau und einer Transfrau eben leider nicht üblich, oder zumindest nicht so einfach. Und das ist wieder ein Punkt wo ich den Standpunkt deiner Freundin nachvollziehen kann... dass es zum Beispiel als aufdringlich oder belästigend empfunden werden kann, wenn eine Transfrau erwartet, zu 100% wie eine biologische Frau wahrgenommen und behandelt zu werden. Und dabei die Gefühle der anderen Frau ausblendet und übergeht.
Daher mein Tipp: Gib anderen Menschen (egal welchen Geschlechts) die Möglichkeit, sich zurückzuziehen und vor der unbekannten Situation zu "schützen". Ohne ihnen das vorzuhalten, ohne von ihnen irgendetwas zu erwarten und ohne dich als "Opfer" zu präentieren und damit unterschwellig Akzeptanz durch Mitleid zu erregen. So wirst du auf lange Sicht sicherlich den meisten Zuspruch und die respektvollsten Kontakte und Freundschaften finden :)
Viele Grüße und alles Gute!