Hallo zusammen! Kurz zu mir: ich bin 24 Jahre alt, Krankenschwester in einer geschlossenen Psychiatrie und seit zwei Jahren glücklich mit meinem Freund zusammen. Allerdings habe ich kein großes Problem: Thema Zuneigung. Meine Kindheit ist gekennzeichnet von Gewalt und eher wenig Zuneigung, heißt selten mal eine Umarmung bekommen, wenig Zuspruch. Bei meinen letzten beiden Beziehungen musste ich mir die Zuneigung quasi erkämpfen. Für meine Partner war das nie selbstverständlich mich mal zu umarmen oder mal von sich aus auf mich zu zukommen und mich zu küssen. Nach einer Zeit hat sich das aber gelegt gehabt und war dann auch, ich sage es mal, meinen Vorstellungen entsprechend. Klingt jetzt vielleicht etwas doof. Bei meinem jetzigen Freund ist dasselbe „Problem“ aufgetreten. Ich suche vermehrt nach Zuneigung, möchte viel kuscheln, liebe es zu küssen und liebe auch den Sex. Sex gibt es für ihn höchstens 1 mal die Woche, kuscheln ist in einem angemessenen Rahmen, das mit dem Küssen ist auch besser geworden. Also anfangs war es so, dass es nur einen Kuss zur Begrüßung und zum Abschied gab. Zwischenzeitlich nichts. Das hat mich am Anfang sehr stark runter gezogen, gerade wenn man so frisch verliebt ist. Auch mit dem Sex. Es war von Anfang an wenig. Ich dachte zuerst es läge daran, das wir vorher gute Freunde waren, er vorher nur mit einer Frau geschlafen hat und relativ unerfahren ist. Aber das scheint es nicht zu sein, er möchte einfach nicht mehr Sex. Anfangs hat er mich immer vertröstet mit Zärtlichkeiten, z.B. Es ist doch viel schöner, wenn man von etwas weniger bekommt und sich auf das nächste mal freuen kann. Hat damals sehr an meinem Ego gekratzt. Für mich war es immer Selbstverständlich, wenn man frisch verliebt ist, dass man viel Zeit zusammen verbringt, kuschelt, viel Sex hat. Naja, jetzt sind zwei Jahre vergangen und es ist ok. Allerdings gibt es häufig Situationen, die mir sofort ein komisches Bauchgefühl machen, es fühlt sich an als wenn mir jemand ein Messer in den Bauch rammen würde, ich fange an zu weinen, habe das Gefühl ich spüre kaum noch, denke zeitweise über Selbstverletzung nach, fühle mich wie eingefroren. Ja, ich arbeite in einer Psychiatrie, aber damit kann ich einfach nicht umgehen und es nicht einordnen. Gestern gab es wieder so eine Situation. Wir lagen auf der Couch, ich habe ihn 1-2 mal geküsst und wollte noch einen 3. Kuss, er sagte nein ich will nicht. Er hatte zu der Zeit seinen Arm um mich, hab diesen dann fast Reflex artig weg geschoben. Mich hat diese Aussage so verletzt, ich kann es einfach nicht verstehen, wie man den Menschen den man liebt so abweisen kann. Er war dann sauer auf mich, wegen meiner Reaktion darauf. Ich habe dann nichts dazu gesagt und bin einfach ins Bett gegangen. Habe viel geweint, wieder über Selbstverletzung nach gedacht, um diesen Schmerz und Druck einfach los zu werden. Ich habe mich noch nie verletzt. Ich kann das Gott sei dank gut steuern. Mein Problem jetzt ist, ob meine Zuneigungswünsche übertrieben sind. Ich will nicht 24/7 Körper Kontakt, aber für mich ist es einfach selbstverständlich, dass man seinen Partner gerne küsst und ihm liebe schenkt. Ich weiß nicht, ob das mit meiner Vergangenheit zusammenhängt, ob ich gerade versuche das, was mir in meiner Kindheit gefehlt hat, nachzuholen. So sind meine Gedanken meistens, wenn wir über diesesThema streiten. Ich kann nicht sagen, was normal ist oder was nicht. Ich habe in dem letzten Jahr viele Freundschaften beendet, welche mich nur noch belastet haben. Sogar die zu meiner besten Freundin. Ich ziehe mich viel zurück, habe wenig Antrieb mich mit meinen Freunden zu treffen, feiern zu gehen, schöne Sachen zu unternehmen. Mein Tag gestaltet sich aktuell durch viel Schlaf und Couching. Ich bin eigentlich ein aktiver Mensch, habe früher gerne Sachen unternommen, war viel draußen, habe Sport gemacht. Aktuell bin ich froh, wenn ich den Haushalt schaffe. Ich vermeide treffen mit Freunden, suche ausreden. Fühle mich unwohl in Menschengruppen. Auf meiner Arbeit ist es ganz anders. Dort bin ich motiviert, lache viel, lege eigentlich immer gute Laune an den Tag, hab immer ein offenes Ohr für meine Patienten, kann diese gut beraten. Das fällt mir aber auch mittlerweile schwerer, da ich mich im Gespräch schon reflektiere, meinen Patienten Tipps gebe und merke, dass setze ich selbst nicht um. Ich habe Zeiten in denen ich viel weine, einfach so. Denke Zuviel nach. Ich habe Angst, dass ich in irgendwas rein Rutsche bzw. Schon drinnen bin. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Welchen Weg ich einschlagen soll.