Ich war im Alter von 21 bis 24 mit einer 20 Jahre älteren Frau zusammen und ich bereue keinen einzigen Tag mit ihr.
Aber (und der Einwand musste ja kommen) natürlich bringt der Altersunterschied eben doch Probleme mit sich, die einem auf den ersten Blick gar nicht so klar sind.
Da ist zum einen das jeweilige Umfeld. Damit meine ich nicht etwaige Ablehnung oder Unverständnis (obwohl wir schon komisch angesehen wurden, ich eher als sie, sie wurde wohl oft auch einfach beneidet), sondern dass wir einfach in völlig verschiedenen Welten lebten. Einen gemeinsamen Freundeskreis könnten wir schwer aufbauen, die Interessen liegen einfach doch sehr weit auseinander. Oberflächlich war es cool und so, aber ich nehm sie ja nicht mit wenn ich mit meinen Jungs infantilen Quatsch mache und sie nimmt mich nicht mit zum Sonntagsbrunch mit Kollegen.
Dann kommt der Lebensentwurf hinzu. Ich, jung, dynamisch und gerade dabei eine berufliche Karriere einzuschlagen, mit Zielen und Wünschen und Hoffnungen, die jeden Tag auch wieder verworfen werden für noch viel hanebüchenere Traumschlösser. Sie hingegen eher mit Gedanken beschäftigt, wie sie work-life Balance möglichst zu Gunsten von life umgestalten kann, das Leben zu genießen und auch erste Gedanken an Ruhestand. Ich bin mittlerweile ausgewandert aus beruflichen Gründen in ein eher unbequemes Land, da hätte ich sie nicht hin mitnehmen können, die Risikobereitschaft ist einfach nicht mehr da.
Und ja, nicht zuletzt auch Kinder. Ich will nicht unbedingt jetzt sofort Kinder haben, aber auf jeden Fall irgendwann. Sie will auf jeden Fall keine mehr (wäre auch ein Risiko für ihre Gesundheit mittlerweile). Das ist ein dealbreaker, in dem jeder 'Kompromiss' nur unglücklich machen wird. Natürlich hätten wir das noch ein paar Jahre rauszögern können. Aber diese Kinderfrage schwebt wie das Schwert des Damokles immer über dir. Und noch ist sie nicht nur herzlich und geistreich, sondern auch jung und schön, sie wird einen Mann finden, der sie noch viele Jahre glücklich machen wird.
PS: wir haben uns im Guten getrennt und manchmal schreibe ich ihr einen Brief aus der Ferne. Wie gesagt, ich bereue keinen einzigen Tag.