Guten Morgen liebe Forum-Gemeinde!
Ich lese seit Tagen hier und anderswo im Internet um Rat und Hinweise zu finden. Nun habe ich mich entschlossen es kurzerhand aufzuschreiben.
Meine Frau und ich sind seit 5 Jahren verheiratet; seit 10 Jahren zusammen. Der Sex stand bei uns nie wirklich im Vordergrund, wenn wir ihn hatten war er aber sehr schön. Wir sind beide um die 40 und dachten angekommen zu sein.
Seit einiger Zeit hat meine Frau eine ältere Freundschaft wieder aufflammen lassen, weil die Freundin aus dem Schwangerschaftsurlaub wieder an den Arbeitsplatz zurückgekehrt ist. Beide waren bereits früher Kolleginnen. Sie ist Mitte 30, verheiratet, zwei kleine Kinder und kürzlich noch ein Haus gekauft.
Es begann eine nicht besonders intensive Frauenfreundschaft zu werden. Sie schrieben viel über WhatsApp und vielleicht einmal im Monat trafen sie sich an einem Abend, abwechselnd bei ihr oder bei uns. In beiden Fällen fungierte ich zu nächtlicher Stunde als Fahrer und holte bzw. brachte eine von beiden nach Hause.
Dann begann meine Frau immer häufiger über ihre Freundin zu sprechen, ja sie schwärmte manchmal regelrecht von ihr. Es gab keinen Tag an dem sie nicht über sie erzählte und Lobeshymnen über sie sang.
Sie bastelte selbst Geschenke, aber zu keinem bestimmten Anlass, sondern einfach so. Sie schrieben sich Postkarten mit "Lieblingsmensch" oder "Du bist der wertvollste Mensch für mich...". „... ich wüsste gar nicht was ich ohne Dich machen sollte!“ usw.
Ich habe mich für meine Frau gefreut, weil ihre Freundin vom Wesen her wirklich ein sehr angenehmer Mensch ist. Wir kennen uns vom Sehen.
Sie hat eine Art zurückhaltende Offenheit, die sie interessant macht und darüber hinaus sieht sie als Frau toll aus. Das kann ich als Mann sachkundig einschätzen.
In der ganzen vergangenen Zeit habe ich meiner Frau immer zugeredet und gesagt, dass sie etwas mit ihrer Freundin unternehmen solle, ich würde sie auch überall hinbringen bzw. natürlich wieder abholen.
Der letzte Abend bei ihrer Freundin dauerte dann bis 5 Uhr morgens und beide waren stark betrunken (kann man schon sagen), wobei etwa von 1 Uhr bis 4:30 Uhr meine Frau nicht auf meine Nachrichten reagierte. Ich hatte gegen 1 Uhr nur gefragt ob alles in Ordnung sein. Es war ungewöhnlich lang für sie.
Als ich sie abholte (die Freundin öffnete mir im Nachtgewand) war sie wie verwandelt und so kannte ich sie nicht. Sie behandelte mich wie ihren Dienstboten total von oben herab und nach wenigen Sätzen auf der 20-minütigen Fahrt ging sie wortlos ins Bett und schlief ein.
Wir redeten später darüber und sie entschuldigte sich wegen des übermäßigen Alkoholkonsums und ihrem Verhalten mir gegenüber.
Es ist wieder alles wie vorher und wir verstehen uns auch sehr gut, nur sitzt bei mir im Hinterkopf natürlich der Gedanke, das in diesen paar Stunden auch etwas passiert sein könnte, was man dem Partner besser sagen sollte. Wir können eigentlich immer über alles reden.
Das ist meine zweite Ehe (ihre auch) und ich hatte bereits in meiner ersten Ehe und bei einer Freundin vorher Berührungspunkte mit „Sex unter Frauen“.
Meine erste Frau sagte mir lange vor der Ehe, dass sie so etwas nie ausschließen könne, weil sie es einfach schön findet.
Sie erklärte mir in einer nicht zu übertreffenden, detaillierten Deutlichkeit, welche Dinge ein Mann einer Frau in der Beziehung nicht geben kann (und will), so dass sie - bei Bedarf und Mangelerscheinung - diese Defizite gedenke aufzufüllen, soweit sich eine respektable Gelegenheit ergeben sollte.
Keineswegs meinte sie damit kreuz und quer alles zu nehmen was das Angebot hergibt. In den 10 Jahren unserer Ehe hatte sie ein oder zweimal im Jahr eine Verabredung mit immer der selben Freundin, zu der ich sie auch hin brachte und am nächsten Tag wieder abholte. Wir kannten uns und verstanden uns gut – jeder wusste Bescheid.
Das ganze funktionierte wahrscheinlich, weil meine Frau immer sagte, dass es der Sex sei und nicht die Liebe. Es waren wohl die Gespräche, das Verständnis, Berührungen und zärtliches, stundenlanges Streicheln usw., usw. was sie so toll fand. Von einigen anderen Sachen, die die meisten Männer nicht beherrschen (aber es meinen zu können), einmal ganz abgesehen.
Dass sie einmal mit einer Frau zusammenleben würde, schloss sie kategorisch aus, so dass ich mir deswegen keine Sorgen zu machen brauchte und ich auch keinerlei Gefahr für unsere Ehe sah.
Damit will ich nur sagen, dass für mich jetzt nicht die Welt zusammenbrechen würde, falls dort etwas passiert sei – egal was. Es kommt eben darauf an, was für Gefühle vorhanden sind oder waren. Wenn von beiden nun das große coming out kommt; gut, dann ist das so.
Meine Frau ist immer ehrlich zu mir gewesen, da bin ich mir sicher. Sie hat auch mein vollstes Vertrauen und ich werde immer hinter ihr stehen. Deswegen geht es mir etwas schlecht, weil ich ihr unterschwellig in Gedanken einen Fehltritt unterstelle. Aber es könnte auch sein, das tatsächlich etwas war... Oder? Ansprechen möchte ich sie darauf eigentlich nicht.
Ich freue mich über jeden, der hier antwortet und schreibt, denn manchmal ist man ja auch „betriebsblind“ und sieht die Realität nicht.
Justus