Hallo ihr Lieben,
ich bin mitten in einer dreijährigen medizinischen Ausbildung, die aus schulischen und Praktikumsblöcken besteht. Der Beruf selbst ist mir wie auf den Leib geschnürt, nach eineinhalb Jahren bin ich jetzt in der dritten Praktikumsphase und es ist einfach top. Die Arbeit macht Spaß, das Feedback der Menschen an jeder Praktikumsstelle ist super, die Kollegen sind super und ich weiß, es ist genau der Job, den ich machen will.
Mein großes Problem: Die Schule! Es geht hier nicht um meine Noten, die passen. Es geht prinzipiell um meine Mitschülerinnen und die Unterrichtsmethoden.
Da sind zum einen die Lehrer, vor allem die in den praktischen Fächern. Die Methoden und Materialien, mit denen wir dort arbeiten, werden so in der Praxis nicht mehr angewandt und sind wohl schon seit 20 Jahren nicht mehr aktuell. Dann herrscht in den Praxisfächern ein mir teilweise unendlich vorkommender Zeitvorrat, die Labore und Technikräume dürfen aber in allen Fächern nur zu den Pausenzeiten und für Toilettengänge verlassen werden.
Da kommt dann die Klasse ins Spiel. Durch die ständigen Wartepausen (wir sind 21 Schüler und für einige Versuche und Übungen gibt es nur 2 oder 3 Geräte) kommt es zu einer teilweise ohrenbetäubenden Geräuschkulisse. Es wird nur Bullshit geredet und über andere Leute hergezogen. Die Praxis-Lehrer sind auch relativ oft nicht im Raum, sitzen nebenan im Büro, vergeben vorher Aufgaben, die bis Unterrichtsende erledigt werden sollen.
Im Theorieunterricht ist das alles erträglich, da haben wir recht gute Lehrkräfte, die dafür sorgen, das Ruhe herrscht und alle aufpassen. Die Klasse ist in mehrere Gruppen gespalten, es herrschen teilweise so furchtbare Zickereien, das Gift kann man förmlich einatmen, wenn man das Klassenzimmer betritt. Zwei Mitschülerinnen von mir haben das nicht mehr ausgehalten und deswegen schon im ersten Jahr bzw. jetzt erst vor Kurzem die Ausbildung abgebrochen. Ein anderer kommt nur noch zu den Prüfungen und sammelt viele Fehltage, Ende ungewiss.
Der Albtraum begann zum Ende des ersten Halbjahrs, als es zwischen den beiden "Alpha-Weibchen", die am Anfang noch best friends waren, zum Streit kam und sich eine andere Mitschülerin von einem Schüler aus der Parallel einen Korb holte. Es muss wohl noch mehr passiert sein, Genaues weiss etwa die halbe Klasse inklusive mir nicht, wir müssen nur mit den Konsequenzen leben...
Ich selbst halte mich aus dem ganzen Trubel raus, bin eine Einzelgängerin dort. Fühle mich manchmal so, als würde ich ein anderer Mensch, wenn ich die Schule betrete. Ich kenne mich so überhaupt nicht.
Den Lehrern sind die Probleme bekannt und unsere Klasse ist an der Schule auch bekannt dafür, "schwierig" zu sein. Allerdings wird sich nicht in interne Probleme eingemischt, die Direktorin meinte zu mir, es handele sich hier um "Erwachsenenbildung", private Probleme muss man selbst klären. Außerdem sähe der Lehrplan genau den Unterricht vor, den wir bekommen. Mein Versuch, mich in die Angelegenheit selbst einzumischen, war auch nicht gerade von Erfolg gekrönt....
Wie schon gesagt, ich liebe die Praktikas. Bin jetzt seit Februar an meiner aktuellen Stelle und auch hier ist alles super. Das ist genau der Beruf, den ich immer machen wollte. Allerdings ist in drei Wochen damit Schluss. Dann beginnt wieder der Schulblock und ich kriege jetzt schon Magenschmerzen und Angst, wenn ich daran denke, wieder "dahin" gehen zu müssen. Eigentlich muss mich das überhaupt nicht interessieren, was da vor sich geht, aber ich habe leider diese "feinen Antennen" und ein vergiftetes Klima ist überhaupt nicht meins...
Daher frage ich euch, ob ihr in der Ausbildung sowas hattet und was ihr getan habt, damit der Schulalltag etwas erträglicher wurde. Ich muss bis nächstes Jahr zum Abschluss noch ein bisschen in der Schule sein. Wie kann ich mich erfolgreich distanzieren. Wie gesagt, ich bin von den Reibereien nur insofern betroffen, das ich diese Konflikte der anderen mitbekomme und diese Spannung nicht abhaben kann...
Danke für Tipps