Ich habe von Kleinauf schlechte Erfahrungen mit Zahnärzten und ganz besonders Zahnarzthelferinnen.
Viel zu früh wurden mir gesunde Milchzähne gezogen, eine feste Spange in den Mund gesetzt und zu weiteren Behandlungen gedrängt.
Mit der Zahnspange hatte ich nur Probleme, vor jedem Arztbesuch hatte ich Schweißausbrüche und urische Angst. In der Praxis durfte ich mir nur unter Augenrollen anhören, dass ich mich ja nicht so anstellen solle. Davon, dass ich über die gesamte Behandlungszeit hinweg (2,5 Jahre) über Blutungen, Schmerzen und Entzündungen klagte, nahm man nicht wirklich Notiz. Angeblich ist das normal gewesen und ich ja sowieso nur eine Mimose.
Hinzu kam eine Art Depression mit etwa 14 Jahren. Ich hatte mit Mobbing zu kämpfen, einfach weil meine Mitschüler mich hässlich fanden und mich diese Spange zusätzlich entstellte. Von Zuhause konnte mir keiner helfen, meine Mutter war selbst depressiv. Es ging so weit, dass ich kaum am Morgen den Hintern aus dem Bett bekam, von Körperpflege brauch ich gar nicht erst anfangen. Ich war hässlich, wen juckte es da, ob man sich am Morgen frisch machte oder nicht? Es gab Zeiten, da wäre ich am Liebsten einfach weg gewesen.Im Nachhinein ganz schön dumm. Warum mir niemand damals helfen konnte, schließlich gab es genug offensichtliche Attacken, bleibt offen.
Das Ende vom Lied sind hässliche Zähne, die mein frisch aufgeputzes Selbstbewusstsein immer wieder in den Keller schubsen.
Als die Spange raus war, fing nämlich der nächste Ärger an. Kariesgefahr, Entmineralisierung. Ich konnte damals nicht sagen, dass es mir so schlecht ging, dass ich nicht mal Zähneputzen konnte. Der Zahnarzt schimpfte immer nur, dass ich faul sei.
Danach hatte ich den Zahnarzt gewechselt und bin tatsächlich zwei Jahre regelmäßig zu Kontrollen gegangen, habe sogar Zahnreinigungen machen dürfen (beim alten Arzt war mir das nie angeboten worden). Nach einer Hilfe, dass meine Zähne wieder schöner aussehen, traute ich mich gar nicht zu fragen. Mein alter Zahnarzt meinte nur, dass man nur noch gucken könnte, das sie nicht schlimmer werden.
Auf Schmerzen in den Backenzähnen und drumherum wurde ich auch beim neuen Zahnarzt nur abgewimmelt. Da sei nichts oder es sei nichts, was schlimm genug sei, als das man es behandlen müsse.
Ich bin vor kurzem umgezogen, weit weg von der Heimat. Meine Zähne sind und bleiben ein großer Störfaktor für mich. Ich kann nicht breit in eine Kamera lächeln oder herzhaft Lachen, weil sonst jeder die vergilbten Zähne sehen, die so gar nicht zu einer jungen Frau passen.
Ich nehme mir jeden Tag vor, endlich bei einem Zahnarzt anzurufen, aber die Panik ist so groß. Wieder abgewimmelt zu werden, wieder auf Unverständnis und Ekel zu treffen.
Ich weiß einfach nicht, wie ich mich überwinden kann. Es gibt in meinem Umfeld niemanden, dem ich mich anvertrauen könnte.
Ich hoffe einfach, dass es hier Leute gibt, die eine ähnliche Geschichte oder eine ähnliche Panik davor haben und vielleicht einen Weg gefunden haben, sich zu überwinden.