Die "Fressanfälle" sind ein gutes Zeichen und eine Reaktion deines Körpers darauf, dass du wieder gesund werden möchtest. Dass es dir danach so schlecht geht, ist ein wichtiger Teil vom Gesundwerden:
Deine ganzen seelischen Probleme haben eine Ursache... das sind schwere, belastende Themen, die du durch dein Suchtverhalten und deine Komplexe kompensierst. So dass du sie nicht mehr so intensiv wahrnimmst... so dass sie nicht mehr so belastend sind. Wenn diese "Schutzmechanismen" (die dafür deinen Körper schädigen) wegfallen, dann wirst du mit den belastenden Themen wieder konfrontiert. Zum Beispiel in Form von den Depressionen, die du erwähnst.
Depressionen kann man auch als einen Entwicklungsprozess der Seele sehen, an dessen Ende man ein belastendes Thema verarbeitet und innere Widersprüche aufgelöst hat, und aus dem man mit einem gestärkten Charakter herausgeht. Das bedeutet nicht, dass dieser Prozess einfach ist, und es bedeutet auf keinen Fall, dass er bequem ist. Wenn du wirklich gesund werden möchtest, brauchst du die Bereitschaft, dich schmerzhaften Gedanken und Gefühlen zu stellen und sie zu fühlen.
Man kann seelische Verletzungen nicht "nur ein bisschen" aufarbeiten und damit einen Kompromiss finden. So hört das was du schreibst nämlich an... dass du zwar auf ein körperlich unbedenkliches Maß zunehmen möchtest, aber keinesfalls zu viel um dich nicht zu sehr überwinden zu müssen. Mit den 49 kg die du erwähnst bist du immer noch im unteren Gewichtsbereich... ich würde mir als Ziel setzen, deutlich über 50 kg zu kommen, und am besten auch über 55 kg. Es gibt auch einige Kliniken, die nach diesem Ansatz arbeiten und wo man so ein Gewicht für eine Weile halten muss, um als "geheilt" entlassen zu werden. Was ich damit sagen möchte: So lange du denkst, du könntest gleichzeitig "gesund" werden und "schlank" (für dein Empfinden) bleiben, sabotierst du deine eigenen Bemühungen und wirst wohl immer wieder Rückfälle haben.
Letztendlich ist entscheidend, wie radikal dein Wille, gesund zu werden, ist. Und was du bereit bist, dafür aufzugeben. Deine Bequemlichkeit? Dein "Wohlfühlen", das du dir durch dein Suchtverhalten und die Verdrängungsreflexe erarbeitet hast? Deine Vorstellung davon, wie dein Körper auszusehen hat?
Mein Rat an dich: Lass die Fressanfälle zu. Sei deinem Körper dankbar dafür. Lass es zu, dass es dir danach schlecht geht... und sei dankbar dafür, dass es dir schlecht geht und du leidest.
Du schreibst am Ende, dass die Anfälle dazu führen dass du dir wünschst, tot zu sein. Oder etwas anders formuliert: Die Vorstellung, zuzunehmen, ist bei dir mit Todesängsten verbunden (oder mit schlimmerem als tot zu sein). Versuche mal, diese Gefühle so umzulenken, dass du deinen Frieden mit der Vorstellung schließt, dass dich das Zunehmen umbringen könnte. Aber nicht durch dein aktives Handeln, sondern durch die äußeren bzw. automatischen Kosnequenzen, die sich durch das Zunehmen ergeben. Also akzeptieren, dass man sterben könnte und sich nicht gegen diese Vorstellung wehren... aber gleichzeitig nicht selbst daran mitwirken. Sondern einfach das akzeptieren, was von allein "von außen" kommt.
Ich weiß nicht ob ich den letzten Abschnitt verständlich genug ausdrücken konnte. Todesängste gehen oft auf die Kindheit zurück... vor wenigen Generationen war es für ein Kind ein lebensbedrohlicher Umstand, wenn es von seinen Eltern übersehen oder vergessen wurde. Dieses intuitive Wissen hat sich tief in unseren Genen festgesetzt, und daher kommen meistens diese rational unerklärlichen Ängste. Dass ein Teil der Seele noch auf der Entwicklugnsstufe eines (kleinen) Kindes gefangen ist, das nicht für sich selbst sorgen kann und Todesängste durchsteht... selbst wenn man schon erwachsen ist und für sich selbst sorgen kann. Vielleicht hilft dir dieser Zusammenhang, deine Gefühle etwas besser zu verstehen. Und auch den tieferen Sinn des letzten Abschnitts: Die Todesangst (bzw. die Angst die schlimmer als Todesangst ist) zuzulassen anstatt sich dagegen zu wehren... sie zu durchleben und auf diese Weise zu verarbeiten und hinter sich zu lassen...
Ich wünsch dir alles Gute für das neue Jahr und die Kraft und den Willen, wirklich gesund zu werden.